Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Presse Ferienresort Schloss Beberbeck


Quelle: hr-online.de 18.02.2008

Das Ferienresort Schloss Beberbeck

Hofgeismar plant riesengroßes Ferienresort

In der Nähe von Hofgeismar soll Deutschlands größte Ferienanlage gebaut werden. Fünf Hotels, 600 Apartments, künstliche Seen, Trabrennbahn und Golfplätze.


Die Idee
Lage: Domäne Beberbeck bei Hofgeismar. Heute Acklerland und Altenheim. Größe: 800 Hektar
Plan: Fünf Hotels, 600 Apartments, Golfplätze, Trabrennbahn, Amphitheater und künstlichen Seen.
Betten: 7.100.
Kosten: 420 Millionen Euro.
Baubeginn: eventuell Sommer 2008.
Fertigstellung: Pfingsten 2011 (geplant).


In der strukturschwachen Region könnten 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Wird mitten im geschichtsträchtigen Reinhardswald ein Tourismus-Märchen wahr? Oder wird es zum Albtraum für die Umwelt?

Heinrich Sattler (CDU), der Bürgermeister von Hofgeismar, hat hinter seinem Schreibtisch eine riesige Karte hängen. Sie zeigt eine grüne Landschaft umrandet von Bäumen, in der Mitte ein See und überall verstreut stehen dutzende größere und kleinere Gebäude. Es ist der Plan des so genannten "Schloss Beberbeck Resort", eine Ferienanlage, die Sattler buchstäblich auf der grünen Wiese realisieren will. "Ich träume nachts von dem Masterplan", sagt er. Das Projekt treibe ihn bis zur körperlichen Erschöpfung. "Ich möchte nicht, dass die Leute später Steine nach mir schmeißen und sagen, ich hätte ihnen was vorgemacht."

Pläne klingen wie ein Märchen

Die Befürchtung, Sattler könne den Menschen in Hofgeismar etwas vormachen, ist durchaus nachvollziehbar. Denn seine Pläne klingen wie ein Märchen.

Es war einmal ein Land im Norden und dort gab es nicht viel...

Im Landkreis Kassel, zu dem Hofgeismar gehört, gibt es vergleichsweise wenig produzierendes Gewerbe, eine dünne Infrastruktur und wenige Tourismus-Magneten. Das soll sich ändern. Sattler spricht von 2.000 neuen Arbeitsplätzen. Entstehen sollen sie durch Bau und Betrieb von fünf Hotels, 600 Ferienapartements, mehreren Boutiquen, Golfplätzen, künstlichen Seen, einem Ponyhof und einer Trabrennbahn. Das alles soll auf der Domäne Beberbeck entstehen.

Pflugscharen zu Golfschlägern

Bisher ist der Kern von Beberbeck ein landwirtschaftlicher Betrieb mit weiten Feldern und neun Arbeitsplätzen. Wo bisher Traktoren mit Pflügen den Boden umgewälzt haben, sollen künftig Menschen ihe Golfschläger schwingen. Wo bisher Scheunen auf fruchtbarem Boden stehen, sollen bald ganze Seen entstehen, in die Hotels hinein gebaut werden. Im Zentrum der rund 800 Hektar großen Fläche steht ein ehemaliges Fürstenschloss, das heute ein Alten- und Pflegeheim ist. Dort leben überwiegend Menschen mit Altersdemenz. Die sollen raus, die Landwirtschaft soll weg und das Schloss soll zu einem der fünf geplanten Hotels umgebaut werden.

Die hessische Landesregierung ist mit diesen Plänen grundsätzlich einverstanden und will die bisherige Staatsdomäne Beberbeck an Hofgeismar verkaufen. Ein Kauf-Vertrag ist schon unterzeichnet. Der könnte nur noch platzen, wenn Sattler verschiedene Bedingungen nicht erfüllt: Zum Beispiel muss er für die alten und kranken Menschen, die im Schloss wohnen, einen anderen Platz finden. Er muss denjenigen, die bisher auf dem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiten, andere Jobs geben und er muss bis spätestens nächstes Jahr 250 Millionen Euro zusammenkratzen.

Kempinski will Hotels managen

Insgesamt soll das Projekt sogar rund 400 Millionen Euro kosten. Das Land Hessen hat 30 Millionen Euro Infrastrukturhilfe zugesagt. Das restliche Geld sollen Investoren aufbringen. "Wir führen gute Gespräche mit potenziellen Investoren und Betreibern, aber die sind vertraulich zu behandeln", sagt Sattler. Nur einen Namen lässt er fallen: Kempinski. Und tatsächlich sagt eine Sprecherin der Luxushotelkette auf Anfrage: "Ja, wir haben Interesse Beberbeck zu managen. Allerdings gibt es noch keinen Vertrag und noch keine Gespräche mit Betreibern und Investoren." Somit bleibt weiter undurchsichtig, wo das Geld herkommen soll.

Viele Hürden bis zur Eröffnung

Sattler gibt sich zuversichtlich, dass es klappt. Dafür braucht er aber nicht nur Geld, sondern auch das Okay durch Naturschutzgutachten, Umweltverträglichkeitsstudien und Verkehrsgutachten. Mit ihnen könnten die Flächennutzungs- und Bebauungspläne geändert werden. Dann könne er noch in diesem Sommer Baurecht bekommen, meint Sattler. Und Pfingsten 2011 will er eröffnen. Wenn es klappt, hätte er vielleicht realisiert, was unter der Projektskizze von Beberbeck steht: "Ein wahres Märchen im Herzen Deutschlands." Wenn es nicht klappt? "Ich hätte den Mut, auch zu sagen: Sorry, es ist nicht zu realisieren", sagt Sattler. "Und ich würde es auch vor der Wahl machen."


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