Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 22. März 2008

Der Weg ist frei für das Campus-Hallenbad

25:13 - mit diesem Votum hat der Rat entschieden, dass das Campus-Hallenbad nun gebaut wird. Ende 2009 soll schon geschwommen werden.

Flensburg
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sh:z

- 45 Jahre nach Eröffnung des Hallenbades an der Bahnhofstraße hat die Ratsversammlung den Weg für einen Neubau auf dem Campus freigemacht - vor allem mit Stimmen von CDU und Grünen sowie Teilen von SSW und SPD. Auf dem Campus soll bis Ende 2009 das erste Hallenbad mit 50-Meter-Becken im Landesteil Schleswig entstehen - mit geplanten Eintrittspreisen ab 1,50 Euro für Kinder und durchschnittlich 4 Euro. Mit dem Bau des 14-Millionen-Euro-Projektes könnte noch in diesem Jahr begonnen werden.

Mit einer Aktuellen Stunde hatte die Ratsversammlung nach der überwiegend nicht öffentlich geführten Diskussionen über das neue Hallenbad zunächst versucht, endlich Transparenz in die Debatte zu bringen. Die interessierten Bürger erlebten einen kontroversen Aufgalopp in den nicht-öffentlichen Teil, in dem es Donnerstagabend um die Klärung der Grundsatzfrage ging: Bauen mit der Commerzbank-Tochter Commerz-Real (CR), dem einzig verbliebenen Teilnehmer des Auswahlverfahrens oder - wie von der FDP-Fraktion beantragt - Abbruch der Ausschreibung?

OB Klaus Tscheuschner hatte in seiner Rede dafür geworben, der Commerzbank-Gruppe "als wirtschaftlichstem Anbieter" den Zuschlag für dieses öffentlich-private Partnerschaftsprojekt (ÖPP) zu erteilen. Demnach würde CR nach Planung, Finanzierung und Bau auch für 25 Jahre zum Campusbad-Betreiber. Danach würde das Schwimmbad an die Stadt übergehen, der auch das Gelände an der Thomas Fincke-Straße gehört. Das ÖPP-Projekt sei für Flensburg mindestens zehn Prozent billiger als ein Eigenbetrieb. Mit dem Bad würden Campus, Hochschulsport und Sportlehrerausbildung ebenso gestärkt wie die Vereine samt ihrer Kinder- und Jugendarbeit. Zur erneuten Kritik an Vergabeverfahren und Wirtschaftsdaten sagte der OB, die beauftragte Hamburger Fachanwaltskanzlei habe verbindlich bestätigt, dass es im Verfahren keine rechtlichen Probleme gebe - und alle Zahlenvergleiche seien von den Wirtschaftsberatern von BDO im Auftrag der Stadt angestellt worden.

SPD-Fraktionschef Rolf Helgert konnte dem Projekt dennoch nicht zustimmen. Das Commerzbank-Projekt finanziere sich überwiegend aus Gastronomie und Wellnessbereich. Seine Schlussfolgerung: "Das ist das Ende des Glücksburg-Bades." Das Auswahlverfahren halte er für handwerklich schlecht. Die EU oder Gericht anrufen will er aber nicht: "Politik wird hier gemacht und nicht vor den Gerichten." Auch Meike Bruhns (FDP) kritisierte: "Etwas Spaß ist ja in Ordnung, aber das könnte zu viel Spaß sein." OB Tscheuschner hatte zuvor erklärt, der Investor CR habe drei Varianten des Sportbades vorgestellt - "eine spaßfreie Lösung, eine mit etwas Spaß und eine mit viel Spaß".

Die in der IG Hallenbad zusammengeschlossenen Schwimmvereine zeigten sich indes erfreut über das Ratsvotum: Nun müsse das Bad tatsächlich so ausgeführt werden, wie die Schwimmer es für Training und Wettkampf benötigten, sagten deren Sprecher Andreas Dethleffsen und Michael Draeger. Außerdem brauchten die Schwimmer ausreichend Trainings- und Wettkampfzeiten - und bezahlbare Nutzungsgebühren.

Carlo Jolly, Holger Ohlsen


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