Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Kapitalanlagen: Risiko Immobilienfonds

DIE WELT 25. 10. 2000, Channel: Immobilien, Ressort: Aktien & Fonds

Sanierungsfälle beuteln die Immobilienfonds-Branche

Platzierungs-Volumen sinkt um ein Drittel

Berlin - Für die Initiatoren geschlossener Immobilienfonds wird das laufende Geschäftsjahr kein gutes: Bis zum Beginn des "Endspurts" im Vertrieb der Beteiligungen, der erfahrungsgemäß in den letzten Monaten eines Jahres stattfindet, waren erst rund drei Mrd. DM platziert; 1999 standen zum gleichen Zeitpunkt schon sechs Mrd. DM zu Buche. Fonds-Experte Stefan Loipfinger erwartet zum 31. Dezember 2000 ein Platzierungsvolumen von höchstens acht Mrd. DM (1999: zwölf Mrd. DM). Zudem sind zahlreiche Initiatoren Sanierungspläne für notleidende Fonds-KGs belastet.

Je weniger Neuabschlüsse, um so weniger Substanz stehe auch zur Verfügung, um bedrohte Fonds-Engagements noch zu retten, mutmaßt Loipfinger. Das Volumen der von der Totalpleite bedrohten Immobilienfonds lässt sich indes nur schätzen. Loipfinger nennt, ebenso wie der Bundesverband der Finanzdienstleister, eine Summe von etwa sechs bis sieben Mrd. DM, die fast ausschließlich in ostdeutsche Immobilien investiert wurden. Insbesondere die "Hinterlassenschaften" des Fonds-Pleitiers Jürgen Hanne liegen den einstigen Vertreibern der Fonds, der Ullrich Hainzl KG und der Prinz zu Hohenlohe & Banghard GmbH schwer im Magen.

Egon Banghard, der etliche Hanne-Fonds vertrieben hatte, übernahm nach dem Crash des Berliner Fonds-Initiators zehn Seniorenresidenzen aus dem Hanne-Nachlass. Ziel dieser für einen Vertrieb ungewöhnlichen Rettungsaktion: Die Fondsgesellschaften sollten vor dem Konkurs bewahrt werden; ein Versprechen, zu dem Banghard auch heute noch steht und das er weitgehend als erfüllt ansieht. Für den Fonds "Werder II", über dem ein Insolvenzantrag schwebt, sicherte er jetzt eine Kapitalerhöhung von zwei Mio. DM zu, um das Insolvenzverfahren abzuwenden.

Ob "Werder II" damit zu retten ist, wird allerdings bezweifelt. Denn diese Anlage ist alleine nicht zu betreiben. Für das dazugehörige und ebenfalls vom Konkurs bedrohte Fondsobjekt "Werder I", das im Vertrieb der Hainzl KG stand, kündigte Jürgen Hainzl in einem Schreiben an den Branchendienst "Direkter Anlegerschutz" an, er sei nicht in der Lage, die notwendigen sechs bis acht Mio. DM für erste Sanierungsschritte aufzubringen. Gleiches gelte für den Fonds "Nächst Neuendorf", dessen Zeichner für heute zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung geladen sind.

Bei dieser Zusammenkunft soll den Anlegern erläutert werden, welche finanziellen Belastungen auf sie im Zuge der Erarbeitung eines Sanierungsplans zukommen. Zur Debatte steht die Stellung eines Massekostenvorschusses durch die Fonds KG. "Im Hinblick darauf, dass sämtliche Vermögenswerte der Fonds KG mit Sicherungsrechten der Landesbank Berlin (LBB) belegt sind, ist es wahrscheinlich, dass - wenn der Massekostenvorschuss nicht von der Fonds KG aufgebracht wird - die Eröffnung des Insolvenzverfahren mangels Masse abgelehnt wird", heißt es in einem Schreiben an die Anleger. Der Konkurs wäre für die Anleger der "Worst Case": Anlagekapital verloren und drohende Nachversteuerung durch den Fiskus.

Ohne die endfinanzierenden Banken funktioniert keine Fonds-sanierung. Im Fall der Hanne-Fonds, deren Gesamtvolumen auf rund 1,5 Mrd. DM geschätzt wird, haben sich vor allem LBB, BfG und die BerlinHyp engagiert; letztere mit Beträgen, die sich auf etwa 300 bis 400 Mio. DM summieren sollen. Wieviel davon als Fehlspekulation abzuschreiben sein wird, lässt sich derzeit noch nicht berechnen. Kredithäuser wie Anleger leben von der Hoffnung, mit Kapitalerhöhungen auf der einen und Zinsverzicht, Tilgungsaussetzung und ähnlichen Maßnahmen auf der anderen Seite wenigstens drohende Totalverluste abzuwenden. maw