Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Waikiki Tropenbad Bernau

Berliner Morgenpost 22. Januar 1999

"Kein Manhattan am Bahnhof" - Kritik an Plänen für Spaßbad

Von Thomas Fülling

BM Bernau - Gegen die Pläne Berliner und Schweizer Investoren, in Bernau (Barnim) ein Spaßbad zu errichten, regt sich Widerstand. Insbesondere die SPD, die sonst kaum eine Gelegenheit ausläßt, der CDU-geführten Stadtregierung Investorenfeindlichkeit vorzuwerfen, zeigt sich dem 40-Millionen-Projekt skeptisch gegenüber. Es sei zu groß, zu wuchtig und zudem am falschen Platz geplant, kritisierten SPD-Vertreter auf der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses das Vorhaben des Immobilien-Unternehmers Peter Fritz.

Dieser hatte vor einer Woche erklärt, er wolle gemeinsam mit der Schweizer Unternehmensgruppe Aqua Planet in Bernau ein sogenanntes Wikiki-Tropenbad errichten. Als Bauplatz hat Fritz das Areal neben dem bereits von ihm betriebenen Einkaufscenter "Bahnhofspassage" vorgesehen. Das Grundstück befände sich in seinem Eigentum, zudem würde bereits die gesamte technische Infrastruktur vorhanden sein, was die Kosten des Vorhabens deutlich senken würde, argumentierte Fritz.

Doch gerade der geplante Bad-Standort, zwar verkehrsgünstig und in unmittelbarer Zentrumsnähe, zugleich aber in der ökologisch sensiblen Panke-Niederung gelegen, ist umstritten. So sieht der bislang gültige Vorhaben- und Erschließungsplan dort als Ausgleich für das Einkaufscenter die Gestaltung von Grünanlagen vor. Eine Forderung, die Fritz bislang nicht erfüllt hat.

"Ein Bad dieser Größe ist ein erneuter schwerer Eingriff in die Landschaft", warnt Ausschußmitglied Gesine Anders (Unabhängige). Mit der Größe des Baukörpers kann sich SPD-Vertreter Eduard Otto überhaupt nicht anfreunden. "Das wird ein Manhattan vor dem Bahnhof", fürchtet der Vize-Fraktionschef. Er sehe sich zudem von Fritz getäuscht, da dieser bisher nicht davon gesprochen habe, Fördermittel für das Bad zu benötigen.

Fritz hatte in der Vorwoche erklärt, ohne öffentliche Unterstützung werde er das Bad nicht bauen. Er verwies dazu auf eine ähnliche Anlage im thüringischen Zeulenroda. Nach Angaben der dortigen Stadtverwaltung übernahm das Land Thüringen 18,7 Mio. der insgesamt knapp 40 Mio. Mark Baukosten. Der Betrieb des im Juni 1997 eröffneten Erlebnis- und Kommunalbades erfolgt seither durch eine private Betreibergesellschaft ohne öffentliche Zuschüsse.

Ob jedoch ein Spaßbad dieser Größe in Bernau gefördert wird, ist bislang mehr als fraglich. Nach einem Erörterungstermin in der gemeinsamen Planungsbehörde Berlin-Brandenburg sieht Friedemann Seeger sowohl raumordnerische als auch landesplanerische Vorbehalte. "Aussicht auf Erfolg hat das Vorhaben nur bei einer deutlichen Verkleinerung", meint daher Bernaus Stadtplaner.

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