Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Barbara Geisel, Highship Industries & Tycoon in Flensburg

Aufgedeckt: Plagiate auf highship-industries.com


Presseübersicht Barbara Geisel & Highship Industries in Flensburg


Flensburger Tageblatt 28. Januar 2013

Verwirrspiel um 72 Millionen Euro

Highship-Bodeneffektfahrzeuge am Harniskai: Projekt wirft immer mehr Fragen auf - auf die es bislang keine Antworten gibt

Flensburg

Die Investorin ist ungehalten. In einer E-Mail an Politik und Verwaltung bekräftigte Barbara Geisel vergangene Woche, dass sie momentan keine Veranlassung sieht, im Flensburger Hauptausschuss über den Stand des Projekts Montagehalle für Highship-Bodeneffektfahrzeuge am Harniskai zu informieren. Sie begründet das mit diskreditierenden Äußerungen von Ratspolitikern und mit der Untätigkeit der Verwaltung in der strittigen Frage ausstehender Pachtzahlungen. Verwaltungssprecher Clemens Teschendorf kommentierte die Absage als "wenig zielführend".

Der Klärungsbedarf wächst täglich. Hatte Geisel Mitte Januar noch erklärt, sie verfüge über ein genehmigtes Testgelände in der Außenförde und 72 Millionen Euro Eigenkapital durch Beteiligungen saudischer, deutscher und britischer Familien, kamen kurz darauf die Zweifel. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck erklärte auf Anfrage, es gebe weder ein genehmigtes Testgelände noch einen Antrag. Und nach Recherchen unserer Zeitung wirft auch die Darstellung des Eigenkapitals Fragen auf.

Es ist zumindest möglich, dass die von Geisel behauptete Summe von 72 Millionen Euro als Kapital gar nicht vorhanden ist. Denn - ausweislich öffentlich zugänglicher Informationen im britischen Handelsregister hat die Firma lediglich "called up share capital" bilanziert. Dabei handelt es sich lediglich um Kapitaleinlage-Forderungen der Gesellschaft an ihre Gesellschafter. Gesellschafter von Highship Industries sind die Tycoon Investment Ltd. und die Tycoon Consulting Ltd. - beide mit Barbara Rosel Geisel als Geschäftsführerin. Die von unserer Redaktion eingeholte Auskunft des Companies House in Cardiff, das sämtliche Registerinformationen der britischen Limited-Gesellschaften führt, gibt keinerlei Hinweise auf die Tätigkeit weiterer Gesellschafter. So ist nicht auszuschließen, dass Frau Geisel durch Erheben einer Forderung in Millionenhöhe an die von ihr vertretenen Gesellschafterinnen das Highship-Eigenkapital letztendlich selbst generiert hat.

In der Registerauskunft von Companies House ist ferner nicht abzulesen, dass eine derartige Summe von den beiden Firmen zu stemmen ist. Tycoon Investment verfügt über 500 000 Pfund Nominalkapital, Tycoon Consulting über 23 000 Pfund. Als Geschäftsadresse der drei beteiligten Firmen wird in der Auskunft 1 Henbury Rd in Westbury Try/Bristol genannt, tatsächlich scheint dort aber das Steuerbüro TaxAssists Accountants zu residieren.

Die Stadt Flensburg wollte sich gestern noch nicht zu dem Vorgang äußern. Die Frage der Pacht - Geisel behauptet, die Stadt habe Zahlungseingänge Dritter auf diesem Grundstück nicht mit der Pachtforderung an sie verrechnet - sei eine privatrechtliche Angelegenheit, die Frage der Reaktion auf das Schreiben der Highship-Frau ist nach Darstellung von Verwaltungssprecher Thomas Kuchel noch nicht geklärt. "Wir überlegen noch, wie wir darauf reagieren."

Unsere Redaktion hat vergangenen Donnerstag vergeblich versucht, Barbara Geisel zu erreichen - wegen einer Stellungnahme und um ihr einen zweiseitigen Fragenkatalog nach Bad Nauheim zu übermitteln, wo sie die meisten ihrer Unternehmen verwaltet. Frau Geisel war wegen auswärtiger Termine nicht zu sprechen, nach Rückkopplung mit ihrem Büro sollte der Text dann per E-Mail an sie geschickt werden. Die von ihrem Büro genannte E-Mail-Adresse erwies sich als invalide, als Ursache wurde vom Büro mitgeteilt, das Postfach sei voll. Eine andere Adresse gebe es nicht. Man werde aber Barbara Geisel kontaktieren, sie werde dann zurückrufen. Dies geschah bislang nicht, die Redaktion hatte inzwischen den Fragenkatalog hilfsweise per Fax und E-Mail an die Adresse einer ihrer anderen Firmen zugestellt. Donnerstag, 20.12 Uhr, ging eine E-Mail an die Geschäftsführung des sh:z, in der Geisel sich über die diskriminierende Darstellung der Highship-Aktivitäten beschwert.

Holger Ohlsen


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