Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Presse Ferienresort Schloss Beberbeck


Quelle: Wiesbadener Tagblatt

Kino

Der Traum vom Urlaubsparadies in Hessisch-Sibirien

19.03.2009 - WIESBADEN

Von Peter Müller

Klaus Sterns Dokumentation "Henners Traum - Das größte Tourismusprojekt Europas" im Caligari

Der Mann hat einen Traum. Eine kühne Idee, geboren in einer ad absurdum geführten Ära des "anything goes", als Banken noch 25 Prozent Rendite erzielten, das umherschwirrende Geld sich auf wundersame Weise vermehrte und Großinvestoren an jeder Biegung des Turbokapitalismus lauerten. Dass der globale Goldrausch selbst den Bürgermeister eines 17 000-Seelen-Städtchens in der nordhessischen Provinz infizieren konnte, mag kaum verwundern. Ein Stück vom ganz großen Kuchen soll es werden für Hofgeismar und sein Naturschutzgebiet nahe der verwunschenen Sababurg, das Ortskundige gerne "Hessisch-Sibirien" nennen. Bevor die Welt jedoch zu Gast sein kann im Reinhardswald, braucht es Pioniergeist, Tatkraft - und eben eine Vision. Heinrich "Henner" Sattler, 62, hat sie.

Nicht mehr und nicht weniger als das bombastischste Tourismusprojekt Europas will der umtriebige Bürgermeister mit seinem Ferienresort "Schloss Beberbeck" aus dem Boden stampfen: Luxus-Hotels - 5 Sterne natürlich -, rund 600 Häuser, Golfplätze, ein Reit-Areal mit Trabrennbahn, eine künstliche Seenlandschaft und alles, was auf gut 800 Hektar Fläche so an "Facilities" dazugehört, wie es im Banker-Neudeutsch heißt. Für avisierte 420 Millionen Euro.

Sattler joggt zwar im Vorspann noch durch menschenleere Alleen, über denen die Krähen kreisen, aber das touristische wie ökologische "Leuchtturmprojekt" ist bereits in der Mache: Roland Koch war mehrfach da, hat abgenickt und Fördergelder zugesagt, bürokratische Hürden waren weg geräumt, Bevölkerung und selbst Opposition überzeugt, auch der Baumeister gefunden: Architekten-Guru Tom Krause, ein Visionär von Welt, der Ferienträume zwischen Abu Dhabi und Eschweiler realisiert.

Wir schreiben den Januar 2006, und Klaus Sterns Kamera ist dabei. Der preisgekrönte Dokumentarfilmer hat über zweieinhalb Jahre "Henners Traum" begleitet - eine großartige Langzeitbeobachtung, die Heimatfilm, Wirtschaftsdokumentation und politisches Lehrstück in einem ist. Wenn man so will, der Film zur Krise. Und wie immer zwingt Stern den Zuschauer zum Denken. Er beobachtet, hört hin, ordnet ein, ohne ein Urteil zu fällen oder seine Protagonisten vorzuführen. Ein zunehmend zäher Verhandlungs-Marathon, die Hatz nach Investoren und Entwicklung hier, die Bewahrer und Traditionspfleger dort - im Herbst 2008, wenn der Film endet, wächst "Henners Traum" im Sturm des Finanz-Crashs ins nahezu Utopische. Wo über 400 Millionen Euro auftreiben für ein inzwischen heftig polarisierendes Projekt mit diesem Risikofaktor? Seinen Initiator indes scheint das alles wenig zu beeindrucken.

"Henners Traum - Das größte Tourismusprojekt Europas", Samstag, 21.3., 20 Uhr, Caligari


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