Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa - Donautherme Wonnemar in Ingolstadt

Donaukurier 09.03.2004

"Ewiger" Interessenkonflikt in den Hallenbädern?

Freizeitschwimmer fühlen sich weiter eingeengt

Donaukurier

Ingolstadt (DK) Jahrelang hatten Stadtwerke und Kommunalpolitiker auf die Lösung der alten Ingolstädter Bädermisere durch das neue Freizeitbad "Wonnemar" verwiesen. Nun ist die Schwimmoper an der Südlichen Ringstraße bald fünf Monate in Betrieb, doch das enge Nebeneinander von Schul-, Freizeit- und Vereinsschwimmen im Hallenbad Südwest bewegt noch immer die Gemüter. Offenbar sind dort in den Abendstunden immer wieder mal "normale" Badegäste und die Akteure des SC Delphin auf Kollisionskurs.

An vielen Wochenenden hat der Verein das öffentliche Bad in der Ochsenschlacht ohnehin häufig mit Wettkampfveranstaltungen fest im Griff. Weil am kommenden Dienstag im Beirat der Freizeitanlagen GmbH der Stadtwerke auch über eine Ausdehnung der Mitbenutzung des Hallenbades Mitte durch den Schwimmverein abgestimmt werden soll, regt sich unter Bürgern, die in den alten Bädern ohne den Rummel (und das höhere Preisniveau) eines Freizeitbades ihre Bahnen ziehen wollen, jetzt Unmut. Einfache Badegäste, so die Sorge, werden in der Nutzung der städtischen Bäder weiter eingeschränkt.

Das Problem entspringt einer Gemengelage aus unterschiedlichen Interessen und Zwängen. So hat der inzwischen 1800 Mitglieder starke Verein große Mühe, seinen Nachwuchs ausreichend zu fördern. Präsident Eckehard Gebauer: "Ich habe 400 Kinder im Verein, die ich nicht ins Wasser bringe."

Kapazitäten wären im "Wonnemar" zwar frei, doch der SC Delphin kann sich die hier geforderten Tarife nicht leisten. Also steht Gebauer bei Freizeitanlagen-Geschäftsführer Heinz Maier "auf der Matte", der ihm die beiden Hallenbäder kostengünstiger vermieten kann. Maier hat in der Beratungsvorlage für seinen Beirat jetzt erläutert, dass eine zusätzliche Vermietung des Hallenbades Mitte an den SC am Montagnachmittag (14 bis 21 Uhr) schon deshalb Sinn mache, weil der Verein hier Schwimmunterricht geben könne, den die Stadtwerke-Tochter Freizeitanlagen GmbH mangels Personal nicht mehr leisten kann. Grundsätzlich, so Maier, seien dem SC Delphin schon länger zusätzliche Nutzungszeiten im Hallebad Mitte nach der Eröffnung des Freizeitbades in Aussicht gestellt worden.

"Das ärgert die Leute"

Wenn es so kommt, dann werden sich die "normalen" Freizeitschwimmer, die zum "Wonnemar" nichts hinzieht, weiter einschränken oder eher mal auf die auswärtigen Bäder ausweichen müssen · eine Entwicklung, die bei manchen dieser Bürger für Kopfschütteln sorgt. "Das ärgert die Leute, da wird unter den Duschen ständig drüber geredet", sagt eine häufige Nutzerin des Hallenbades Südwest, die sich schon verschiedentlich bei den Stadtwerken nach den Perspektiven der einfachen Badbenutzer erkundigt und über erlebte Interessenkollissionen beschwert hat. "Das traut sich natürlich nicht jeder; viele andere sehen das genauso, äußern sich aber nicht", glaubt die Frau.

Auch Heinz Maier weiß von solchen Beschwerden · "da gab es einige", sagt er dazu. Er wehrt sich aber gegen Unterstellungen, dass seine Freizeitanlagengesellschaft dem Verein über die Jahre immer mehr, den Normalkunden hingegen immer weniger Raum und Zeit gewidmet habe: "Der SC Delphin hat im Südwesten keine zusätzlichen Zeiten bekommen und bekommt sie auch nicht."

Beobachtungen von Freizeitschwimmern, wonach einzelne Bahnen für SC-Ausnahmeschwimmerin und Olympiahoffnung Janine Pietsch zuletzt länger als vereinbart abgeteilt worden sein sollen, mag Maier nicht bestätigen: "Wir beobachten das und sind bisher davon ausgegangen, dass es keine Konflikte mit den anderen Badegästen gibt." Maier ist wie SC-Präsident Gebauer allerdings der Meinung, dass die Förderung einer Spitzenschwimmerin auch ganz allgemein im Interesse der Stadt sein muss. "Wir wollen da eine Brücke schlagen; man muss auch mal einen Kompromiss eingehen", sagt der Freizeitanlagen-Chef dazu.

Vielleicht ist ja in einigen Jahren alles besser, wenn es dem SC Delphin doch noch gelingen sollte, sein lange ersehntes 50-Meter-Becken zu realisieren. Mit städtischen Mitteln darf angesichts leerer öffentlicher Kassen bekanntlich nicht gerechnet werden. Eckehard Gebauer feilt deshalb an einem Projekt mit privater Finanzierung, will die Katze aber nicht vor dem Herbst (der Verein feiert im Oktober sein 40-jähriges Bestehen) aus dem Sack lassen. Eine andere Idee, die vor Jahren mal durch die Kommunalpolitik geisterte, ist übrigens inzwischen "gestorben": Eine Übernahnme des Hallenbades Mitte durch den Schwimmverein oder eine von ihm zu gründende Gesellschaft wird es nicht geben. Das dortige Becken ist aus baulichen Gründen einfach nicht wettkampfgerecht.