Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Presse Ferienresort Schloss Beberbeck


Quelle: www.nw-news.de 04.12.2010

Noch darf weiter spekuliert werden

Ferienresort Beberbeck: Über den derzeitigen Stand des Tourismus-Projekts im nordhessischen Hofgeismar

VON DIETER SCHOLZ

Warburg/Hofgeismar. "Henners Traum": Noch immer sind die Pläne im Nachbarkreis hochtrabend, doch die Zeit rennt den "Märchenschloss"-Entwicklern davon. Bis Ende des Jahres muss der mehrfach angekündigte Abschluss des Kaufvertrags mit einer Investorengruppe geschlossen werden. Sonst droht Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) damit, den Verkauf der Landesdomäne Beberbeck an die Stadt Hofgeismar wieder rückgängig zu machen.

Closing-Termin heißt das Fachwort für den Stichtag 31. Dezember 2010. Seit fünf Jahren befeuert die Domäne Beberbeck zwischen Hofgeismar und der Sababurg mit ihren rund 900 Hektar Wald, Wiesen und Feldern die Fantasie der Projektentwickler. "Europas größte Tourismusanlage" sollte dort im idyllischen Reinhardswald entstehen. Im Prospekt der Entwickler liest sich das so: "Schloss Beberbeck Resort - ein wahres Märchen aus dem Herzen Deutschlands". Henner, unter diesem Namen kennen die Hofgeismarer ihren Bürgermeister. Heinrich Sattler ist der umtriebige Motor des von vielen als allzu gigantisch angesehenen Großprojekts "Ferienresort Beberbeck".

Abgespeckt: Je konkreter die Pläne für das Ferienresort wurden, umso kleiner wurden sie. Die Besitzgesellschaft Domäne Beberbeck und potenzielle Investoren rückten von den riesigen Vorstellungen des Aachener Architekten Tom Krause immer mehr ab. Dass die geplante Ferienanlage nicht mehr 6.000, sondern maximal 4.500 Betten ausweisen soll, ließ die Besitzgesellschaft im Sommer verlauten. Die Baugebiete sollen von ursprünglich 126 Hektar um die Hälfte auf 63 Hektar zurückgefahren werden. Hotels und Anlagen werden kompakter. Dem Rotstift fiel auch eine der vier geplanten Golfflächen zum Opfer. Trabrennbahn und Poloplatz entfallen, die Bauflächen für den Reitsport wurden von 11,5 auf 3,5 Hektar reduziert.

Der Bebauungsplan für das Urlaubsparadies steht und hat in der Kommune erste Hürden genommen. Die Stadtverordneten aus Hofgeismar beschlossen mit den Stimmen von CDU und FDP, die Pläne offen auszulegen. Privatpersonen und Träger öffentlicher Belange haben bis Montag, 6. Dezember, die Möglichkeit, Stellung zu beziehen. Die Unterlagen füllen fünf dicke Aktenordner. Sie beinhalten unter anderem Pläne auf einer Papiergesamtfläche von 33 Quadratmetern. Diese Zahlen wurde bei einer Bürgerinformation in der Hofgeismarer Stadthalle genannt. Die 3,5-Millionen-Euro-Bürgschaft der Stadt für die Besitzgesellschaft Beberbeck seien kein rausgeschmissenes Geld, beteuerte der Bürgermeister. Die Stadt nutze "die Chancen zur Vervielfältigung des eingesetzten Geldes"."Man sei in den finalen Verhandlungen", berichtete Heinrich Sattler jetzt in einem Interview mit der HNA über den derzeitigen Stand. Noch bis zum Jahresende sollen die Justiziare der Besitzgesellschaft und der Rechtsanwalt des spanisch-schweizerisch-holländischen Investoren-Konsortiums, Gerd Niebaum, die Verträge unterzeichnen. Dann würde sich die Investorengruppe der Öffentlichkeit präsentieren und die neuen Planungen der Ferienanlage vorstellen. "Noch vor Weihnachten", sagt Winfried Eckhart. Die Vorstellungen des Investors werden kaum von den ausgelegten Plänen abweichen, sagt der Geschäftsführer der Besitzgesellschaft. Als Investitionssumme seien im Vertrag mindestens 250 Millionen Euro festgelegt, bemerkt Eckhart. Das ursprüngliche Konzept hat sich stark verändert, so Bürgermeister Sattler. "Im neuen Masterplan wird von einem langfristigen Besitz ausgegangen. Der Return of Invest soll aus einzelnen, miteinander verzahnten Profitcentern erwirtschaftet werden", ließ Sattler in dem Interview wissen. Darüber stehe ein Centermanagement.

Konkret: Wellness und Spa, Sportangebote mit Fußball, Golf, Outdoor-Sport und Reiten, Einrichtungen für den Familienurlaub. Man möchte das, was in der Region schon vorhanden ist, im Marketing miteinander vernetzen. Die Gastronomen der Region hätten diese Resort-Pläne bei einem Treffen sehr begrüßt. "Sie stehen hinter dem Konzept", so Eckart gegenüber der NW. Weil sie darin eine Chance für die nordhessische Region sehen würden. "Wir sind kein Industriestandort, wir müssen auf Tourismus setzen", schiebt der Geschäftsführer nach.

Noch steht der Silvestertag als Closing-Termin. Bis dahin soll der aufschiebend bedingte Kaufvertrag über 9,2 Millionen Euro, mit dem das Land Hessen die Domäne veräußert, geschlossen sein. Sattler: "Der 31. Dezember hängt nicht als Damoklesschwert über uns". Noch fehlt die Finanzierungsbestätigung der Investoren. Ein zweiter Knackpunkt ist das Bauleitverfahren. Der ehemalige Kassler Landrat Udo Schlitzberger und Naturschutzverbände haben signalisiert, dass es Klagen geben werde. "Mit allen Bedenken sind wir sehr sensibel umgegangen", sagt Sattler. Die Planungen seien mit den Fachbehörden abgestimmt. "Da gibt es wenig Angriffspunkte."

Dagegen reißt die Kritik an den Plänen für das Ferienresort in Beberbeck nicht ab. Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes (NABU), hat angekündigt, seine Organisation werde das derzeit laufende Bauleitverfahren kritisch unter die Lupe nehmen und Ansatzpunkte prüfen, gegen die Resort-Pläne rechtlich vorzugehen. "Ich frage mich, wo die Gäste herkommen sollen", bemerkte Tschimpke bei einem Besuch auf dem Gelände. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Prof. Hubert Weiger, hatte es in einer Diskussion als "Skandal" bezeichnet, dass Besitzgesellschaft und Stadt immer noch nicht den Investor offengelegt habe. Jetzt werde die "Endphase des Traums von Beberbeck eingeleitet", sagt Hermann-Josef Rapp, Sprecher des Aktionsbündnisses Beberbeck. Nun gelte es, "die Verscherbelung des Tafelsilbers des Landes Hessens" doch noch zu stoppen.

Der Geschäftsführer der Besitzgesellschaft hält dagegen: Winfried Eckart ist überzeugt, dass der Traum vom Ferienresort Wirklichkeit wird. "Natürlich gehe ich fest davon aus."


Presseübersicht Ferienresort Beberbeck