Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Erlebnisbad Backnang

Quelle: Stuttgarter Nachrichten online 25.09.2000

Die Backnanger Spaßbadpläne sind nicht wasserdicht

Backnang - Seit Jahren schmiedet Backnang Pläne für ein Erlebnisbad. Ein Gutachten zu den Angeboten zweier Inverstorengruppen sollte das Projekt wasserdicht machen. Doch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wibera kam zu dem Schluss: beide Spaßbadkonzepte sind nur mit gewaltigen Nachbesserungen realisierbar.

VON BETTINA BERNHARD

Erwartet hatten Backnangs Gemeinderat und Verwaltung, dass ihnen die Gutachter sagen, ob sich das Projekt lohnt und dann klar eines der beiden Konzepte empfehlen: das der Stuttgarter Interspa-Gruppe, die gegenüber des heutigen Mineralfreibads ein Spaßbad für rund 35 Millionen Mark bauen und beide Bäder via Brücke über die Murr verbinden will, oder das der Arbeitsgruppe GMF (Backnang/München), das für rund 25 Millionen Mark ein Spaßbad direkt neben dem Mineralfreibad plant und das Freibad integriert. Beide sehen die Schließung des maroden Hallenbads vor. In beiden Varianten müsste sich die Stadt nicht an den Investitionen beteiligen, sondern nur an den laufenden Kosten mit rund zwei Millionen Mark pro Jahr - was dem derzeitigen Zuschussbedarf für die Bäder entspricht.

Diesen Erwartungen entsprach das am Donnerstag im Gemeinderat vorgestellte Gutachten jedoch nur teilweise. Zwar kam die Wibera, die im Sommer auch eine groß angelegte Umfrage in Backnang gestartet hatte, zu dem Schluss, dass Backnangs Bürger das Freizeitbad wollen. Auch die Frage, ob man das nötige Besucherpotenzial aus der Region zusammenbringen könnte, beantwortet das Gutachten mit Ja. Und wirtschaftlich betreiben könne man ein solches Bad auch. Aber: nicht mit einem der vorgelegten Konzepte. Zwar enthielten beide gute Ansätze, doch realisierbar seien sie nur mit Nachbesserungen. Die Stadt müsse dazu zunächst klare Vorgaben machen für den Standort, die Angebotspalette (Sport/Wellness/Gesundheit/Familien), die Finanzierung und das Betreibermodell. Zudem empfiehlt die Wibera, sich unbedingt mit der Stadt Schorndorf kurzzuschließen, die ebenfalls mit dem Bau eines Erlebnisbades liebäugelt. Denn zwei solche Bäder würden sich nach Ansicht der Gutachter gegenseitig kaputtmachen.

Etwas ernüchtert auf Grund der Untersuchungsergebnisse wollen die Gemeinderäte das Thema zunächst in den Fraktionen, später dann im Gemeinderat diskutieren. Denkbar ist nach Angaben von Rathaussprecher Jochen Beglau, dass man danach die Investoren auffordert, ihre Pläne zu überarbeiten. Auch Gespräche mit Schorndorf erschienen sinnvoll.