Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Bodensee-Therme Überlingen

Südkurier 09.06.2000

Wenig Interesse

Nur 25 Zuhörer bei dem FDP-Infoabend zur Therme

Überlingen

(ub) Als wichtigen Baustein zu einer unverzichtbaren Aufklärungskampagne über das Projekt Bodenseetherme sah FDP-Stadtrat Raimund Wilhelmi den Informationsabend mit Bau-Bürgermeister Volkmar Weber, zu dem die FDP am Mittwochabend ins Hotel Ochsen eingeladen hatte. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich der Gemeinderat in der kommenden Woche für die Durchführung eines Bürgerentscheids aussprechen könnte, kommen solchen Aufklärungsaktionen besondere Bedeutung zu. Unter den lediglich 25 Zuhörern im "Ochsen" · von der Therme-Gegnern des "Bürgersinns" war niemand zu entdecken · herrschte nämlich vielfach die Meinung, dass das Bad bei einem Bürgerentscheid zu Fall kommen könnte.

Bevor die Verwaltung am kommenden Donnerstag einen großen Informationsabend im Kursaal veranstaltet, erläuterte Bürgermeister Weber erneut einem kleinen Zuhörerkreis Konzeption und Finanzierung des Bades. Dabei verteidigte er insbesondere auch den vorgesehenen Standort auf dem Westbadgelände. Bei der Standortwahl habe nicht nur die Absicht eine Rolle gespielt, ein Hallen- und Freibad zu schaffen, sondern auch die Nähe zu den Kurkliniken und zur Innenstadt. Denn das Bad solle eben auch auf die Innenstadt ausstrahlen. Weber zeigte sich auch davon überzeugt, dass sich das Gebäude in die Umgebung einpassen werde. Indessen ist seiner Ankündigung zufolge geplant, der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, das erstellte Stangengerüst per Schiff auch vom See her in Augenschein zu nehmen zu können.

In seinen Ausführungen konnte Weber auch den bisher häufig aufgegriffenen Kritikpunkt ausräumen, dass das zehn mal 25 Meter große Sportbecken nicht tauglich für den schulischen Schwimmunterricht sei. "Die Sportlehrer konnten sich bei einer Bereisung von ähnlichen Bädern vom Gegenteil überzeugen." Dem Schwimmunterricht werde durch eine unterschiedliche Beckentiefe Rechnung getragen. Darüber hinaus seien auch verschiedene Übungsmöglichkeiten für Schwimmanfänger gegeben.

Informationsbedürfnis zeigte die Zuhörerrunde auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Bades. Webers Antwort: "Pessimistisch betrachtet, werden wir es mit einem kleinen Defizit betreiben können." Optimistisch gesehen, wird ein kleiner Gewinn für die Stadt herausspringen. Dabei stützte sich Weber auf zwei Gutachten, die von einem täglichen Aufkommen von 800 Besuchern ausgehen. Dass diese Zahlen realistisch sind, wird nach Webers Angaben mittlerweile auch durch die Ergebnisse des Betreiberauswahlverfahrens unterstützt, das die Stadt auf EU-Ebene durchgeführt hat. In den 30 eingegangenen Expos‚s würden diese Prognosen bestätigt, erklärte Weber.

Auch zwei weitere Fragen aus dem Zuhörerkreis konnte Weber zumindest teilweise positiv beantworten. Zum einen: Auch wenn das Bad steht, wird es einen Zugang für reine Freibadbesucher geben. Zum andern: Mit Sicherheit wird es zu den westlichen Stadtteilen Nesselwangen und Bonndorf zu bestimmten Zeiten eine Badbuslinie geben, sofern bis dahin keine andere Anbindungslösung an die Stadt gefunden worden ist.

Gegen das Bad wandte sich nur eine Stimme und zwar mit dem Argument: "Wir verschandeln uns mit dem extrem gewaltigen Bau auf ewige Zeiten unsere schöne Altstadt und den Überlinger See." Das bewog den anwesenden FWV-Stadtrat Winfried Ritsch zu der Bemerkung: "Wir müssen in der Bevölkerung deutlich machen, was passiert, wenn nichts passiert. Dann nämlich kann man Überlingen abschreiben." Dabei verwies er auf die Gefahr, dass sich bei einem Bürgerentscheid verschiedene Ablehnungsgründe Standort, Gebäudegröße oder Finanzierung - gegen das Bad bündeln könnten.