Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Tropenbad Waikiki Glücksburg

Presse Waikiki Glücksburg


Flensburger Tageblatt 25. September 1999

Spaßbad-Versammlung / Bürgermeister

"Es muss nicht unbedingt Waikiki sein"

Im Streit um den Bau eines Erlebnisbades in Glücksburg stellte sich Bürgermeister Hans-Werner Petersen am Donnerstag den Fragen der Öffentlichkeit. Sein Standpunkt: Die Stadt braucht ein Schwimmbad, um Kurort zu bleiben,aber es muss nicht zwingend "Waikiki" sein.

GLÜCKSBURG

(nett)

Überwiegend sachlich ging es in dem mit über 100 Menschen voll besetzten Saal im Haus im Kurgarten zu. Nur selten sah sich das sechsköpfige Podium um Bürgermeister Petersen - zu dem unter anderen auch "Waikiki"-Architekt Roger Klindtworth und Projektmanager Klaus-Dieter Schnell gehörten- der herben Kritik von Bürgern ausgesetzt, die ihre Fragen vom Saal aus stellten.

Bürger und Stadtvertretung waren sich grundsätzlich einig: "Glücksburg braucht ein Schwimmbad!" Für diese Feststellung erntete Petersen Applaus. Das marode Wellenbad müsse entweder saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden, sonst laufe Glücksburg Gefahr, seinen Status als Kurort zu verlieren. "Das Bad trägt zum jährlichen Verlust der Kurverwaltung seit Jahren mit rund 500000 Mark bei." Auch die Sicherheit des Betriebes sei inzwischen nicht mehr gewährleistet. Den Vorwurf, die Stadtvertretung habe das Bad vernachlässigt und lieber eine Promenade in Holnis gebaut, wies Petersen zurück.

Zur Änderung der bestehenden Bauleitplanung erklärte er, dies sei erforderlich, um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für künftige Investoren zu schaffen. "Ein Badbetreiber muss wissen, was er hier machen kann." Einstimmig sei deshalb die Änderung des Bebauungsplanes in der Stadtvertretung beschlossen worden. Erst jetzt laufe das Verfahren, in dem Anregungen, Fragen und Bedenken vorgebracht werden könnten.

Welche Rolle das "Waikiki" und die Unternehmensgruppe "Aqua Planet" in dem städtischen Vorhaben spiele, wollte man im Saal wissen. Petersen erläuterte, dass das "Waikiki" lediglich zum Planungsvorbild gewählt worden sei, weil es den üblichen Gegebenheiten eines Erlebnisbades entspreche. Von der Realisierung eines konkreten Projektes sei man noch weit entfernt. Die Zweifel an der Seriösität der Unternehmensgruppe "Aqua Planet" seien verfrüht. Bevor es Verträge gebe, würde Wirtschaftlichkeit und Seriösitiät eines zukünftigen Vertragspartners genau geprüft. Die Vermutung. dass es bereits Vertragsverhandlungen mit der "Aqua Planet" gebe, wies Petersen zurück.

Die finanzielle Beteiligung der Stadt am Bau des neuen Schwimmbades schloß er grundsätzlich aus. "Wir stellen den Grund zur Verfügung und schaffen die planungsrechtlichen Voraussetzungen- mehr nicht." Der Bürgermeister hielt aber an seiner Aussage fest, dass die Stadt überlegen müsse, den Bau als "ultima ratio" selbst unter Zuhilfenahme von Zuschüssen zu finanzieren, sollten sich keine Investoren finden.

"Waikiki": So könnte es aussehen

Endlich ein Modell

Anhand eines mitgebrachten Modells erläuterte Architekt Roger Klindtworth - Kooperationspartner der "Aqua Planet-Project" - wie ein mögliches Glücksburger Erlebnisbad "Waikiki" aussehen könnte

Mit einer Fläche von rund 3600 Quadratmetern würde das neue Bad 2000 Quadratmeter größer werden als das alte Wellenbad. Die zweistöckige Bebauung mit einer Höhe von acht Metern, würde allerdings in Teilbereichen nach oben überschritten. Dies sei im Eingangs- und im Saunabereich sowie am Rutschturm der Fall. Das Bad stelle sich als Addition verschiedener Freizeitmöglichkeiten dar, so Klindtworth. Es werde mit einem 25 Meter langen Sportbecken ausgestattet, das über einen Hubboden verfüge.

Die Hälfte des Beckens könne für verschiedene Zwecke abgesenkt oder angehoben werden. Weiterhin gäbe es ein Tropenbad mit einer Dachkuppel, die zur Hälfte verschiebbar sei, so dass das Dach geöffnet werden könnte. Das Bad werde einen Sauna, Beautie und Fitnessbereich haben und Eingangsbereich über Gastronomie und Geselligkeitszonen verfügen. Im Kinder- und Adventurebereich gäbe es als Rutschturm eine Plexiglasspirale.

Vorstellung des Finanzierungsplanes

Wer zahlt den Spaß?

Als "Person, die den Gedanken des Erlebnisbades nach Glücksburg getragen hat", stellte Bürgermeister Petersen am Donnerstag abend Klaus-Dieter Schnell vor.

Der Geschäftsführer der Firma "Medicoplan" bezeichnete sich selbst als Dienstleister der "Aqua Planet"-Management, für die er die Standortentwicklung in Deutschland übernommen habe. Schnell erläuterte seine Vorstellung von einer möglichen Realisierung des Erlebnisbades "Waikiki":

Die Finanzierung des 45 bis 46 Millionen teuren Neubaus werde ein seriöser Investor - eine Fonds-Gesellschaft - übernehmen. Als Betreiber des Bades solle dann in Glücksburg eine Gesellschaft gegründet werden. Zwischen dieser Betreibergesellschaft und dem Investor werde es einen langjährigen Mietvertrag über die Gebäudenutzung geben und das Bad im Rahmen eines Franchise-Vertrages mit der Unternehmensgruppe "Aqua-Planet" betrieben.

Unterdessen bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mühlhausen/Thüringen gegenüber dem Tageblatt, dass sich die dortigen Ermittlungen gegen Personen richten, die in der Führungsebene der Unternehmensgruppe "Aqua Planet" tätig sind.


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