Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Carolus Therme Aachen

Presse Carolus Thermen Aachen


Quelle: Aachener Nachrichten

an-online: Aachener Nachrichten (Stadt)

26.04.2001

Rechnungsprüfungsamt nimmt die Therme unter die Lupe

Heiner Höfken geht auf Distanz

Aachen (an-o). Das "Schwarzbuch der Verschwendung" des Steuerzahlerbundes erscheint üblicherweise Ende September. Bis dahin wird wahrscheinlich klar sein, ob Aachen darin aufgelistet wird, wg. Edel-Therme. Das städtische Rechnungsprüfungsamt hat am Donnerstag mit der Prüfung begonnen.

Die erneute Verteuerung des flammneuen Erholungstempels an der Passstraße um bis zu fünf Millionen Mark ist zur Zeit das Stadtgespräch in Aachen. Erst im Januar mussten, über die (aus 1995 stammende) Kostenschätzung von 61, 5 Millionen Mark hinaus 10 Millionen Mark zusätzlich bewilligt werden. Damals versicherte Werner Schlösser, Geschäftsführer der städtischen Tochter Kur- und Badegesellschaft (Kuba), damit werde man auf alle Fälle auskommen.

Eine Falsch-Information, wie sich in der Sitzung des Aufsichtsrates am Dienstag herausstellte (wir berichteten). Bis zu fünf Millionen Mark werden noch fällig, wobei die endgültige Summe noch nicht feststeht.

In den Mittelpunkt des Interesses rückte gestern naturgemäß Kuba- und Verkehrsvereinsgeschäftsführer Werner Schlösser. Aufsichtsratsvorsitzender Heiner Höfken, der sich am Dienstag noch voll hinter den Geschäftsführer ("hervorragende Arbeit") gestellt hatte, ging am Donnerstag auf Distanz. "Das ist ein absolutes Ärgernis, dass die Therme wesentlich mehr kostet. Vor allem die Art und Weise, wie der Aufsichtsrat informiert wurde."

Und wie hat Geschäftsführer Schlösser den neuerlichen Fehlbedarf in der Sitzung begründet? Höfken: "Er kann es nicht erklären." Dennoch bemühte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende um Schadensbegrenzung. Einmal mit dem Hinweis, dass es sich um ein bundesweit einzigartiges Vorzeigeprojekt handele, zum anderen mit der Feststellung, dass man Glück im Unglück habe.

Die Kostenkalkulation aus 1995 basiere nämlich auf einem Zinssatz von 7,5 Prozent für die aufgenommenen Kredite, man haben einen Großteil aber für 5,5 Prozent aufnehmen können. Insofern halte sich die Mehrbelastung in Grenzen und erhöhe sich die Wirtschaftlichkeitsgrenze von 1100 Besuchern pro Tag kaum.

Die Verteuerung um 10 Millionen war durch normale Baukostensteigerungen, aber auch durch ursprünglich nicht eingerechnete Ausgaben wie für den Bau des Ersatz-Campingplatzes am Branderhofer Weg, der Errichtung eines - durch die Carolus-Therme weggefallenen - Kinderspielplatzes im Stadtgarten und der Konkurs des Generalplaners erklärt worden.

Den Vorwürfen des Steuerzahlerbundes, der auch Regresszahlungen gegenüber dem Aufsichtsrat ins Gespräch gebracht hatte, sieht Höfken jedenfalls "sehr gelassen" entgegen. Er glaube nicht, dass sich das Kontrollgremium einer Pflichtverletzung schuldig gemacht habe: "Wenn für das, was wir bezahlen, ein Gegenwert da ist, hat die Stadt keinen Schaden erlitten."

Geschäftsführer Schlösser hielt sich am Donnerstag bedeckt: "Das Rechungsprüfungsamt hat mit der Prüfung begonnen. Ich finde es deshalb unpassend, eine Stellungnahme abzugeben."
Heiner Hautermans


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