Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Kapitalanlagen: Risiko Immobilienfonds

Quelle: ARD / Plusminus 09.06.2009

Rückschau:

Geschlossene Immobilienfonds

Fallen für Kleinanleger

Autor: Kristopher Sell

Sendeanstalt und Sendedatum: NDR, Dienstag, 9. Juni 2009 im Ersten

Sie gelten als sichere Investments und können doch zur finanziellen Falle werden: geschlossene Immobilienfonds. Denn Vorsicht: Wenn deren Ausschüttungen nicht wie versprochen fließen, ist auch der Kleinanleger als Unternehmer dazu verpflichtet, seinem Fonds aus der finanziellen Klemme zu helfen und Geld nachzuschießen. Ein Umstand, der für viele Anleger noch teuer werden könnte: Beispiel "Ferienland Fleesensee".

Auch Kleinanleger finanzierten die Freizeitanlage Fleesensee

Das "Ferienland Fleesensee" in Mecklenburg-Vorpommern ist die größte Freizeitanlage Nordeuropas, so schreibt es zumindest das Unternehmen selbst. Auf dem Areal gibt es 2000 Hotelbetten und für jeden Urlauber eine scheinbar perfekte Infrastruktur - vom Golfplatz übers Thermalbad bis zum 5-Sterne-Hotel. Finanziert wurde die Anlage auch mit Millionensummen von Kleinanlegern. Doch die Renditen, die ihnen in Aussicht gestellt wurden, bleiben weit hinter den Erwartungen zurück.

"Hätten die Finger davon gelassen"

Die Risiken des geschlossenen Immobilenfonds "Ferienland Fleesensee" waren vielen Kleinanlegern nicht bewusst. Anteile im Wert von insgesamt 180 Millionen Mark wurden Ende der Neunziger Jahre an Sparer wie das Ehepaar S.* aus dem Sauerland verkauft. "Wenn wir damals gewusst hätten, was da auf uns zukommt, hätten wir die Finger davon gelassen", blickt Frau S.* zurück. Beide investierten zusammen 40.000 Mark in den Fleesensee-Fonds. Die versprochene jährliche Rendite in Höhe von 5% Prozent blieb aus. Die kreditfinanzierten Anteile sind heute nur noch einen Bruchteil wert und die Anleger müssen sogar noch mit weiteren Zahlungen rechnen, sollte die Betreibergesellschaft Fleesensee GmbH in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Anlegern drohen weitere Zahlungen

Finanzanwalt Markolf Schmidt aus Göttingen beobachtet die wirtschaftliche Entwicklung der Fleesensee GmbH seit Jahren und stellt fest: "Ende des Jahres können die Anleger erstmals nach zehn Jahren den Fonds kündigen. Mangels Liquidität könnte es schwierig werden, dann alle Aussteiger auszuzahlen." Im Falle einer Liquiditätslücke könnte von den Anleger ein Nachschuss gefordert werden.

Hat der AWD über die Risiken informiert?

Unter anderem der Allgemeine Wirtschaftsdienst (AWD) vertrieb den Fleesensee-Fonds an Kleinanleger. Ehemalige Finanzmakler des AWD erinnern sich: "In unseren Fleesensee-Schulungen wurden wir nicht auf das Risiko einer Nachschusspflicht hingewiesen." Gegenüber plusminus meint der AWD bis heute, dass laut Gesellschaftervertrag keine Nachschusspflicht besteht, obwohl genau das doch im Verkaufsprospekt stand.

Viel Geld für Beteiligungsfirmen und Projektpartner

Hinzu kommt eine Summe von mehr als 60 Millionen Mark, die nie im Ferienland Fleesensee angekommen ist, sondern an Beteiligungsfirmen und Projektpartner floss. Viele dieser Firmen stehen in direktem Kontakt zu den Initiatoren des Fleesensee-Projektes: David Katz und Freedom Reitz. Dazu stellt Anlegeranwalt Schmidt fest: "Die Gesellschaft hat vom Geld ihrer Anleger einen erheblichen Teil, fast 62,5 Millionen D-Mark, also knapp 35%, für Kosten entnommen."

So schön die Lage des Ferienlands Fleesensee auch sein mag - für viele Menschen, die den Bau mit ihrem privaten Geld finanziert haben, steht "Fleesensee" für ein finanzielles Abenteuer, dessen Ende noch nicht abzusehen ist.

Adressen & Links

Seite für betroffene Anleger
www.ferienfonds.de

Die örtlichen Verbraucherzentralen bieten einen Finanzberatung gegen eine Gebühr an.
www.verbraucherzentrale.info

Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 09.06.2009. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.


* Der Name der Geschädigten wurde nachträglich durch die Tropenbad-Redaktion gekürzt.