Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Carolus Therme Aachen

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Quelle: Aachener Zeitung

Carolus-Thermen kosten 15 Millionen mehr als kalkuliert

Aachen. Die Gemütslage im Aufsichtsrat der städtischen Kur- und Badegesellschaft (KuBa) war mehr als gedrückt. Krisenstimmung herrschte, als Geschäftsführer Werner Schlösser den Politikern am Dienstag mitteilte: Der Bau der Carolus-Thermen wird nicht - wie bisher berechnet - zehn, sondern gar 15 Millionen Mark teurer.

Das sind fast 25 Prozent der einst veranschlagten 61,5 Millionen. Unisono wurde beschlossen: Das Rechnungsprüfungsamt wird auf die Sache angesetzt.

Das Rechnungsprüfungsamt ist sozusagen die "Finanzpolizei des Rates". Im Auftrag der Politiker werden nun alle Thermen-Rechnungen minutiös untersucht - notfalls sogar mit Hilfe von externen Sachverständigen. Die Politiker wollen wissen: Woher kommt der Fehlbetrag von erneut fünf Millionen Mark, von dem sie am Dienstag - offiziell - erstmals hörten?

Noch im Januar war Werner Schlösser vor die Ratsgremien getreten und hatte ein Plus von zehn Millionen Mark bei den Baukosten eingeräumt. Das allerdings sollte das Maximum sein. Der Rat stimmte einer Bürgschaft für zusätzliche Kredite zu.

Aber: "Wir sind damals falsch informiert worden", bilanzierte Aufsichtsratsvorsitzender Heiner Höfken (SPD) am Dienstag bei einer eilends einberufenen Pressekonferenz im Badetempel. "Wir werden noch einmal nachfinanzieren müssen." Zahlen wollte er nicht nennen, doch nach AZ-Informationen geht es um jene fünf Millionen.

Höfken stärkte Schlösser demonstrativ den Rücken: "Er hat hier hervorragende Arbeit geleistet, hat den Bau geretettet, als der Generalunternehmer pleite machte." Dennoch sei die Desinformation vom Januar nicht wegzureden.

Schlösser selbst räumte gegenüber dem Gremium ein, damals eine falsche Information weitergegeben zu haben. Zwischen den beteiligten Verantwortlichen habe es "keine ausreichende Kommunikation und Missverständnisse" gegeben. Deshalb sei er von höchstens zehn Millionen Mehrkosten ausgegangen.

Die Parteien im Aufsichtsrat zeigten sich überzeugt, "dass das Geld nicht in dunklen Kanälen versickert ist". Höfken: "Jede Mark ist verbaut worden." Wo allerdings, das müsse geklärt werden. Vermutungen gehen dahin, dass es bei der Einrichtung - etwa in der Gastronomie - und bei den Computerkassen zu nicht addierten Kosten kam.

In eine fast fatale Situation gerieten in den vergangenen Wochen Handwerksbetriebe, die auf ihr Geld warteten. Erst durch sie war der Aufsichtsrat auf das erneute Minus aufmerksam geworden. "Alle berechtigten Rechnungen sind oder werden jetzt bezahlt", so Höfken. Nur etwa für drei Wochen habe man wegen einer Prüfung der Bürgschaften beim RP "in der Luft gehangen".

Das allerdings wird sich wiederholen, wenn die noch fehlenden fünf Millionen bei Banken locker gemacht werden müssen. Wegen der Untersuchung des Rechnungsprüfungsamtes wird dies einige Zeit auf sich warten lassen.

Heute wird Höfken den Rat unterrichten, in zwei Wochen gibt es eine Sondersitzung des Aufsichtsrates. Künftig muss die KuBa alle drei Monate über ihre Liquidität Auskunft geben. Möglicherweise muss die Stadt noch weiteres Geld zuschießen: Die Besucherzahlen sind sehr gut, aber noch knapp unter der Grenze zur Wirtschaftlichkeit, die nach neuen Berechnungen bei 950 pro Tag liegen soll. Höfken: "Für diese Einrichtung würde ich auch eine oder zwei Millionen Mark im Jahr zuschießen."
Stephan Mohne, 24.04.2001


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