Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Ferienresort Hofgeismar Beberbeck - TV


Quelle: hr, 11.09.2008

"Unseriös"

Heftige Kritik an Ferienpark-Gutachten

Der geplante Mega-Ferienpark auf der Staatsdomäne Beberbeck stößt auf Widerstand bei Umweltschützern. Die positiven Gutachten der Stadt Hofgeismar kritisierten sie am Donnerstag als "statistische Irrfahrt".

Von hr-Reporterin Gabriele Doehring

Umstrittenes Beberbeck-Projekt

Wo jetzt noch Kühe grasen und Getreide geerntet wird, soll in ein paar Jahren Europas größte Ferienanlage für über 6.000 Gäste stehen. Die Stadt Hofgeismar und das Land Hessen hoffen auf 2.000 Arbeitsplätze. Dementsprechend euphorisch fallen die 24 Gutachten aus, die Hofgeismar vorgelegt hat.

Das Aktionsbündnis von BUND und NABU, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Deutschen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz übt heftige Kritik an den Gutachten. Besonders die Freizeitnutzungsstudie sowie die Verkehrs- und Ökologiegutachten seien das Papier nicht wert, auf dem sie stehen, empört sich der Sprecher des Aktionsbündnisses Hermann-Josef Rapp: "Sie haben versäumt, sich so mit der Materie auseinander zu setzen, dass es den wirklichen Qualitätsnormen eines Gutachtens gerecht wird - und gerade bei diesen Auswirkungen!"

Golf-Touristen wichtiger als Familien

Die Freizeitnutzungsstudie beschreibt die verschiedenen Besuchergruppen und ihre speziellen Interessen. Als größte Gruppe gelten die Golf-Touristen, von denen 63.000 jährlich erwartet werden. 52.000 Besucher sollen laut Studie Familien mit Kindern sein. Während die ersteren als wohlbetucht eingeordnet werden, erhalten Familien eine unterdurchschnittliche finanzielle Stellung. Eine solche Einteilung verärgert Rapp. Es sei doch nicht seriös, "Familien als konsumschwach darzustellen, die nur spazieren gehen".

Höchst unzufrieden sind die Naturschützer auch mit dem Verkehrsgutachten. Es beschränke sich nur auf den Umkreis von 10 Kilometern rund um das geplante Ferienresort, müsste aber den gesamten Reinhardswald erfassen, da die Besucherströme von weit her kommen. Wer zum Beispiel aus Frankfurt anreisen will, den führt sein Navigationsgerät über die Autobahn bis nach Hann. Münden-Lutterberg und von dort die Reinhardswald-Höhenstraße entlang nach Beberbeck. Diese Route komme aber im Gutachten gar nicht vor, kritisieren die Naturschützer. Außerdem fehle eine fundierte Ist-Analyse, die den jetzigen Verkehr erfasse.

Wildkatze könnte vertrieben werden

Rund um Beberbeck leben die Wildkatze und der Schwarzstorch. Auch der Luchs wird dort langsam heimisch. Damit die Wildkatze erhalten bleibt, soll auf den Straßen die Tempobegrenzung von 50 Stundenkilometern eingeführt werden. Dies aber sei erstens nicht durchsetzbar und zweitens überhaupt nicht ausreichend, erklärt Harald Reubert von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz. Seine Befürchtung, wenn der Freizeitpark kommt: "Die Wildkatze wird den Reinhardswald verlassen."

Hinzu kämen viele Fehler und falsche statistische Berechnungen und nicht wissenschaftlich fundierte Zahlen, die die Naturschützer bemängeln. So brauche der Schwarzstorch als Fluchtdistanz 500 Meter freie Fläche, das Ökogutachten erwähne aber nur 300 Meter. Deshalb fordern die Kritiker des Freizeitparks Nachbesserungen.


Zum Video Heftige Kritik an Ferienpark-Gutachten


Presseübersicht Ferienresort Beberbeck