Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 26. März 2008

Campus-Bad: Entsetzen in Glücksburg

Die Flensburger Hallenbad-Diskussion schlägt in Glücksburg heftige Wellen. Der Ratsbeschluss zum Bau eines Sportbades mit Wellness- und Spaß-Elementen auf dem Campus hat in der Politik des Flensburger Verwaltungspartners zu schroffer Kritik geführt.
Flensburg/Glücksburg
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sh:z

- "Ein Stück aus dem Tollhaus." Der Kommentar von Kreispräsident Johannes Petersen zum Mehrheitsbeschluss der Ratsversammlung für den Bau eines Campus-Hallenbads mit Spaßbad-Elementen fällt saftig aus. Auch die Glücksburger Fraktionsspitzen sowie der Stadtrat und Glücksburg-Beauftragte John Witt üben deutliche Kritik an dem Konzept der Commerzbank-Tochter Commerz-Real (CR), in dem sie eine große Konkurrenz zur erst vor einem Jahr eröffneten Glücksburger Fördeland-Therme sehen. Erste Gegenmaßnahmen wurden über die Feiertage bereits eingeleitet.

"Nach dem Vorstoß der Flensburger FDP haben wir die Kommunalaufsicht des Innenministeriums zu einer weiteren Prüfung aufgefordert. Außerdem haben wir den Wirtschaftsminister angeschrieben", sagt John Witt. Schließlich seien in die Fördeland Therme Landesmittel von 7,1 Millionen Euro geflossen. "Mit diesen Steuergeldern der Bürger wird nicht sorgsam umgegangen, wenn auch in Flensburg ein Spaßbad gebaut wird", sagt Witt. Der Bau eines Sportbads mit Sauna auf dem Campus sei von Glücksburger Seite immer befürwortet worden. "Über die neue Ausrichtung mit Wellness- und Spaß-Komponenten sind wir sehr verärgert", teilt Timo Petersen für die Glücksburger CDU-Fraktion mit, der nun - wie auch der SPD-Fraktionschef Rolf Glawischnig - einen Bäder-Kannibalismus befürchtet. "Zwei Bäder mit ähnlicher Ausrichtung, die keine zehn Auto-Minuten voneinander entfernt liegen, sind wirtschaftlich nicht tragbar", fährt Timo Petersen fort. Das weiß auch der privatwirtschaftliche Betreiber des Glücksburger Erlebnisbades - die Stuttgarter Unternehmensgruppe Deyle. "Ich bin bestürzt und hätte eine solche Entscheidung niemals für möglich gehalten", sagt der Fördeland Therme-Verantwortliche Dirk Petersen, der nicht nur eine neue Konkurrenz, sondern auch eine Wettbewerbsverzerrung befürchtet. Denn das Glücksburger Spaßbad wird im Gegensatz zum Flensburger Hallenbad durch keinen Betriebskosten-Zuschuss (derzeit jährlich gut 600 000 Euro) der Stadt subventioniert. "Entstehen durch ein Flensburger Spaßbad in Glücksburg Einbußen, so müssen die Flensburger auch dafür aufkommen", fordert Johannes Petersen. Schriftlich fixiert ist zudem die Beteiligung der Stadt Flensburg und auch des Kreises an der Risiko-Finanzierung der Glücksburger Therme.

Enttäuscht zeigen sich die Glücksburger auch vom Umgang innerhalb der erst drei Monate alten Verwaltungs-Ehe zwischen beiden Städten. "Der Beschluss des Flensburger Rates verstößt gegen alle Absprachen mit Blick auf das neue Hallenbad. Und er widerspricht dem Geist des Ehe-Vertrags. Das Vertrauen ist verspielt", betont der Kreispräsident und Glücksburger Bürger Johannes Petersen.

Von Beginn an sei Flensburg über die Planung und den Bau des Glücksburger Erlebnisbades informiert worden. Dass im Gegenzug die Glücksburger über ein für die Region so bedeutendes Projekt wie das Flensburger Hallenbad weder informiert noch gehört wurden, hätte man nicht erwartet. "Beide Bäder sind Projekte für die Region und sollten - so die ursprüngliche Planung - durch eine unterschiedliche Ausrichtung gegenseitig voneinander profitieren", erläutert Witt, der eine Dringlichkeits-Sitzung des Verwaltungs-Beirats beider Städte zum Thema Hallenbad einberufen hat. Den Beschluss des Rates hat der Glücksburg-Beauftragte noch immer nicht verdaut: "Das hat mich über Ostern richtig krank gemacht."

Anja Werner


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