Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Lagune Cottbus

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Märkische Allgemeine 28.02.2009

KOMMUNEN: Spaßbad schlitterte in die Pleite

Die Cottbuser "Lagune", das größte Sport- und Freizeitbad Brandenburgs, ist zahlungsunfähig

COTTBUS - Der Untergang der Cottbuser "Lagune" war schon lange Zeit programmiert. "Da mussten nicht erst noch rote Raketen abgeschossen werden", sagte der Cottbuser Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Drogla (SPD) zum Insolvenzantrag des Badbetreibers. Am Aschermittwoch hatte der aus dem westfälischen Minden stammende Geschäftsführer der Sport- und Freizeitbad Cottbus GmbH, Wolfgang Tober, angesichts der auf mehr als 500 000 Euro angewachsenen Verluste für das am 1. Mai 2007 eröffnete Bad im Norden von Cottbus die Reißleine gezogen. "Der Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Cottbus war die logische Folge", sagte Tober der MAZ. Schon lange Zeit vorher hatte er die Stadt wegen der prekären Lage um finanzielle Hilfe gebeten. Die Stadtverordneten lehnten jedoch Ende Januar eine sofortige Finanzspritze in Höhe von 450 000 Euro, insbesondere als Ausgleich für den Schul- und Vereinssport, ab.

Damit schlitterte das für 16,7 Millionen Euro in öffentlich-privater Partnerschaft errichtete Sport- und Freizeitbad - es hat gegenwärtig 32 fest angestellte Mitarbeiter und 26 Aushilfskräfte - in die Pleite. Hauptgrund für die Zahlungsunfähigkeit waren vor allem die nicht erreichten Besucherzahlen. Für einen kostendeckenden Betrieb hatte man jährlich 180 000 bis 260 000 Besucher prognostiziert. Erreicht wurden 2008 nur rund 155 000. Die "Lagune" ist rund 5000 Quadratmeter groß, verfügt über acht 50 Meter-Bahnen, eine Sprunganlage, zwei Riesenrutschen sowie einem ausgedehnten Wellness- und Saunabereich. Geschäftsführer Tober machte vor allem die ins uferlose gestiegenen Betriebskosten, insbesondere für Energie, für die schlechte Bilanz des Bades verantwortlich. "Auch der von der Stadt jährlich übernommene Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro für den Schul- und Vereinssport hätte aufgrund der Kostenexplosion korrigiert werden müssen", so Tober.

Die vom Amtsgericht Cottbus eingesetzte Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde von der White & Case Insolvenz GbR sieht trotz der Pleite dennoch gute Chancen für das Fortbestehen des größten Sport- und Freizeitbades im Land Brandenburg. "Wir werden den Betrieb gemeinsam mit der Geschäftsleitung aufrechterhalten", sagte die Dresdner Rechtsanwältin der MAZ. Sie hofft auf den Erhalt des Unternehmens und der damit verbundenen Arbeitsplätze.

"Die Angestellten sind zunächst über das Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur abgesichert", so Schmudde. Für den weiteren Weg aus der Insolvenz gibt es ihrer Auffassung nach mehrere Möglichkeiten. Außer der Rettung des Bades vor dem endgültigen Untergang kämen auch ein neuer Betreiber oder die Stadt Cottbus als neuer Badeigner in Betracht. "Die Kommune muss den Bau des Sport- und Freizeitbades ohnehin im Rahmen des vereinbarten Kapitaldienstes abbezahlen", sagte die Anwältin. Schon in Kürze wird also das insolvente Unternehmen auf den Prüfstand gestellt.

Wie aus dem Büro von Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) verlautete, werde die Stadt den weiteren Betrieb des Bades mit absichern helfen. Die "Lagune" war eines von drei Prestige-Projekten, die der im Herbst 2006 ins Amt gekommene Szymanski als Hoffnungsträger von Cottbus mit großem Nachdruck betrieben hatte. (Von Beowulf Kayser)

Erfolge und Rückschläge

* Der Betrieb von Freizeitbädern in der Lausitz-Region ist immer wieder von Rückschlägen gekennzeichnet.

* Als die Cottbuser "Lagune" im Mai 2007 eröffnete, trennte sich die Stadt Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) als Eigentümerin des "Kristallbades" vom privaten Betreiber, der 1,3 Millionen Euro Pacht schuldig geblieben war. Die Anlage heißt heute "Spreewelten" und wird, nachdem neun Millionen Euro städtisches Geld hineinflossen, von einer Tochter der örtlichen Wohnungsbaugesellschaft geführt. Das Besuchersoll von 220.000 jährlich wird durch Gäste auch aus Berlin und Dresden erreicht.

* Behaupten kann sich auch das 30 Millionen Euro teure Bad "Wonnemar" in Bad Liebenwerda (Elbe-Elster) - eröffnet 2004. Die Hälfte der täglich etwa 1.000 Gäste kommen laut Betreiber aus Sachsen. MAZ


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