Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Presse Ferienresort Schloss Beberbeck


Quelle: HNA-Online.de 19.10.2010

Interview mit Hofgeismars Bürgermeister Heinrich Sattler über den Stand des Projekts Ferienresort Beberbeck

"Sind in den finalen Verhandlungen"

Heinrich Sattler glaubt weiter an Erfolg seines Resort-Projektes Beberbeck

Ist guter Dinge: Bürgermeister Heinrich Sattler glaubt weiter an den Erfolg seines Resort-Projektes in Beberbeck. Foto: Thiele

Hofgeismars Bürgermeister Heinrich Sattler (CDU) ist die treibende Kraft für ein Ferienresort in Beberbeck. Derzeit wird das Bauleitverfahren für die 800 Hektar große Fläche der hessischen Staatsdomäne mit Hochdruck betrieben. Bis Ende des Jahres will die Stadt das Eigentum an Beberbeck übernehmen. Wir sprachen mit Sattler, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Besitzgesellschaft Beberbeck ist, über die Erfolgsaussichten.

Herr Bürgermeister, am kommenden Montag sollen die Stadtverordneten über das Bauleitverfahren für ein Ferienresort Beberbeck entscheiden. Wird die Vorlage der Verwaltung Zustimmung finden?

Heinrich Sattler: Davon gehe ich stark aus. Nach den Beratungen im Haupt- und Finanzausschuss ist das zu erwarten. Dabei ging es im ersten Teil um das Abwägen der Anregungen und Bedenken der Träger öffentlicher Belange und von Privatpersonen aus der frühzeitigen Beteiligung an der alten Planung aus 2008. Das war die Bewältigung der Vergangenheit. Im zweiten Teil des Montag zu fassenden Beschlusses geht es um die Offenlage und damit Zukunft des Projekts. Wer hier nicht zustimmt, der will nicht, dass sich Fachbehörden mit den Plänen befassen und ihre Stellungnahmen dazu abgeben.

Es ist mehrfach der Vorwurf erhoben worden, das Verfahren sei zu komplex, zu umfangreich und vor allem zu intransparent. Einzelne Stadtverordnete wollen gar nicht mehr teilnehmen. Was sagen Sie dazu?

Sattler: Keine Frage, dass ist ein sehr komplexes Verfahren. In vielen Sitzungen sind die Parlamentarier immer wieder über die Inhalte unterrichtet worden, Fachexperten standen Rede und Antwort. Da wurden Fragen des Natur- und Artenschutzes, des Gewässerschutzes und der Verkehrsbelastung intensiv erörtert. Manche Stadtverordnete haben es dann aber vorgezogen, an den Sitzungen nicht teilzunehmen oder sie haben sie verlassen. Im laufenden Verfahren halten wir uns strikt an die Vorgaben des Baugesetzbuches. Die Behauptung, das sei nicht rechtsstaatlich, weise ich entschieden zurück. Wer sich hinter so einer Behauptung verschanzt, der will nicht in die Pflicht genommen werden.

Hätte die Öffentlichkeit, hätten die Bürger und skeptische Politiker nicht tatsächlich besser eingebunden und mitgenommen werden können?

Sattler: Wir haben intern intensiv diskutiert, wie wir die Öffentlichkeit mitnehmen könnten. Da es aber ein so komplexes Verfahren ist, bei dem alles mit allem verzahnt ist, haben wir gewartet bis wir alle Fakten beisammen hatten. Sonst wären wir Gefahr gelaufen, unvollständig zu unterrichten. Mit der Offenlage der Pläne kann ab nächster Woche wieder jeder, der es will, Einblick nehmen. Am 28. Oktober werden wir eine Bürgerinfo in der Stadthalle anbieten.

Wie ist der gegenwärtige Stand des Projekts? Haben die Investoren ihre konzeptionelle Arbeit erledigt?

Sattler: Das ursprüngliche Investoren-Konzept hat sich stark verändert. Es beinhaltete drei Stufen: entwickeln - bauen - abverkaufen. Im neuen Masterplan wird von einem langfristigen Besitz ausgegangen. Der Return of Invest soll aus einzelnen, mit einander verzahnten, Pofitcentern erwirtschaftet werden. Darüber steht ein Centermanagement. Die Angebote sind so ausgewählt, dass sie zwölf Monate im Jahr funktionieren.

Woran ist dabei gedacht?

Sattler: Wellness und Spa werden nicht fehlen. Konferenzen werden in Beberbeck stattfinden. Es wird reichlich Sportangebote mit Fußball, Golf, Outdoor-Sport und Reiten geben. Selbstverständlich wird es tolle Einrichtungen für den Familienurlaub geben. Und auf dem Marktplatz werden regionale Produkte angeboten. Die große Klammer für alles ist, dass wir das, was in der Region schon vorhanden ist, mit einander vernetzen. So gehören Tierpark und Sababurg dazu. Auch die kulturellen Angebote in der Region werden im Marketing eine Rolle spielen.

Haben sich die heimischen Tourismusanbieter schon dazu geäußert?

