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Flensburg: Trigon / C + T Development Südermarkt-Passage (Flensburg-Galerie)

Quelle: Flensburger Tageblatt 23.12.2004

Südermarkt-Passage: Großbaustelle bringt Nachbarn in Rage

Kein Zweifel: An den Süderhofenden muss viel bewegt werden. Die Passagen-Großbaustelle bekommt ein eigenes Verkehrskonzept - eines, das heftigen Widerspruch provoziert.

Flensburg
ho

Die Großbaustelle Südermarkt-Passage wird ihren Nachbarn und den Innenstadtbesuchern einiges an Geduld abverlangen. Vor dem Planungsausschuss skizzierte Günther Clausen für den Generalunternehmer Strabag, was im nächsten Jahr auf die südliche Innenstadt zukommt. Verkehr und Lärm.

Die nackten Zahlen sind beeindruckend: Das fertige Objekt wird 205 000 Kubikmeter umbauten Raum darstellen. Darin verarbeitet sind 3500 Tonnen Stahl und 25 000 Kubikmeter Beton. Das Objekt ruht auf Pfählen, die bis zu 30 Meter tief in den ehemaligen Hafengrund gerammt werden. Zuvor müssen 65 000 Kubikmeter Abraum und 55 000 Kubikmeter Boden abgefahren werden, ein Teil davon gilt als hochgradig kontaminiert.

Die Logistik der Riesenbaustelle wird vor allem die Stressresistenz der Autofahrer auf den Süderhofenden auf eine Probe stellen, denn derartige Massen sind nur mit schweren Lastzügen zu bewegen. Nach Vorstellungen der Strabag soll der Baustellenverkehr maßgeblich über die Süderhofenden abgewickelt werden. Aber auch Nikolaistraße, Reismühlenhof und Knud-Larvad-Straße müssen mit 'ran - die Holmpassage wird während der zweijährigen Bauphase zur Verkehrsinsel.

Für die Aushubphase will die Strabag dort täglich rund 40 schwere Sattelzüge in den Umlauf schicken. Sie sollen die Baustelle über den Reismühlenhof anfahren und über Knud-Larvad-Straße und Nikolaistraße wieder verlassen. Eine weitere Option sieht eine Wartebucht neben der Busspur an den Süderhofenden vor. Konflikte werden da nicht zu vermeiden sein.

"Es ist eine der Besonderheiten dieses Projektes," so Clausen, "dass wir vier Gebäudeseiten haben, aber nur anderthalb zu erreichen sind." Clausen glaubt jedoch nicht, dass sich die Probleme am ebenso kurzen wie breiten Reismühlenhof mit den Parkhauszufahrten verdichten werden. "Die Hauptlast werden die Süderhofenden tragen."

Der Nachbar ist alles andere als begeistert. Jörg Barth, Geschäftsführer der Holmpassage, bewertet das Baustellenkonzept als Provokation, weil erneut gravierende Eingriffe in die Verkehrsabläufe seines Parkhauses nicht mit ihm als Betroffenem abgestimmt worden sind. Barth sieht massive Beeinträchtigungen und Gefährdungen für den Parkhaus-Verkehr voraus - von den wirtschaftlichen Folgen ganz zu schweigen. Er befürchtet, das Maßnahmenbündel der Stadt diene lediglich dem Zweck, den Druck auf das Unternehmen zu verstärken, um so doch noch den begehrten Anschluss seiner Parkdecks an die Konkurrenz zu erzwingen.

Auf jeden Fall sieht sich Barth in seinem jüngsten Schritt bestätigt. Wegen des seiner Ansicht nach ungenügenden Stellplatznachweises und der nach Fertigstellung der Südermarkt-Passage zu erwartenden Verkehrsprobleme hat er Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Vergangenen Freitag reichten die Hausjuristen überdies beim Verwaltungsgericht in Schleswig einen Antrag auf die Herstellung der aufschiebenden Wirkung dieses Widerspruchs nach. Sprich: Das Verwaltungsgericht muss darüber entscheiden, ob bis zur Klärung des Widerspruchs die Baustelle ruhen muss. Ein Baustopp droht - Barth rechnet mit einer schnellen Entscheidung.

Passend zur ohnehin angespannten Lage will die Strabag ihr Containerdorf vor der Südmauer des Parkhauses platzieren. Im Sinne kurzer Wege für Günther Clausen die nächstliegende Lösung - allerdings geht er davon aus, dass ihm ein sechs Meter breiter Grundstücksstreifen vor der Holmpassage zur Verfügung steht. Damit dürfte er falsch liegen. Zwar gibt es einen sechs Meter breiten Grünstreifen, aber davon gehören nur 2,05 Meter der Stadt. Und eines machte Jörg Barth schon klar: Bau-Container wird er auf seinem Grundstück ebenso wenig akzeptieren wie Sattelzüge vor der Parkhaus-Ausfahrt. "Wir werden alles tun, um diesen Irrsinn zu verhindern."