Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Presse Ferienresort Schloss Beberbeck


Quelle: HNA Online

Ferienresort Beberbeck: Fließt Geld aus dem Osten?

Betreiber wagen sich aus der Deckung, Investoren noch nicht

Hofgeismar. Das geplante Ferienresort Beberbeck ist nach Ansicht des Hofgeismarer Bürgermeisters Heinrich Sattler lebendiger denn je.

Voller Stolz präsentierte er als Aufsichtsratsvorsitzender der Besitzgesellschaft Domäne Beberbeck am Freitag zwei neue Hotelketten als interessierte Betreiber, und ließ gleichzeitig verkünden, dass zwei Konsortien aus dem asiatischen und osteuropäischen Raum ihre Absicht erklärt haben, als Investoren die 450-Millionen-Euro-Anlage zu stemmen.

Während die Namen der Hotels bereits offen genannt werden, hält sich Michael Müllner von der Wiener EPIC-Gruppe, die mit der Suche nach Investoren betraut wurde, sehr bedeckt. Das aber aus einem seiner Ansicht nach guten Grund. Schließlich besage das neue EU-Recht, dass die Suche nach Investoren öffentlich ausgeschrieben werden müsse. Das solle im ersten Quartal 2009 erfolgen, und erst danach könne man mit Namen an die Öffentlichkeit gehen.

Gleichwohl sind für Müllner die Interessenbekundungen der Investoren in Form eines Letter of intent (Loi) ebenso ernst zu nehmen, wie es auf Seiten der Betreiber der Fall ist. Niemand werfe hier leichtfertig seinen Hut in den Ring. Die potenziellen Geldgeber hätten Pläne und mögliche Betreiber genau geprüft.

Bei den bisher interessierten Betreibern hat man es mit namhaften Ketten zu tun. Neben Kempinski, das bereits vor Monaten seine Absicht erklärte, das Fünf-Sterne-Haus in der 6000-Betten-Anlage zu betreiben, sind nunmehr die Lindner-Gruppe für das Tagungs- und Konferenzhotel (vier Sterne) hinzugekommen und die WUND-Gruppe, die den Bereich Wellness, Badelandschaft und Freizeit auf einem gut 16 000 Quadratmeter großen Areal in Beberbeck abdecken will. Außerdem, so sagte Ralf Kessler als Vertreter der Friedrichshafener Hotelkette, sei man an einem Haus mit 150 Zimmern interessiert.

Bürgermeister Sattler versäumte nicht, auch noch einmal den großen Rückhalt für das Projekt aus der Landesregierung zu erwähnen. Nach wie vor stehe Wiesbaden hinter den Plänen. Das heiße unter anderem, dass die Regierung ihre Zusage einhalten werde und die 30 Millionen Euro Infrastrukturhilfe leiste. Im Haushalt 2009 sei ein erster Betrag vorgesehen, und für die folgenden beiden Haushaltsjahre sollten Verpflichtungsermächtigungen eingestellt werden.

Architekt Tom Krause zeigte sich optimistisch, dass in sechs bis zehn Monaten Baurecht geschaffen werde. Und so lange, so sagte er auf eine entsprechende Nachfrage, stünden ganz sicher auch Betreiber und Investoren zu ihren abgegebenen Zusagen.

Nicht viel Neues - SPD, Die Linke und WSD sind enttäuscht

Nicht ganz so euphorisch wie Bürgermeister Heinrich Sattler sahen die Fraktionsvorsitzenden von SPD, WSD und den Linken die gestrige Pressekonferenz in der Stadthalle.

Frank Nikutta (SPD) war etwas enttäuscht. Er hatte sich von dem Verlauf mehr versprochen. Negativ fiel ihm vor allem die Tatsache auf, dass weder von Kempinski, noch von der Lindner-Hotelgruppe Vertreter anwesend waren. Mithin bleibe für seine Fraktion doch vieles im Unklaren, sagte Nikutta. Ein klares Bekenntnis der beiden Hotelketten zu dem Projekt könne er aus solch einem Verhalten jedenfalls nicht ableiten.

Noch drastischer formulierte es Jürgen Knauf von der WSD. "Ich fühle mich verschaukelt", entfuhr es ihm als erste Reaktion. Investorennamen, wie in der Einladung angekündigt, habe er jedenfalls keine gehört, sagte Knauf. Auf den Punkt gebracht habe ihm die ganze Veranstaltung nichts gebracht.

Ähnlich sah das Dr. Christian Knoche von der Fraktion Die Linke. Das sei doch alles nichts Neues gewesen, lautete sein Urteil nach den anderthalb Stunden. Wenn man eine Veranstaltung so großspurig ankündige, müsse mehr dabei herauskommen. Außer der Hotelgruppe Lindner als potenzieller Betreiber, seien für ihn jedenfalls keine Neuigkeiten dabei gewesen.

Hintergrund: Zwei-Millionen-Euro-Bürgschaft

Sollten in nächster Zeit weitere Gutachten notwendig sein, um Baurecht für die geplante Ferienanlage Schloss Beberbeck zu bekommen, ist es denkbar, dass die bereits gewährte zwei-Millionen-Euro-Bürgschaft für die Besitzgesellschaft Beberbeck erhöht werden muss. Das sagte Bürgermeister Heinrich Sattler gestern während der Pressekonferenz, als Investoren und Betreiber für die Ferienanlage präsentiert werden sollten. Bis Ende 2008 seien alle von der Besitzgesellschaft erteilten Aufträge bezahlt worden, hieß es. Doch müssten zusätzliche Gutachten wegen Bedenken der Träger öffentlicher Belange erstellt werden, könne es durchaus sein, dass die Stadtverordneten in den nächsten Wochen oder Monaten darüber befinden müssten, ob dieser Betrag aufgestockt werde, ließ Sattler verlauten.

Bestätigt wurde von ihm, dass der so genannte Closing-Termin bereits vom 31. Dezember 2008 auf den 30. Juni 2009 verschoben worden sei. Dies ganz maßgeblich auch deswegen, da die geforderte EU-weite Ausschreibung für die Investorensuche sehr viel Zeit in Anspruch nehme.

Die Bettenzahl in Beberbeck soll nach wie vor 6000 betragen. Sie verteilt sich folgendermaßen: 2600 Hotelbetten und 3400 Betten in Appartements, Villen und Ferienhäusern. Auf den 5-Sterne-Bereich entfallen dabei 340 Betten.

Von Peter Kilian

05.12.2008


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