Sattler: Wir hatten Versammlungen mit Gastronomen aus der Region hier in Hofgeismar. Da war nicht einer, der durch das Resort eine Bedrohung empfindet.. Alle sehen die Chancen der großen Magnetkraft, die das Resort auch für sie entfalten wird.

In den vergangenen Wochen stieg die Erwartunghaltung. Kurzzeitig war von einer Vertragsunterzeichnung am 15. Oktober die Rede. Wann wird es jetzt dazu kommen?

Sattler: Es ist absolut nicht hilfreich, wenn ein Pressesprecher unabgesprochen mit irgendwelchen Terminen nach draußen geht. Wir gehen davon aus, dass die Verträge bald unterzeichnet werden.

Also noch in diesem Jahr?

Sattler: Noch in diesem Jahr werden die Unterschriften unter die Verträge gesetzt. Wir sind in den finalen Verhandlungen.

Noch steht der 31. 12. als sogenannter Closing-Termin. Bis dahin soll der aufschiebend bedingte Kaufvertrag, mit dem das Land Hessen die Domäne veräußert, geschlossen sein. Ist dieser Termin zu halten?

Sattler: Wir sind bereits in der Phase, in der die Bedingungen des Vertrages Punkt für Punkt akribisch abgearbeitet werden und gehen davon aus, bis zum 31.12. unsere Aufgaben erledigt zu haben. Sollten noch Detailfragen zu klären sein, werden wir nicht die Griffel fallen lassen. Der 31.12. hängt nicht als Damoklesschwert über uns.

Was sind denn derzeit noch die Knackpunkte?

Sattler: Erstens die Finanzierungsbestätigung, die uns zeigen wird, dass die Investoren in der Lage sind, die geforderten Summen aufzubringen und sich an uns zu binden. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, dann könnte ich keinen Vertrag unterschreiben. Doch ich bin sicher, dass das in kürzester Zeit vorgelegt wird. Ein zweiter Knackpunkt ist das Bauleitverfahren. Aber da sind wir ja auf gutem Weg.

Zu welchem Preis wird die Domäne verkauft?

Sattler: Den kann ich öffentlich so nicht nennen. aber gehen sie mal davon aus, dass wir all das, was wir verausgabt haben, eingerechnet haben, inclusive unserer eigenen Arbeiten. Auch die 3,5 Millionen Euro Bürgschaft werden sich wiederfinden und natürlich auch die 9,2 Millionen Euro Kaufpreis, den wir als Stadt an das Land zu zahlen haben. Es wird ganz bestimmt kein Verlustgeschäft.

Werden die Investoren die gesamte Fläche übernehmen? Oder wird noch eine Teilfläche übrig bleiben?

Sattler: Die Gruppe geht davon aus, das gesamte Areal zu erwerben. In der neuen Konzeption verbleiben circa 250 Hektar land- und forstwirtschaftlich zu nutzende Fläche. Die sind auch für den naturschutzrechtlichen Ausgleich bestimmt. Da soll extensive Grünlandwirtschaft kombiniert mit Viehzucht (Rinder, Schafe) betrieben werden. Vielleicht kommt der Bereich auch für die geplante Direktvermarktung in Betracht.

Hat das Land Ihnen freie Hand gegeben bei den Verhandlungen mit der Investorengruppe?

Sattler: Wir führen die Verhandlungen federführend. Die beteiligten Ministerien für Finanzen, Wirtschaft und Landwirtschaft gleichen die Ergebnisse zum Schluss ab.

Der ehemalige Landrat Udo Schlitzberger und Naturschutzverbände deuten an, dass es Klagen gegen das Bauleitverfahren geben könnte. Das würde die Entwicklung für lange Zeit stoppen - oder?

Sattler: Der Kenntnisstand von Dr. Udo Schlitzberger endet offensichtlich mit dem Jahr 2008. Seitdem hat sich viel verändert. Mit allen Anregungen und Bedenken sind wir sehr sensibel umgegangen. Unsere Planungen haben wir mit den Fachbehörden abgestimmt. Da gibt es wenig Angriffspunkte. Mit den möglicherweise bevorstehenden Klagen werden wir uns dann auseinandersetzen, wenn sie vorliegen. Wir arbeiten so weiter, dass wir ein Klagerisiko minimieren. Wir befinden uns also mitnichten in einer Sackgasse, wie es manche vermuten.

Wie gehen die Investoren mit solchen Eventualitäten um? Lassen die sich einen Rückzug offen?

Sattler: Es gibt doch generell keine Verträge ohne Bedingungen und Ausstiegsklauseln. Das ist überall so, selbst bei einem Grundstückskauf für ein Einfamilienhaus. Deshalb ist auch der Vertrag, den wir als Beberbeck-Besitzgesellschaft mit den Investoren schließen, auch an zu erfüllende Bedingungen geknüpft. Das ist kein Hexenwerk - das ist völlig normal.

Der Filmemacher Klaus Stern hat seinen Film über Beberbeck "Henners Traum" betitelt. Wann wird aus dem Traum Realität?

Sattler: Da bin ich zurückhaltend in der Nennung eines konkreten Datums. Doch ich bin heute mehr denn je davon überzeugt, dass aus dem Traum Wirklichkeit werden wird.

Von Gerd Henke


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