Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 04. März 2009

Bad-Investor beteiligt sich am Bodenrisiko

Wolfgang Tober präsentierte sich als Mann der feinen Zwischentöne. Kein Spaß-, ein "generöses Sportbad" wird Flensburg bekommen. Im Planungsausschuss erläuterte Tober das Bad-Konzept.

Flensburg
/
sh:z

- Verglichen mit dem vorhandenen Hallenbad wird alles größer, moderner und ein bisschen aufregender. "Prickelnd" schilderte der künftige Betreiber die Außenbecken, in denen sich selbst norddeutsches Schietwetter im November angenehm ertragen lasse. Duftgrotte, Sauna, Massage, Cleopatra-Bad, Massage, 50-Meter-Rutsche - die sehnlichst erwarteten 16 neuen Bahnen im zentralen Schwimmbecken werden in der Tat mit einigen Zutaten garniert. Ab nächstem Frühjahr sollen sie den Flensburgern zur Verfügung stehen - "wenn es keine Felsen vom Himmel regnet", so Tober in dieser Woche.

Zurzeit ist das Bauunternehmen mit dem Schütten der Sole beschäftigt. Mit dabei ein Sachverständiger, der ein weiteres, aber unerwünschtes Extra begutachtet: den Baugrund. Der ist auf dem Campusgelände nicht der beste und erfordert aufwändige Gründungsarbeiten. Die Kosten, Bürgermeister Henning Brüggemann hatte es dem Hauptausschuss im nicht öffentlichen Teil berichtet, betragen schlimmstenfalls 820 000 Euro und wären von der Stadt zu tragen. Das hatte eine Prüfung des Vertrages durch die Kanzlei White & Case ergeben.

In den Nachverhandlungen zwischen Stadt und Investor Commerz-Real spielte nicht nur das Baugrundrisiko eine Rolle. Auch die Zuständigkeit für die Regenentwässerung war strittig. Hier glaubte Commerz-Real die Stadt in der Pflicht - das hätte nochmals gut 100 000 Euro bedeutet - aber die werden nach einer Einigung nun doch nicht fällig. Der Investor übernimmt das Regenwasser, die Stadt das Bodenrisiko, wobei bisherige Erkenntnisse zur Hoffnung Anlass geben, dass es schon nicht so schlimm kommen wird. Die bislang notwendig gewordenen Mengen im Bodenaustausch lagen 20 Prozent unter der Annahme des schlimmsten Falles, so eine Mitteilung der Verwaltung. Darüber hinaus signalisierten Investor und Stadt, dass Commerz-Real sich auch am Bodenrisiko beteiligt. In welchem Umfang steht aber noch nicht fest. "Das werden wir gemeinsam Ende des Jahres bewerten", sagt Verwaltungssprecher Thomas Hansen.

Es ist wahrscheinlich noch mehr zu besprechen. Seit der Betreiber der Fördeland-Therme, Uwe Deyle, wegen der Konkurrenz auf dem Campus seinen Vertrag gekündigt hat, gibt es im Rathaus Gedankenspiele, wie der Krise beizukommen ist.

Auch Commerz-Real und Wolfgang Tober spielen dabei eine Rolle. Real-Vertriebsleiter Timo Garbisch bestätigt dem Tageblatt, dass man sich auch mit dem Modell einer Übernahme Glücksburgs beschäftigt habe - rein theoretisch. "Wir wollen uns dem nicht verschließen", sagt Garbisch. "Ein Betreiber für zwei Bäder hätte sicher Vorteile, aber wir wissen viel zu wenig. Ein Einstieg ist momentan jedenfalls nicht denkbar. Dazu müssten Herrn Tober Zahlen derart zur Verfügung stehen, als habe er selbst in Glücksburg gebaut."

Holger Ohlsen


Zur Firmenübersicht Wolfgang Tober

Bodden-Therme Ribnitz-Damgarten: Thermen-Chef Wolfgang Tober soll Geld zurückzahlen


Presseübersicht Campusbad Flensburg