Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Tropenbad Waikiki Glücksburg

Presse Waikiki Glücksburg


Flensburger Tageblatt 07.08.1999

Spaßruine?

"Wir sind sensibilisiert", sagt Bürgermeister Petersen. Und das ist gut so. "Aqua Planet", die Planer-Firma des Glücksburger "Waikiki"-Spaßbades, mußte in mehreren deutschen Städten Rückschläge hinnehmen. In Velbert ist ein vergleichbares Projekt vom Tisch, in Jülich bezweifelten die Stadtvertreter, daß die von "Aqua Planet" aufgestellte Wirtschaftlichkeitsanalyse mit realistischen Besucherzahlen arbeite. Die Stadt müßte über kurz oder lang für viel Geld das Prestigeobjekt übernehmen und Jahr für Jahr durch Zuschüsse in Millionenhöhe bluten, begründeten die Stadtvertreter die Ablehnung des Spaßbades. So wichtig, wie das Erlebnisbad für Glücksburg als Urlaubsort auch wäre, darf nicht freudiges Wunschdenken einen kritischen Blick auf die Machbarkeit des ehrgeizigen Projektes verstellen. Sonst hätte Glücksburg am Ende eine Spaßruine und kein Spaßbad.

Ole Michel

Bericht: Erste Lokalseite

Bundesweit Rückschläge für "Waikiki" - Betreiber

Glücksburg ist "sensibilisiert"

Aqua Planet, die Planer-Firma des Glücksburger "Waikiki"-Spaßbades, mußte in mehreren deutschen Städten Rückschläge hinnehmen. In Velbert und Jülich sind die Pläne vom Tisch, das "Waikiki" in Zeulenroda muß nach einem Rechtsstreit bis Ende des Jahres an die Stadt übergeben werden. In Glücksburg sei man "sensibilisiert", so Bürgermeister Petersen, man setze aber die Planungen fort.

GLÜCKSBURG (om)

Die Einwohner Velberts haben sich in einem Bürgerentscheid gegen gegen den Bau eines Spaßbades "Waikiki" ausgesprochen (Pressemitteilung der Stadt Velbert vom 13. Juni). Nach einem Bericht der Aachener Zeitung (16. Juni) stimmte der Stadtrat von Jülich geschlossen gegen ein Erlebnisbad "Waikiki" der Firma "Aqua Planet". Tenor: "Die erwarteten Besucherzahl ist unrealistisch, das Bad rechnet sich nicht, die Stadt müßte über kurz oder lang für viel Geld das Prestigeobjekt doch noch übernehmen und Jahr für Jahr durch Zuschüsse in Millionenhöhe bluten."

Der Bundesverband öffentlicher Bäder e.V. warnt allgemein vor Erlebnisbädern, die zunehmend in das Visier privater Investoren gerieten: "Dies überrascht, weil Bäder sehr teure Freizeitanlagen sind und Gewinne auch bei attraktiven Anlagen nur schwer zu erreichen sind." Daher gebe es nur sehr wenige Anlagen, die nicht in irgendeiner Form subventioniert worden sind. Der Bundesverband öffentlicher Bäder empfehle daher eine genaue Prüfung vor allem der Wirtschaftlichkeitsprognosen: "Dies ist besonders anzuraten, wenn Anbieter auch die Projektentwicklung, die Planung und die Bauausführung übernehmen und damit schon vor der Aufnahme des Betriebes Gewinne erzielen".

Nach einem Bericht der "Frankenpost" (31. Juli) muß die Betreiberfirma BWZ, hinter der die Aqua-Planet steht, das Tropen-Erlebnisbad "Waikiki" im thüringischen Zeulenroda spätestens zum 31. Dezember räumen und an die städtische Eigentumsgesellschaft WFZ übergeben. Das habe ein Schiedsgericht entschieden. Die finanziellen Forderungen der WFZ an die BWZ beliefen sich auf über eine Million Mark Laut Frankenpost (8. Juli) ermittelt die Staatsanwaltschaft in Mühlhausen gegen die Betreiberfirma wegen Subventionsbetruges, Betruges, Veruntreuung, Gründungsschwindels und Bestechung.

"Der Volksentscheid in Velbert richtete sich gegen den Standort des Bades", erklärt Rolf André, Projektleiter von Aqua Planet. In Jülich seien Zweifel an den Besucherzahlen aufgekommen. "Unsere Zahlen sind aber realistisch: Das hätte auch in Jülich funktioniert."
Nach dem Spruch des Schiedsgerichtes sei man nach wie vor in Verhandlungen mit der Stadt Zeulenroda. "Im Gegensatz zu Zeulenroda werden in Glücksburg keine öffentlichen Fördermittel fließen", bekräftigte André. Aqua-Planet sei bisher lediglich Planer. In welcher Form das Bad später betrieben werden solle, müsse mit den Investoren ausgehandelt werden. "Wenn Verluste auftreten, dann für die Investoren, nicht für die Stadt".

"Wir sind sensibilisiert" sagte Glücksburgs Bürgermeister Hans-Werner Petersen, um hinzuzufügen: Bevor wir uns endgültig festlegen, werden wir die Wirtschaftlichkeitsanalyse von Aqua Planet kritisch überprüfen". Mit dem "komplizierten Geflecht" in Zeulenroda seien die Planungen in Glücksburg nicht zu vergleichen. "Unser einziger Beitrag ist die Bauleitplanung und das Grundstück", betonte Petersen. "Es besteht derzeit kein Grund, nicht an Aqua Planet festzuhalten", sagte Petersen. "Schlimmstenfalls hätten wir zumindest einen fertigen Plan." Das würde die Bemühungen um einen anderen Investor erleichtern.

Anwohner befürchten "Verkehrschaos"

Die Glücksburgerin Ebba Mahler ist nicht grundsätzlich gegen ein Spaßbad. "Aber es gibt ein Verkehrschaos nach dem Bau", ist die Anwohnerin des Thingplatzes überzeugt. Deshalb hat sie Unterschriften gegen eine Parkplatzausfahrt am Philosophenweg zusammengetragen. "Ich war nur einen Nachmittag und einen Vormittag unterwegs und habe trotzdem schon 23 Unterschriften gesammelt", sagt Ebba Mahler. "Der Lärm vom Busparkplatz, die überall parkenden Autos: Wir haben heute schon ein hohes Verkehrsaufkommen. Wenn erst ein Bad da ist, kommen wir an diesem Pfropfen nicht mehr vorbei".

"Falls erforderlich, werden Lärmschutzmaßnahmen getroffen", sagte Bürgermeister Hans-Werner Petersen. Das werde ein Lärmschutzgutachten zeigen. "Wir werden zwei Zufahrten in der Sandwigstraße und nur eine Ausfahrt im Philosophenweg haben", erklärte Petersen. Die Belastung des Philosophenweges halte sich also in Grenzen.

Reimer Backen, Anwohner der Fördestraße, hat wegen des befürchteten Lärms und Verkehrs Widerspruch gegen die "Waikiki"-Pläne eingelegt. "Wenn wie erwartet 1500 Besucher täglich kommen, wird alles zugeparkt. Wenn sie nicht kommen, haben wir eine riesengroße Ruine". Backen befürchtet eher letzteres: "Ich habe im Internet gesucht: Überall, wo der Name Waikiki auftaucht, schrillen die Alarmglocken. "Heute träfen sich mehrere Anwohner, die das "Waikiki"-Projekt komplett ablehnten, in der Fördestraße. Wir wollen beraten, was wir gegen das Spaßbad noch unternehmen können".


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