Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Flensburg: Trigon / C + T Development Südermarkt-Passage (Flensburg-Galerie)

Quelle: Flensburger Tageblatt 17.01.2004

Passage-Projekt weiter in Turbulenzen

Flensburg - Die geplante Südermarkt-Passage sorgt weiter für Schlagzeilen. Offenbar hat der Berliner Investor, der in Flensburg 75 Millionen Euro anlegen will, Probleme mit dem Kleingeld. Hausbesitzer, die an die Trigon-Tochter C & T verkauft oder verpachtet haben, ärgern sich über finanzielle Unregelmäßigkeiten.

Trigon: Kein Geld für die Planungs-Peanuts?

Wie liquide ist der Großinvestor der Südermarkt-Passage? Diese Frage stellt sich einer Reihe von Grundstücksbesitzern im Planungsgebiet. Nach Angaben der Trigon-Tochter C + T Development GmbH & Co. KG ist die Finanzierung des 75 Millionen Euro teuren Projekts gesichert. Allerdings scheint es größere Probleme mit dem Kleingeld zu geben.

Flensburg (ho)

Hans Steinbach ist nicht der einzige, der die Berliner Investoren von der knauserigen Seite erlebte. Steinbach (wir berichteten) wollte am 31. Dezember die Erfüllung eines im Juni vergangenen Jahres abgeschlossenen Kaufvertrages, sah aber bislang keinen Cent. Auch die Besitzer des Brinkmann-Gebäudes sind nicht recht zufrieden. Auch für diese Immobilie war am 31.12. der Kaufpreis fällig, auch für diese Immobilie wollte Trigon bei Vertragsende nicht zahlen, sondern lieber über eine sechsmonatige Verlängerung der Optionsfrist verhandeln, sagt eine Vertreterin der Eigentümerin.

Was die Verhandlungen so unerfreulich machte: Trigon sei zu diesem Zeitpunkt mit den vereinbarten Mietzahlungen für das Objekt im Rückstand gewesen - und offenbar auch nicht in der Lage, für die kommenden sechs Monate zu zahlen. In diesem Fall ging es weniger dramatisch zu als im Fall Steinbach, der seinen Vertrag annullierte. "Wir haben uns vertraglich auf eine Mietausfallzahlung verständigt", sagt die Sprecherin.

Auch bei Richard Orthmann hakte es häufiger. Der ehemalige Flensburger Steuerberater, der jetzt als Geschäftsmann in der Schweiz lebt, hatte den Berlinern das Nachbargebäude des Steinbach-Hauses verkauft - auf Grundlage einer Erbbaupacht. Doch der Fluss der monatlichen Pachtzinsen, sagt Orthmann, sei von Beginn an eher stockend gewesen. Erst die Entfaltung massiven Drucks habe Linderung geschaffen. Vorübergehend. Zuletzt sei die Zahlungsmoral wieder deutlich schlechter geworden.

Orthmann glaubt zu wissen, woran es hapert: Liquidität. "Da ist kein Geld und auch kein amerikanischer Geldgeber", behauptet er. Trigon beschaffe sich Mittel durch ein risikantes Investoren-Hopping, in dem für die jeweils nächsten Planungsschritte der Anlaufphase kurzfristig Finanziers mit 100-prozentigen Renditen gelockt werden.

Orthmann spricht wohl aus Erfahrung: "Ich bin im Dezember selbst von Trigon angesprochen worden. Die brauchten anderthalb Millionen Euro für den Bauantrag und ich wurde gefragt, ob ich nicht die Finanzierung übernehmen wolle. Sechs Monate später sollte ich drei Millionen zurückbekommen."

Die wunderbare Geldvermehrung ist seiner Ansicht nach ein durchaus realistischer Ansatz. Bei Großprojekten wie diesem bleibe am Ende ein schöner Gewinn übrig. "Und wenn so von 12,5 Millionen Euro nur noch 7,5 Millionen Euro übrig bleiben, ist das immer noch ein schöner Gewinn." Allerdings wollte sich Orthmann auf diese Risikofinanzierung nicht einlassen. Er glaubt nicht so recht an den Erfolg der Passage. Die Vermietungsfrage sei knifflig - und an ihr hängt alles: Eine seriöse Bank übernehme die Finanzierung derartiger Projekte ab einer Vermietungsquote von 60 bis 75 Prozent. Trigon selbst gibt den momentanen Vermietungsstand mit 40 Prozent an.

Im Hauptquartier des Berliner Investors reagierte man auf Nachfragen der Stadtredaktion ausgesprochen mürrisch. Maria Koopmann, die den bei seinen Flensburger Partnern sehr geschätzten Projekt-Manager Jens-Henning Ketter Ende 2003 beurlaubt hatte, fasste sich extrem kurz. "Darauf kann und will ich nicht antworten", sagte sie auf die Frage, warum Trigon seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkomme. Auch wie sie angesichts der Zahlungsprobleme von einer gesicherten Finanzierung sprechen könne, wollte sie nicht sagen. Man solle es dem Investor überlassen, mit wem er zusammenarbeite, meinte sie und riet: "Die Presse sollte das Projekt lieber positiv begleiten, statt es zu torpedieren."

Von der Stadt gab es keine Stellungnahme. Chefplaner Dr. Peter Schroeders, der sich das Auskunftssrecht vorbehält, war gestern nicht zu erreichen.