Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 18. März 2011

Verheerend: Das Campusbad rostet

Schwimmer und Trainer prangern Missstände an / Untersuchung mit haarsträubenden Ergebnissen / Betreiber reagiert "überrascht"

Flensburg

Extrem verschmutztes Wasser, schlechte Luft, rostige Metallteile im Regieraum, brauner Belag in der Schwimmhalle, defekte Zeitmessanlage: Flensburger Schwimmvereine schlagen Alarm. Nur ein Jahr nach der Eröffnung offenbaren sich am Campusbad schier unglaubliche Schäden.

Die Mängel lassen sich mit einem holprigen Start weder erklären noch entschuldigen. Denn um Kinderkrankheiten geht es längst nicht mehr. "Die Probleme sind hausgemacht", echauffiert sich Petra Hoffmann, 1. Vorsitzende des Flensburger Schwimmklubs (FSK). Sie mutmaßt: "Sind es vielleicht Energiespargründe, die hier auf Kosten der Gesundheit und Erhaltung des Bades gehen?" Hoffmann hatte sich bereits im Januar an Betreiber Wolfgang Tober gewandt - danach sei es vorübergehend besser geworden.

Jetzt hat sie ihre Vorwürfe in einem Schreiben nicht nur erneuert, sondern durch den Statusbericht der Fachfirma "German Timing", die sich der defekten Zeitmessanlage annehmen sollte, untermauert. Große Mengen an Haarbüscheln und Pflastern würden durch das Wasser treiben, moniert sie, die schlechte Luft führe zu Atemnot und Husten, zu brennenden Augen und Kopfschmerzen. Zudem müsse die Zeitmessanlage dringend instand gesetzt und für die Zukunft funktionstüchtig gemacht werden.

Über die Ursachen der schlechten Luftqualität kann Petra Hoffmann nur spekulieren. Doch sie steht mit ihrer Sorge nicht alleine da. Es gebe eine Vielzahl von Beschwerden von Schwimmern und Trainern. Einer von ihnen hat früher Leistungsschwimmer im FSK trainiert. Er berichtet von Hustenreiz und tränenden Augen. "German Timing" empfiehlt eine Klärung der Luftgüte, insbesondere des Chlorgehalts in der Luft. "Eine so stark aggressive Umgebungsluft scheint sehr ungewöhnlich zu sein", heißt es in der Untersuchung.

Die Ergebnisse lassen dem Leser die Haare zu Berge stehen - sie waren auch Gegenstand beim Verbandstag des Kreisschwimmverbandes. Demnach sehen Materialien im Regieraum "verheerend rostig" aus. Nach Installation der Zeitmessanlage und Anzeigetafel sei dort über Monate keine Klimaanlage gelaufen. Die Folge: Flugrost an Steckdosen, der Edelstahl-Fußbodenentwässerung, Monitoren, Computern, Verstärker und CD-Player. In der Schwimmhalle seien Verschraubungen an Startblöcken, Sprunganlagen und Türbändern braun angelaufen. Der Betreiber möge durch eine Zustandskontrolle klären lassen, ob es sich um niedergeschlagene Chloride oder Rost handele.

Doch der versteht die Welt nicht mehr. "Ich bin überrascht", sagt Wolfgang Tober, "und finde es schlimm, dass so etwas öffentlich ausgetragen wird". Die Wasserqualität werde regelmäßig untersucht, unter anderem durch das Gesundheitsamt, und sei nie beanstandet worden. "Wir haben 150 000 Gäste jährlich", sagt Tober. "Und kaum kriegt jemand Hautausschlag, ist schon das Schwimmbad schuld." Weiter: Die Lüftungsanlage laufe ordnungsgemäß, auch werde daran nicht gespart. Und der Kauf des Zeitmessers sei mit falschen Informationen vom Lieferanten bezüglich der Lagerung verknüpft gewesen. Verstärker und CD-Player habe er auf eigene Kosten angeschafft, "damit die Synchronschwimmer Musik haben". Ein Austausch käme ihn immer noch billiger als das Klimatisieren. "Das kostet mich viel mehr Geld."

Und schließlich holt Tober zum Gegenschlag aus. "Freizeitschwimmer und Saunagäste", sagt er, "haben fast nie etwas zu beanstanden. Immer sind es die Vereinsschwimmer." Doch nicht nur die leiden. Bald wird es auch die Stadt sein, wenn das Bad laut Vertrag nach 25 Jahren in ihren Besitz übergeht. Sollte sich der gegenwärtige Verfall ungebremst fortsetzen, wird sie eine Ruine erben.

Gunnar Dommasch


Zur Firmenübersicht Wolfgang Tober

Bodden-Therme Ribnitz-Damgarten: Thermen-Chef Wolfgang Tober soll Geld zurückzahlen


Presseübersicht Campusbad Flensburg