Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Carolus Therme Aachen

Presse Carolus Thermen Aachen


Quelle: Aachener Nachrichten
11.05.2001

Therme: Weshalb so viele neue Zahlen? - Höfken ist leicht verbittert

Der Gutachter schweigt

Aachen (an-o). Wenn die Therme tatsächlich statt mit 1,75 Millionen Mark plötzlich mit 5,8 Millionen Mark Steuergeldern pro anno vor dem Insolvenzverwalter geschützt werden muss - woran läge es? Und wer hätte sich da so katastrophal verrechnet?

Das Gutachten, dem der Rat der Stadt vertraute und dessen Zahlenkolonnen die Basis für den Baubeschluss lieferten, stammt von der Hamburger Firma Wenzel & Partner Freizeit Unternehmensberatung. Dort hieß es am Donnerstag, zur offensichtlichen Diskrepanz zwischen Prognose und Realität (weniger Besucher als erwartet, weniger Umsatz pro Gast als ausgerechnet) könne man sich zurzeit nicht äußern - "wir haben keine harten Fakten und damit keine Basis für eine Kommentierung". Auch gebe es nach Aachen bis jetzt keinen Kontakt, man gehe aber davon aus, "dass in irgendeiner Form das Gespräch gesucht wird".

Auch ohne den Hamburger Sachverstand hat man herausgefunden, weshalb die Besucher weniger Geld in der Therme lassen als erhofft - die Saunenlandschaft wird zu wenig frequentiert. Der Grund dafür ist offenes Geheimnis: Schon um 22 Uhr ist, mit Rücksicht auf die Anwohner, Zapfenstreich. Ein Experte: "Für die, die erst nach Feierabend in die Sauna können, ist das viel zu kurz, das lohnt sich nicht."

Offen bis Mitternacht?

Das wäre dann mit neuen Öffnungszeiten (bis Mitternacht?) in den Griff zu bekommen. Schwieriger könnte es werden, auf die von Wenzel & Partner veranschlagten 1150 Tagesgäste zu kommen - bisher sind es um die 900, allerdings "mit den schwachen Sommermonaten vor der Brust", so der Aufsichtsratsvorsitzende Heiner Höfken. Er setzt denn auch voll auf den Herbst und massives Marketing.

Dem Sozialdemokraten, zugleich Fraktionschef im Stadtrat, weht der Wind zurzeit ins Gesicht, auch aus den eigenen Reihen. Was ihn zunehmend verbittert, "denn nicht ich habe die Therme beschlossen, das waren insgesamt 53 Ratsmitglieder. Und die kannten alle das Wenzel-Gutachten - ich bin doch nicht zuständig für Leute, die dann später nicht kommen." Das, was der Aufsichtsrat zu vertreten habe, könne er vertreten, "die Therme ist jede Mark wert, die sie gekostet hat".

Was nach Höfkens Ansicht bei aller Aufregung über das immer kostspieliger werdende Badeparadies vergessen wird: dass die Alternative noch teurer geworden wäre. Seine Rechnung: Ohne Therme habe man Quellenhof und Römerbad behalten und sanieren müssen - was bis zu 20 Millionen Mark verschlungen hätte. Zum Betrieb sei dieselbe Personalstärke bei sehr viel weniger Besuchern nötig gewesen. Und vom Verkauf der beiden Einrichtungen habe die Stadt auch noch kräftig profitiert. All das sei auf dem berühmten "Bäderparteitag" der SPD Entscheidungsgrundlage gewesen.
Alfred Stoffels


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