Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Kapitalanlagen: Risiko Immobilienfonds

Quelle: www.welt.de/finanzen/immobilien/article4038941/Luxushotel-Heiligendamm-braucht-Staatshilfe.html

Inhaber in Not

Luxushotel Heiligendamm braucht Staatshilfe

Von Norbert Schwaldt 01.07.2009

Im Grand Hotel Heiligendamm wohnten 2007 die Staats- und Regierungschefs des G-8-Gipfels. Nun hilft die Landesregierung in Schwerin der Fünf-Sterne-Unterkunft mit einer Millionen-Bürgschaft. Experten und Politiker kritisieren die staatliche Hilfe.

Das finanziell angeschlagene Grand Hotel Heiligendamm hat vier Monate nach der Trennung von der Kempinski-Gruppe eine Landesbürgschaft in Höhe von vier Millionen Euro erhalten. Mit dem Geld soll der Betrieb des Fünf-Sterne-Hotels an der Ostsee gesichert werden.

Diese Unterstützung ist ein bislang einmaliger Vorgang in der deutschen Hotellerie. Das Hotel hatte seinen Antrag mit unbefriedigenden wirtschaftlichen Ergebnissen in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise begründet und betont, davon sei die gehobene Hotellerie landesweit in besonderem Maße betroffen. Nach Angaben des Schweriner Finanzministeriums ist das der einzige Antrag auf eine Landesbürgschaft aus der Hotelbranche.

Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) verwies darauf, dass die Bürgschaft an strenge Auflagen gebunden ist. So soll dem Vernehmen nach die Orangerie des Hotelensembles verkauft und ein neuer Betreiber für die Nobelherberge gefunden werden. In dem Hotel hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer 2007 die Regierungschefs der G-8-Staaten zu Gast. Die Bilder der weißen Villen am Strand gingen damals um die Welt.

"Eine solche Landesbürgschaft ist für die Branche untypisch", sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln zu WELT ONLINE. "Private Unternehmer sollten ihre Risiken selbst tragen." "Eine solche Bürgschaft ist bei Hotelimmobilien kein häufig verwendetes Instrument", sagt ein Branchenanalyst einer Großbank.

Als "falsches Signal" in Krisen-Zeiten bezeichnete die Vorsitzende des Finanzausschusses Birgit Schwebs von der Linkspartei die Bürgschaft. Bei öffentlichen Bauvorhaben sind Bürgschaften der Länder üblich, doch bei privaten Projekten sind sie weitgehend unbekannt. Der Vorgang ist so ungewöhnlich, dass selbst befragte Immobilien- und Hotelexperten sich nicht an ähnliche Beispiele erinnern können.

Fundus-Chef Anno August Jagdfeld, Geschäftsführer der Grand Hotel Heiligendamm GmbH, machte neben der Krise vor allem den Kempinski-Konzern für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Nobelhotels, das rund 300 Mitarbeiter beschäftigt, verantwortlich. Noch bis Mitte 2008 sei ein Gewinn von eineinhalb Millionen Euro für das Grand Hotel Heiligendamm prognostiziert worden, stattdessen habe das Hotel in dem Jahr einen Verlust von zwei Millionen Euro eingefahren. "Erhebliche Einnahmen" seien dem Haus außerdem durch den Ausstieg des Kempinski-Managements im Februar dieses Jahres entgangen. Von einem auf den anderen Tag seien das Buchungssystem und der Internet-Auftritt abgeschaltet worden, was eine teure Neuaufstellung nötig gemacht habe.

Dennoch sei das Grand Hotel strukturell gesund und verfüge über eine solide Eigenkapitalausstattung, behauptet Jagdfeld. Einschließlich der Bürgschaft beliefen sich die Bankkredite mit 22 Millionen Euro auf elf Prozent des gesamten Investitionsvolumens. Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten verfolgt Jagfeld ein ambitioniertes Investitionsprogramm in Heiligendamm, um die Anlagen attraktiver zu machen. Gebremst wird er von der Kommune Bad Doberan, die einige Bauvorhaben blockiert.

Dabei hatten die Fondszeichner der Heiligendamm-Gesellschaft Ende 2008 einer Kapitalerhöhung von 40 Millionen zugestimmt. Die Hälfte geht in die Tilgung aufgelaufener Schulden. Die anderen 20 Millionen Euro sollen laut Jagdfeld für Investitionen genutzt werden. Der Wellnessbereich soll verdoppelt werden, Außenschwimmbäder entstehen. Die Fondszeichner müssen unterdessen auf die Ausschüttungen warten.

Von den geplanten Renditen müssen auch Anleger träumen, die Jagdfeld Kapital für den Bau des Berliner Nobelhotels Adlon überlassen haben. Infolge der Wirtschaftskrise soll das Management der Adlon-Holding gegenwärtig Probleme mit den Mietzahlungen an die Fondsgesellschaft haben. Schon zuvor mussten die Zeichner Kapital nachschießen, um das Luxus-Hotel mit all seinen Nebeneinrichtungen fertigzustellen. Wurden die Zimmer im Jahresdurchschnitt 2008 noch zu 55 Prozent ausgelastet, waren es im April weniger als 40 Prozent.