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Flensburger Tageblatt 29. Mai 2008

Kampf für Bad und Bürgermeister

Glücksburg klagt gegen den Innenminister und zieht für den Erhalt eines hauptamtlichen Bürgermeisters erneut vor das Verwaltungsgericht. Zum Schutz der Fördeland Therme vor dem geplanten Spaßbad in Flensburg soll eine Marketing-Offensive gestartet werden.

Glücksburg
/sh:z

Zwei harte Brocken mussten von der Glücksburger Politik und Verwaltung in jüngster Zeit geschluckt werden. Zum einen das Votum des Flensburger Rates für den Bau eines Hallenbads mit erheblichen Spaß-Elementen, das der jungen Fördeland Therme das Wasser abzugraben droht. Zum anderen bestätigte Innenminister Lothar Hay die Entscheidung seines Vorgängers Ralf Stegner, dass Glücksburg trotz seiner touristisch überregionalen Bedeutung keinen hauptamtlichen Bürgermeister behalten kann. Beide Entscheidungen wollen die Glücksburger nicht kampflos hinnehmen.

"Wir haben erneut Klage beim Verwaltungsgericht Schleswig eingereicht", sagt CDU-Fraktionschef Gerd Pirschel und verkündet damit den aktuellen Stand in der Streitfrage hauptamtlicher Bürgermeister oder Flensburger Stadtrat. Dabei geht es um den künftigen Titel von John Witt. Dessen Amtszeit als hauptamtlicher Bürgermeister lief vor einem Jahr aus. Bis Ende 2007 war Witt vom Landrat als Glücksburg-Beauftragter bestellt. Die Verlängerung dieser Frist lehnte der damalige Innenminister Stegner ab. Folge: Witt musste vom Rat des Verwaltungs-Ehepartners Flensburg zum Flensburger Stadtrat mit den Fachbereichen Glücksburg und Tourismus gewählt werden. Die Hoffnung, dass der neue Innenminister nach eingehender Prüfung, zu der das Verwaltungsgericht ihn aufgefordert hatte, zu einem anderen, zudem Kosten sparenden Ergebnis kommt, zerschlug sich vor kurzem. Erneut mit der Begründung, dass Glücksburg nach der kommunalen Strukturreform 2000 Einwohner für einen hauptamtlichen Bürgermeister fehlen. "Wir haben eine pauschale Absage erhalten. Die vom Gericht geforderte eingehende Prüfung und Beurteilung des Einzelfalls Glücksburg hat es bis heute nicht gegeben", sagt John Witt. "Dieses Votum ist mit dem Erhalt unserer politischen Selbstständigkeit, die im Vertrag mit Flensburg ausdrücklich festgeschrieben wurde, nicht vereinbar", betont SPD-Fraktionschef Dr. Rolf Glawischnig. Die endgültige Entscheidung liegt nun beim Verwaltungsgericht in Schleswig. Mit dem Verhandlungstermin wird nach den Sommerferien gerechnet. Bleibt Witt Stadtrat, wird es in Glücksburg künftig keinen Bürgervorsteher mehr, sondern einen ehrenamtlichen Bürgermeister geben. "Der Arbeitsaufwand für dieses Ehrenamt würde sich erheblich erhöhen", sagt die derzeitige Bürgervorsteherin Ellen Hackelsperger.

Auch in Sachen Hallenbad sind die Glücksburger zum Handeln bereit. "Eine professionelle Marketing-Offensive ist unsere einzige Chance", sagt SSW-Fraktionsvorsitzender Erko Müller. An dieser wird von der neuen Betriebsleiterin der Fördeland Therme derzeit intensiv gearbeitet. "Jeden Tag wird es Angebote geben, die Preise sinken und es sollen Pakete mit anderen touristischen Anbietern geschlossen werden", erläutert Witt. "Eine große Sorge bleibt. Denn der Einzugsbereich für beide Bäder ist fast identisch. Und deren Bewohnerzahl lässt sich nicht verdoppeln", erläutert Rolf Glawischnig.

Die Enttäuschung darüber, dass in Flensburg entgegen aller Absprachen kein reines Sportbad, sondern wie in Glücksburg ein Spaßbad gebaut wird, dessen Bau und Betrieb zudem kräftig subventioniert wird, sitzt noch immer tief. Es bleibt die Hoffnung, dass ein geplantes Gespräch bei Wirtschaftsminister Dietrich Austermann eine Wende bringt. "Oder im Laufe der Planung die Liste der Spaß-Elemente vom Flensburger Rat gekürzt wird", sagt Witt.

ANJA WERNER


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