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Barbara Geisel, Highship Industries & Tycoon in Flensburg

Aufgedeckt: Plagiate auf highship-industries.com


Presseübersicht Barbara Geisel & Highship Industries in Flensburg


Flensburger Tageblatt 16. April 2013

Flugboote

Harniskai: Flensburger Rat sauer auf Kiel

"Man muss vor diesen Leuten warnen": Flensburg übt scharfe Kritik an der Wirtschaftsförderung des Landes. Die hatte die britische Briefkastenfirma mit ihren geplanten Flugbooten als seriösen Vertragspartner beworben.

Flensburg. Skandal oder - irgendwann - Posse? Flensburgs Oberbürgermeister Simon Faber eröffnete am Montag die öffentliche Ratsdebatte um die missglückte Harniskai-Ansiedlung in der Hoffnung, man würde mit einigem Abstand über das Geschehen der Jahre 2010 bis 2013 herzhaft lachen können. Die folgenden zwei Stunden drehten sich noch einmal lebhaft um Vorgeschichte und Geschichte der britischen Briefkastenfirma, die hier jährlich 400 Flugboote zusammenbauen wollte. Mit der Betonung auf Geschichte. Am Ende stand im nichtöffentlichen Teil der einstimmige Beschluss, den Erbbauvertrag aufzulösen und das Grundstück zurückzuverlangen.

Faber versuchte gleich zu Beginn, die Diskussion auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Einvernehmens zu erden. Unstreitig sei der von der Wirtschaftsförderung des Landes (WTSH) heiß beworbene Vertragspartner noch weniger als ein Leichtgewicht gewesen. Keine erkennbaren Vorausleistungen, keine Ingenieursarbeit, kein vorhandener Prototyp, kein im Verhältnis zum Investment stehender Kapitaleinsatz und dann noch das Abkupfern bei Airbus - Faber sah diese außerordentliche Ratsversammlung als Chance, eine ausufernde, teilweise dramatisierende Diskussion zu beenden. Ausdrücklich stellte er sich vor seine in die Schusslinie geratenen Spitzenbeamten Ellen Eichmeier und Michael Draeger, die seinerzeit auch nur geholfen hätten, ein gewünschtes und vom Land empfohlenes Investment umzusetzen. Am Ende blieben für den Verwaltungs-Chef als fehlerhaft der "sportliche Umgang" mit dem von seinem Vorgänger benutzten Zeitbegriff "Sofort" und der im Vertrag fehlende Hebel einer scharfen Frist sowie die unterbliebene Prüfung der wärmstens empfohlenen Firma.

"Vor Risiken und Nebenwirkungen der WTSH wird gewarnt!"

Die WTSH sorgte nicht nur bei Faber für ungläubiges Kopfschütteln. Deren Abteilungsleiter Ansiedlung habe noch vor dem Hauptausschuss das Plagiieren als Petitesse und die Briefkastenfirma mit den Hightech-Produkten als seriös bezeichnet. "Ein Armutszeugnis", so Meike Bruhns (FDP). "Hatten die uns nicht auch ein tolles Lettland-Geschäft vermittelt?", fragte sie mit Blick auf das Millionen-Desaster der Stadtwerke mit einem Kohlekraftwerk in Ventspils. Auf die WTSH ist man in Flensburg mehr als nur sauer. Hauptausschuss-Vorsitzende Erika Vollmer (WiF): "Man muss die Gemeinden und Städte warnen. Vor Risiken und Nebenwirkungen der WTSH wird gewarnt!"

Grundsätzlich einig waren sich alle Fraktionen nicht nur über den Ausstieg. Einigkeit herrschte auch über eine überfällige Beschwerde beim Wirtschaftsminister über die namens der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern und der Universitäten des Landes agierende Abteilung. Uneinigkeit herrschte erwartungsgemäß bei der Bewertung des Verwaltungshandelns. SSW, CDU und SPD mochten nach vorn blicken, mit Einschränkung auch Linke und FDP. WiF und Akopol jedoch fühlten sich durch die Verwaltung im Fall Highship getäuscht, unzureichend und womöglich auch vorsätzlich falsch informiert. Für sie steht eine grundlegende Neuordnung der Zusammenarbeit auf dem Programm.

Holger Ohlsen


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