Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensborg Avis 30.10.2008

Stadt macht sich selbst Konkurrenz

Verschwendung. Geplanter Schwimmbad-Bau bescherte Flensburg einen Eintrag im neuen Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler.

FLENSBURG. 113 Fälle von Verschwendung öffentlicher Gelder prangert der Bund Deutscher Steuerzahler in seinem kürzlich erschienenen "Schwarzbuch 2008" bundesweit an. Flensburg hat die zweifelhafte Ehre, mit dabei zu sein: Neben der als Bauruine dastehenden Keitum-Therme auf Sylt wird nämlich der Bau des neuen Campus-Schwimmbades als Negativ-Beispiel angeführt.

Der Bund der Steuerzahler stellt einen Zusammenhang zur Fördeland-Therme in Glücksburg her, die im ersten Betriebsjahr (2007) die angepeilten Besucherzahlen nicht erreichen konnte und deren Managerin jetzt - wie berichtet - noch einmal vor einer Konkurrenz in Flensburg warnte.

Die Argumentation des Steuerzahler-Bundes: Die Therme in Glücksburg (Baukosten 14,5 Millionen Euro) sei mit 7,1 Millionen Euro bezuschusst worden.

"Jetzt will ausgerechnet die an der Verlustabdeckung beteiligte Stadt Flensburg den Glücksburgern Konkurrenz machen", heißt es in dem Bericht.

Kein Bedarf

Hingewiesen wird auf den Widerstand des ehemaligen schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministers Dietrich Austermann (CDU), der jedoch keine Möglichkeit gesehen habe, regulierend einzugreifen und daher mit den Worten zitiert wird: "Kommunalpolitik ist das Recht, mit eigenem Geld Dummheiten zu machen."

Worin die Dummheit nach Meinung des Steuerzahlerbundes besteht, sagt Rainer Kersten, Geschäftsführer des Bundes in Schleswig-Holstein: "Wir sehen den Bau eines neuen Sportbades in Flensburg sehr positiv. Nur für das Spaß- und Erholungsbad gibt es keinen Bedarf, denn das gibt es in Glücksburg schon", so Kersten.

Gerade die neue Verwaltungsgemeinschaft mit Glücksburg zeige, wie absurd die Pläne seien: "Flensburg macht sich mit dem neuen Bad quasi selbst Konkurrenz."

Kein positives Beispiel

Kersten glaubt nicht an das von Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner angeführte Argument, dass eine Saunalandschaft zwingend notwendig sei, um ein Schwimmbad in Flensburg finanzierbar zu machen.

"Es gibt meines Wissens kein positives Beispiel dafür, dass es funktioniert wie geplant. Überall werden die vorhergesehenen Besucherzahlen unterschritten", sagt Rainer Kersten; und zieht insgesamt die Ausmaße des Flensburger Schwimmbad-Baues in Zweifel.

"Muss es denn unbedingt die größte und modernste Halle nördlich von Hamburg sein?", fragt er mit Blick auf die geplante 50-Meter-Bahn mit Zuschauer-Tribüne.

Eine "abgespeckte Version" fordert der Bund der Steuerzahler daher für Flensburg: "Ein gutes wettkampftaugliches Sportbad reicht als Ergänzung zur Fördeland-Therme vollkommen aus", folgert der Bericht.

Dirk Thöming


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