Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Spaßbad Auerbach

Quelle: FAZ.net 16. Oktober 2008

Auerbach

Spaßbad macht keinen Spaß

Von Reiner Burger

Natürlich waren die Leute im vogtländischen Auerbach stolz, als sie 1998 ihr Spaßbad bekamen. Anders als viele andere Städte Ostdeutschlands, die vor allem deshalb bauten, weil es viel Fördergeld dafür gab, konnte Auerbach seine Investition immer auch damit begründen, dass man als Erholungsort ein Bad für seine Gäste brauche. Und trotzdem hat die Stadtverwaltung längst den Spaß am Bad verloren.

Erst liefen der städtischen Betreiberfirma die Kosten davon, dann warf ein privater Pächter nach nur zehn Monaten das Handtuch. Seit 2004 schon ist die Einrichtung geschlossen. Als Auerbach 2007 einen neuen Betreiber gefunden hatte, stieß ein Gutachter auf so erhebliche Mängel, dass das Bad nicht wiedereröffnet werden durfte.

Am Montagabend hat sich der Gemeinderat mit der Frage beschäftigt, ob das Gebäude abgerissen werden soll. Vieles spricht für diese radikale Lösung, denn das seinerzeit 25 Millionen Mark teure Bad ist für die Stadt ein Fass ohne Boden. Seit 1998 hat Auerbach 6,5 Millionen Euro in sein Spaßbad gesteckt. Wie ein weiterer Gutachter herausfand, waren etwa die Energiekosten wegen eklatanter Planungsfehler viel höher als nötig.

Solche Schwierigkeiten sind in Sachsen keine Seltenheit. Mehrere Städte im Erzgebirge mussten ihre Zuschüsse erhöhen, um die Schließung ihrer Spaßbäder abzuwenden. In Marienberg schuf man sich durch den Einsatz von Erdwärme Entlastung. Im Spaßbad Aqua Marien werden dank Geothermie nun Jahr für Jahr 60 000 Euro weniger für Gas ausgegeben als bisher.

Derweil hofft man in Auerbach auf einen Neuanfang. Nach dem Abriss soll ein kleines, energieeffizientes Bad vornehmlich für den Schul- und Vereinssport sowie für Touristen entstehen. Voraussetzung ist allerdings, dass Auerbach nicht alle Fördermittel (90 Prozent der Baukosten) zurückbezahlen muss, die einst flossen. "Das würde uns 19 Jahre lang lahmlegen", sagt der Rathaus-Sprecher.

Für das Auerbacher Spaßbad bliebe dann nur die Seiffener "Lösung": In der Erzgebirgs-Schnitzerstadt ist das Spaßbad schon seit acht Jahren geschlossen. Im vogtländischen Adorf dagegen hat man die Schwimmhalle mittlerweile zu einer Diskothek umgebaut. Selbst dafür aber wäre das Auerbacher Spaßbad zu marode.