Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Waikiki Tropenbad Bernau

Berliner Morgenpost 13.01.1999

Ein Hauch von Hawaii in Bernau

Berliner Investor will Tropenbad errichten - Öffentliche Förderung steht noch aus

Von Thomas Fülling

BM Bernau - Ein langgehegter Traum vieler Bernauer hat wieder neue Nahrung bekommen. Zwar verfügt die zweitgrößte Barnimer Stadt über ein neues Gymnasium, eine moderne Kurklinik und gar eines von zwei Herzzentren, doch ein Schwimmbad hat sie bislang nicht.

Jetzt stellte der Berliner Unternehmer Peter Fritz, der in Bernau bereits ein Einkaufscenter betreibt, sein Projekt für das erste öffentliche Hallenbad in der fast 25 000 Einwohner zählenden Stadt vor. Gemeinsam mit einer Schweizer Unternehmensgruppe will Fritz neben seiner "Bahnhofspassage" ein "Waikiki-Tropenbad" errichten. Das Spaß- und Erlebnisbad mit Hawaii-Ambiente soll u. a. ein Wellenbad, zwei Riesenrutschen sowie Sauna- und Freiluft-Bereiche bieten. "Wir wollen, daß sich eine Familie bequem hier einen ganzen Tag lang aufhalten kann", so Fritz. Auch ein 25-Meter-Schwimmbecken, das für den Schulsport genutzt werden kann, ist vorgesehen.

Ursprünglich hatte Fritz ein "ganz normales" Hallenbad geplant. Doch die Erfahrungen aus dem Betrieb der Bahnhofspassage sorgten für einen Sinneswandel. So habe das dortige Kino trotz seines Neubaustandards im Vorjahr einen Besucherrückgang von 30 Prozent hinnehmen müssen. "Die Jugendlichen gehen viel lieber in die großen Cinemaxx- und Multiplex-Kinos", meint Fritz. Nur eine Attraktion sichere einen wirtschaftlichen Bad-Betrieb. "Da darf man nicht kleckern, da muß man klotzen", zeigt sich Fritz von seiner Idee vom "Tropenbad" überzeugt. Vorbild ist eine Anlage im thüringischen Zeulenroda. Die Preise für ein Zwei-Stunden-Ticket liegen dort je nach Nutzung zwischen 5 und 16 Mark für Erwachsene sowie 3 bis 14 Mark für Kinder.

Vor der Verwirklichung des Bernauer Spaßbad-Projekts steht jedoch noch eine hohe Hürde. "Ohne öffentliche Förderung ist eine solche Investition nicht machbar", betont Fritz. Doch Brandenburgs Bäderplanung sieht derzeit für Bernau kein Schwimmbad vor, wohl aber für den weniger als 5000 Einwohner zählenden Nachbarort Basdorf. "Ein klarer Widerspruch zum Gesetz der zentralörtlichen Gliederung. Danach ist Bernau Mittelzentrum, zu dessen Ausstattungsmerkmalen auch ein Schwimmbad gehört", sagt Bürgermeister Hubert Handke (CDU). Aus seiner Sicht spreche für ein Hallenbad an der Bahnhofspassage auch, daß es zentral liege und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sei.

Der Bernauer Landtagsabgeordnete Ralf Christoffers (PDS) sieht allerdings gute Chancen für eine Änderung der Landesplanung. "Die Stadt muß sich aber klar für einen Standort entscheiden. Zwei Bäder werden mit Sicherheit nicht finanziell gefördert", so der Politiker mit Blick auf frühere Überlegungen, in der Waldsiedlung ein Thermalbad zu bauen.

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