Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 20. März 2008

Glücksburg warnt vor Bäder-Kannibalismus

Campus-Hallenbad: Minister Hay sieht keinen Verstoß

Flensburg/Glücksburg
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sh:z

- Während Glücksburgs Stadtvertreter die Pläne zum Bau des Hallenbads auf dem Campus heftig kritisieren, hat der Flensburger Schwimmclub gestern deren Argument widerlegt, das geplante Becken sei mit 1,35 Metern zu flach für internationale Wettkämpfe.

Der Hallenbad-Entwurf, über den die Ratsversammlung heute in nicht-öffentlicher Sitzung entscheiden will, stelle eine nicht hinnehmbare Konkurrenz zu der vor gut einem Jahr in Glücksburg eröffneten Fördeland-Therme dar, so die Glücksburger Stadtvertreter am Montagabend.

"Wir appellieren eindringlich an den Flensburger Rat, diesen Entwurf nicht zu befürworten. Die Folge wäre ein Bäder-Kannibalismus erster Klasse", sagte der Glücksburger CDU-Fraktionschef Timo Petersen. "Wir blicken mit großer Sorge auf dieses Konzept. Findet sich dafür eine politische Mehrheit, wäre das kein fairer Umgang mit der Nachbargemeinde", sagte der SPD-Fraktionschef Rolf Glawischnig. So könnte das Campus-Hallenbad zur ersten großen Krise in der jungen Verwaltungs-Ehe zwischen Flensburg und Glücksburg werden.

In Flensburg planen Politik und Verwaltungsspitze ein reines Sportbad mit kleiner Sauna. Doch nach dem Entwurf, der sich gegen knapp 20 Konkurrenten bis auf die heutige Rats-Vorlage vorgearbeitet hat, werde es eher ein Spaß- denn ein Sportbad. "Ein Indiz dafür ist schon die Wassertiefe, die über weite Flächen nur 1,35 Meter beträgt, die vorgeschriebene Wettkampf-Tiefe beträgt 1,80 Meter", sagt CDU-Ratsherr Christoph Meißner. Dem widerspricht indes Michael Draeger, 1. Vorsitzender des Flensburger Schwimmclubs: Den Regularien des Weltschwimmverbandes Fina zufolge genüge - bei Vorhandensein von Startblöcken - eine Wassertiefe von 1,35 Metern, "obwohl für uns Schwimmer eine größere Wassertiefe natürlich sehr angenehm und anzustreben wäre", sagte Draeger. International anerkannt seien aber 1,35 Meter.

"Wird das Flensburger Bad nach dem verbliebenen Konzept gebaut, kommen wir uns voll ins Gehege. Der Einzugsbereich für beide Bäder wäre komplett derselbe", befürchtet indes John Witt, Stadtrat und Glücksburg-Beauftragter. Statt eines gut laufenden hätte die Region zwei kranke Erlebnisbäder. Witt: "Die Stadt Flensburg sollte sich bewusst sein, dass sie in diesem Fall durch die Bürgschafts-Regelung voll mit in der Risiko-Finanzierung der Fördeland Therme steckt."

Auch die sieben Millionen Euro an Fördermitteln des Landes für das Glücksburger Bad würden durch den Bau eines zweiten Spaßbads in den Sand gesetzt. Die Glücksburger hatten deshalb eine Stellungnahme des Innenministers verlangt, ob das verbliebene Konzept der Ausschreibung entspricht oder ob die gesamte Ausschreibung rechtswidrig sei. Genau das hat Minister Lothar Hay auf Anfrage von Wolfgang Kubicki, Chef der FDP-Landtagsfraktion, beantwortet. Dessen anderthalbseitiger Brief mündet in der Feststellung: "Ein Rechtsverstoß, der kommunalaufsichtliches Handeln erfordert, wurde nicht festgestellt."

ANJA WERNER


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