Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Flensburg: Trigon / C + T Development Südermarkt-Passage (Flensburg-Galerie)

Quelle: Flensburger Tageblatt 01.11.2004

Passage: Große Koalition für kleine Brücke

Der Planungsausschuss der Ratsversammlung beschloss auf Antrag der Bauverwaltung, den potenziellen Hauptmieter "Saturn" der Südermarkt-Passage über eine Kombination aus Brücke und Fahrstuhl mit dem Holm-Parkhaus zu verbinden. Doch ob das funktioniert, steht in den Sternen. Der dafür vorgesehene Platz ist knapp.

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Planungschef Dr. Peter Schroeders verbreitete wie gewohnt lässige Zuversicht. "Das ist technisch und physisch machbar", beschied er den politischen Entscheidungsträgern im Ausschuss, und die CDU-SPD-SSW-Koalitionäre hoben ohne weitere Zwischenfragen die Finger zum Ja (wir berichteten) - mit Ausnahme Glenn Dierkings und der bürgerschaftlichen Mitglieder Hans-Herbert Toelke (für die SPD) und Friedemann Ohms (Grüne). "Der Verwaltungsvorschlag ist so schwachsinnig, dass jede weitere Diskussion reine Zeitverschwendung ist", begründete der Bündnisgrüne Ohms nachher seine Ablehnung.

In ihrer ursprünglichen Planung sollte die Brücke direkt ins Holm-Parkhaus führen und eine Schwachstelle des 75-Millionen-Euro-Projektes ausgleichen: die geringe Anzahl von Stellplätzen. Mehr als 260 sind in der Südermarkt-Passage nicht unterzubringen - allein Saturn beansprucht das Doppelte dieser Kapazität. Kein Wunder, dass die Alarmglocken schrillten, als sich die Holmpassage im Spätsommer von der Brückenlösung verabschiedete. Die Berliner Investoren waren den Flensburger Kaufleuten suspekt geworden, das Projekt steuerte auf den größten anzunehmenden Planungsunfall zu. Fristen und Geldgeber drängten, "Saturn" drohte als Ankermieter abzuspringen, da entstand die der Berliner Projekt-Managerin Maria Koopmann zugeschriebene Idee mit dem Fahrstuhl - eine Notlösung, die kokett mit dem Charme des Saturn-Werbeslogans "Geiz ist geil!" korrespondiert.

Auf der einen Seite die Fahrbahn des Reismühlenhofes, auf der anderen das Grundstück der Holmpassage, dazwischen ein 2,40 Meter breiter Streifen städtischen Grunds, der eine schwere Bürde trägt. Hier muss nach den jetzt verabschiedeten Plänen eine Fahrstuhlkabine landen, die Menschen vom Holm-Parkhaus in die Brücke zur Südermarkt-Passage bringt und zurück. So recht weiß keiner der üblichen Wortführer im Planungsausschuss, wie das mit Flucht- und Rettungswegen, Einkaufswagen, Autoverkehr und schwer bepackten Menschen auf dem winzigen Raum funktionieren soll. "Darauf kann ich keine Antwort geben. Ich bin aber sicher, dass im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens alles voll und ganz genehmigt und allen Aspekten im vollen Umfang Genüge getan wird", sagt Ausschuss-Vorsitzender Stephan Menschel (SPD). Auch Heinz Günter Hergesell (SSW) hat keine weiteren Fragen. "Der Gutachter hat keine Probleme gesehen. Deshalb haben wir das auch abgesegnet." Allen Beteiligten gemein ist die Hoffnung, dass die Holmpassage ein Einsehen hat und doch noch die rettende Brücke zum Parkdeck bauen lässt. "Das wäre sicher die optimale Lösung", sagt Hans-Joachim Wnuck (CDU). "Noch ist nicht aller Tage Abend."

Die Änderung des Bebauungsplanes mit der Brüclenlösung für die Südermarkt-Passage muss an diesem Donnerstag noch die Ratsversammlung passieren.