Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Flensburg: Trigon / C + T Development Südermarkt-Passage (Flensburg-Galerie)

Quelle: Flensburger Tageblatt 22.01.2004

Passagen-Pleite: Trigon verbreitet Optimismus

Aus der Traum? Die Trigon arbeitet weiter an der Südermarkt-Passage, aber die fehlende Finanzierung wirft einen schwarzen Schatten auf die Zukunft. In Berlin macht man in Optimismus, in Flensburg üben sich Verwaltung und Politik einmal mehr in Glauben und Hoffnung.

Flensburg (Holger Ohlsen) - Die Hoffnung stirbt zuletzt - am Projekt der Südermarkt-Passage wird weiter gearbeitet. Bauverwaltung, Investor, Architekten und Teile der Kommunalpolitik setzen nach dem Offenbarungseid vom Dienstag auf ein Gelingen des Vorhabens. Die Trigon-Tochter "C & T Development GmbH & Co. KG" hat zwar kein Geld mehr für die Finanzierung der Passage, ist aber weiterhin voll operationsfähig, wie Projektleiterin Maria Koopmann gestern auf Anfrage sagte.

Das mag man glauben - oder nicht. Immerhin hatte Maria Koopmann vergangenen Freitag noch behauptet, die Finanzierung des Projekts sei gesichert - wohl wider besseres Wissen, wie man seit Dienstag vermuten muss. Apropos: Von einer gesicherten Finanzierung war in den vergangenen Monaten immer gern die Rede gewesen. Sie hatte trügerische Sicherheit verbreitet. Am Dienstag, in der Pressekonferenz nach der Koopmann-Beichte, verkleinerte Oberbürgermeister Hermann Stell sie zur relativen Größe. Das Wort Sicherheit bezog sich nie auf das Gesamtprojekt, sondern nur auf den aktuellen Planungsstand, sagte Stell. Die Zwischenfinanzierung war gesichert. Mehr nicht. Die Investoren und alle, die ihr Wort führten, hatten nur das Ergänzungswort "zwischen" weggelassen. Für den Oberbürgermeister kein Problem: Es sei Praxis, Finanzprobleme herunterzuspielen.

Auch jetzt ist von Problemen nicht die Rede. "Wir sind auf der Suche nach einem neuen Kooperationspartner, um das Projekt fortzuführen", sagte Maria Koopmann gestern. Mit der Ablehnung durch die Bayrische Landesbank verlor Trigon auch deren Tochter "Realis" als Partnerin. Jetzt wird Ersatz gesucht, sagt Koopman, Gespräche laufen. Ob sie mit der Konkurrenz verhandelt, ließ sie offen. "Es muss jemand sein, der etwas vom Einzelhandel versteht. Es kann also auch ein Partner aus der Branche sein."

Wer das sein wird, weiß noch niemand. Vielleicht ihre alte Firma mfi oder gar der Branchenführer ECE, den Oberbürgermeister Stell zu Beginn des Planungsabenteuers im Jahr 2000 noch zu Gunsten der Berliner Firma verschmäht hatte? Maria Koopmann mag es noch nicht sagen. Es sind mehrere Karpfen im Teich. Kleine und große.

Sie ist optimistisch. Optimismus ist Pflicht. In die seit Monaten stagnierenden Vermietungsverhandlungen sei Bewegung gekommen, sagt die Hauptausschuss-Vorsitzende Susanne Herold. Sie sagt das, als sei der ersehnte Durchbruch der Vielzahl seiner Ankündigungen müde geworden und wolle sich endlich ereignen. Bis Dienstag stand die Nadel wie festgelötet unter der 40-Prozent-Marke. Jetzt träumen Ratspolitiker von 61 Prozent. Maria Koopmann hatte es ihnen im Hauptausschuss berichtet. Hat sie ihnen auch über Namen, Fakten und Verträge berichtet? Nein, sagt CDU-Chefin Susanne Herold. Nur die Zahl hat sie genannt. 61 Prozent. Und glaubt sie das? Ja, das glaubt sie.

Viele in Flensburg fragen sich seit Dienstag, ob Trigon das Tief durchstehen wird. "Aber klar!", sagt Maria Koopmann. Die eigens für die Projektierung der Passage gegründete C & T Development GmbH & Co KG kann zwar keine Mieten und auch nicht den zum 5. Februar für das Steinbach-Haus fälligen Abschlag zahlen - aber man ist guter Dinge, das Projekt zu realisieren. Wobei Branchenkenner schon unken, eine Insolvenz der Passagen-KG sei angesichts ihrer zahlreichen Zahlungsverpflichtungen viel wahrscheinlicher und das Aus für das Großprojekt dann sicher: Verträge wären hinfällig, alles fiele auseinander, alles begänne von vorn. Aber Maria Koopmann widerspricht vehement. "Wir haben keinen Grund, zum Insolvenzrichter zu gehen!"