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Aachener Zeitung 07.03.2010

Schweine statt Touristen nördlich des Sees

(gep) | 07.03.2010, 16:09

Römerpark: Schweine statt Touristen

Schöne Aussicht: Nach dem Aus für den Multithemenpark in Aldenhoven ist der Weg frei für einen Großmastbetrieb mit 1300 Schweinen. Foto: imago

Aldenhoven/Eschweiler. Nach dem Aus für den Multithemenpark in Aldenhoven ist der Weg frei für einen Großmastbetrieb mit 1300 Schweinen. Das könnte aufgrund der vorherrschenden Windrichtung zu Geruchsbelästigungen in Niedermerz führen, schätzt Bürgermeister Lothar Tertel.

"Für Schleiden wird es am schlimmsten", befürchtet Ortsvorsteher Hans-Josef Königstein (CDU).

Zu Ende ist damit auch eine "unendliche Geschichte", die des Multithemenparks bei Langweiler. "Daraus ist leider nichts geworden", stellt auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Reinhard Paffen fest. Denn mit Rücksicht auf dieses touristische Großprojekt, bei dem einst von bis zu 500 Arbeitsplätzen die Rede war, war eine baurechtliche Veränderungssperre verhängt worden, um die beiden Schweinemäster zu stoppen, als diese eine Bauvoranfrage an den Kreis Düren gerichtet hatten und schließlich abgewiesen wurden. Das Konsortium klagte jedoch dagegen und gewann schon in der ersten Instanz.

Die Berufung kam nicht zustande, weil ein Gutachten zu dem Schluss gekommen ist, dass der Raum Aldenhoven nicht sonderlich attraktiv für den Übernachtungstourismus sei, schildert Tertel den Gang der Dinge. Damit hätte eine Berufung keine Chance gehabt. "Der Rechtsweg macht keinen Sinn", meint auch Paffen.

Somit ist dem Multithemenpark des Aldenhoveners Karl-Heinz Albrecht mit Hotel, Bungalows, Sauna- und Wasserlandschaft, Sport- und Spielanlagen, Geschäften und Gastronomiebetrieben die kalkulatorische Grundlage entzogen worden.

Rund 100 Millionen Euro sollten für dieses "Römer-Park Resort" auf etwa 42 Hektar verbaut werden, hinzu kommen sollte noch ein naturnaher Landschaftspark auf sechs Hektar. Der Gutachter aber kommt zu dem Schluss, dass das Konzept so nicht umsetzbar sei.

Ein erheblicher Störfaktor in der Landschaft sei zudem das wuchtige RWE-Kraftwerk Weisweiler. Und es gebe in unmittelbarer Nachbarschaft den konkurrierenden - mit öffentlichen Mitteln geförderten - Freizeitpark Blausteinsee in Eschweiler, der kaum Gnade vor den Augen des Gutachters finde, so Reinhard Paffen.

Albrecht hatte zwar schon schon Vorverträge mit dortigen Grundeigentümern abgeschlossen, doch in Langweiler formierte sich Widerstand. Der Ort war 1989 für bäuerliche Umsiedlungsbetriebe aus Lohn, Erberich und Fronhoven und als landwirtschaftliche Konzentrationszone aus dem Boden gestampft worden.

Es gebe keine Handhabe gegen den Maststall, sagt Bürgermeister Tertel. Auch das Bundes-Immissionsschutzgesetz "zieht nicht", denn für ein Genehmigungsverfahren nach BImSchG ist die Zahl der Tiere zu gering. Das Gesetz greift erst bei Stallanlagen ab 1500 Schweinemast-, 560 Sauen- oder 250 Rinderplätzen. Und für eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) liegen die Bestandsgrenzen bei 2000, 750 und 350 Tieren.

Einem Bauantrag für die Mastanlage würde daher jetzt nichts mehr entgegenstehen, sagt Tertel.

Auch die Erlössituation für Schweinehalter hat sich verbessert. Der Großschlächter Westfleisch, Münster, erwartet für das laufende Jahr gute Schweinepreise. Denn EU-weit sollen rund zwei Prozent weniger Schweine geschlachtet werden als 2009.

Steigerung möglich

Und die Landwirtschaftskammern sprechen von einer Entschärfung der dramatischen Situation seit Mitte 2008. Die Mäster profitierten von der guten Getreideernte und deutlich gesunkenen Futtermittelkosten. Auch der Ferkelzukaufspreis sei rückläufig. Trotz voraussichtlich niedrigerer Mastschweinepreise könnten die Betriebe sogar mit einer leichten Steigerung des Unternehmensergebnisses rechnen.

Ausgeschlafen Mäster

Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW, Bonn, sieht gerade in in der Ackerbauregion Jülich, wo die Viehdichte gering ist, noch Raum für die Schweinemast. Für Ackerbauern biete sie etwa die Möglichkeit, niedrige Erlöse bei Getreide zu kompensieren. Für ihn ist klar, dass hier Veredlung "rentabel sein kann", aber die Schweinemäster "müssen ausgeschlafen sein".

Das ist eine verlockende Perspektive, auch wenn in Niedermerz gemunkelt wird, die Bauvoranfrage sei seinerzeit wohl eher ein "Störmanöver" gegen den Multithemenpark gewesen.


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