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CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 29. Oktober 2011

Campusbad kämpft ums Überleben

Besucherzahlen im Freizeitbad brechen massiv ein / Betreiber Wolfgang Tober will neu investieren - und Geld von der Stadt

Flensburg

Negativmeldungen ohne Ende. Nachdem das Flensburger Campusbad im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes jüngst als "krasse Fehlinvestition" abgewatscht worden ist, bahnt sich neues Ungemach an. In der letzten Beiratssitzung, an der zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung und Vereinen teilnahmen, präsentierte Betreiber Wolfgang Tober Zahlen, die das Fass schon bald zum Überlaufen bringen könnten. "Eine dramatische Entwicklung", brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt.

Besonders im Freizeitbereich sieht es düster aus. Von den ehemals kalkulierten 150 000 Besuchern verbleiben, hochgerechnet für das laufende Jahr, gerade noch ein mageres Drittel. Nach Informationen des Tageblatts rechnet Tober in diesem zentralen Bereich des Bades mit nur 54 500 Gästen. Im Vorjahr waren es noch 73 000.

Wasser auf die Mühlen von Hartmut Borchert, Präsident des Steuerzahlerbundes, der moniert hatte, dass der Wirtschaftlichkeitsberechnung des Bades geschätzte Zahlen zu Grunde lägen, die man kaum erreichen könne. Er befürchtet: "Ein Betriebsdefizit ist programmiert."

"Die ursprünglichen Erwartungen werden nicht erfüllt", bestätigte gestern der für das Campusbad zuständige stellvertretende Bürgermeister Henning Brüggemann. "Das muss man optimieren." Er spüre durchaus "Handlungsdruck" - und der manifestiert sich in Gesprächen der Stadt mit dem Vertragspartner Commerzreal, mit dem Tober das Bad als privat-öffentliches Projekt errichtet hatte. "Darin geht es um die Leistungsfähigkeit des Betreibers", verriet Brüggemann. Die Ergebnisse sollen in einer der nächsten Hauptausschuss-Sitzungen diskutiert werden."

Dann dürfte auch Erwähnung finden, dass es zumindest im Sportbad erfreulicher aussieht. Dort gibt es 6000 Schwimmer mehr als im Vorjahr (30 000). Damit hat sich der ursprüngliche Ansatz mehr als verdreifacht. Allerdings sind die Gewinnmargen geringer. Im Saunabereich schickt man sich an, das Planziel von 40 000 Schwitzfreunden jährlich zu erreichen. Es fehlen derer noch 2000.

Gleichwohl muss auch Tober zugeben: "Wir müssen uns wirtschaftlich stabilisieren, um aus den Anlaufverlusten herauszukommen." Dazu aber brauche er die Unterstützung der Stadt. Tober würde den Außenbereich ("Ein Wildwuchs auf 2000 Quadratmetern") gern aufwerten - mit Flächen für Boule und Beachvolleyball, Kneipp-Becken, einem Fuß-Tastpfad, Grillplatz und Liegewiese. 200 000 Euro soll der Spaß kosten.

Im Freizeitbad will er die problematische Belegung im Lehrschwimmbecken verbessern sowie donnerstags und freitags ein "besonderes Programm für Individualgäste" auf die Beine stellen. Dadurch erhofft er sich Zugriff auf neue Besucherströme.

Die Sache hat nur einen Haken. "Als Pächter kann ich das nicht stemmen. Da ist der Eigentümer des Geländes gefragt." Doch im Beirat soll es keine entsprechenden Signale gegeben haben. Jörg Pepmeyer (Akopol) war dabei. Er wirft Tober vor, die Antworten auf betriebswirtschaftliche Fragen schuldig geblieben zu sein. Mehr noch. Der mit allen Wassern gewaschene Betreiber habe deutlich gemacht, dass er das Bad schließen müsse, sollte seitens der Stadt kein Geld fließen. Pepmeyer habe das als "plumpe Drohung" zurückgewiesen. Er ist sich sicher: "Tober wird uns die Pistole auf die Brust setzen und immer wieder Nachforderungen stellen."

Sollte das Bad tatsächlich auf eine Insolvenz zusteuern, müsste Investor Commerzreal einen neuen Betreiber finden. "Passiert das nicht innerhalb einer gewissen Frist, kann die Stadt eine Bürgschaft über 500 000 Euro ziehen", erläuterte Brüggemann das "spekulative" Procedere.

Was einigen sogar recht wäre. Ein prominentes Beiratsmitglied sagte gegenüber unserer Zeitung: "Lasst Tober doch ruhig pleitegehen." Seine Idealvorstellung: eine gemeinsame Betreibergesellschaft der Städte Flensburg und Glücksburg.

Gunnar Dommasch


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