Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa - Donautherme Wonnemar in Ingolstadt

Donaukurier 16.02.2005

Knapp 300 000 zahlende Badbesucher

Reimund Herbst

Ingolstadt (rh) Es ist alles eine Frage der Perspektive. Als Interspa-Geschäftsführer Volker Kurz im Oktober eine erste vorläufige Bilanz des neuen Freizeitbades mit 400 000 Besuchern zog, ließ er sich im DK so zitieren: "Das Ergebnis ist in Ordnung. Es könnte allerdings auch besser sein, wir sind von 450 000 ausgegangen." Am kommenden Dienstag legt die Betreiberfirma die engültigen Zahlen für das Kalenderjahr 2004 vor. Demnach kamen 336 000 - davon 299 000 zahlende - Besucher ins Freizeitbad, also deutlich weniger als erwartet. Für die Stadt ist dies trotzdem kein enttäuschender Start. "Insgesamt", lautet der Kommentar von Bürgermeister Albert Wittmann, "sind wir mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden."

Wie das Wonnemar bei den Bürgern Ingolstadts ankommt, das ist für den Finanzreferenten in doppelter Hinsicht interessant. Erstens ist Wittmann Vorsitzender im Beirat der Freizeitanlagen GmbH, wo das Badergebnis in der kommenden Woche diskutiert wird. Zweitens hängt von den Besucherzahlen auch ab, ob der Kämmerer einen Erbbauzins von der Betreiberfirma bekommt.

Das Wonnemar wurde, wie mehrfach berichtet, für 21,5 Millionen Euro auf einem Grundstück der Stadtwerke-Tochtergesellschaft gebaut. Die Stadt übernimmt Zins und Tilgung: 33 Jahre lang sind 1,5 Millionen jährlich zu bezahlen - Geld, das noch aus dem Erlös der Stadtwerke-Anteile stammt. Die Firma Interspa ist allein für den Betrieb verantwortlich und für zusätzliche Investitionen während der Laufzeit des Vertrages. Zu der Vereinbarung gehört auch, dass der Betreiber ab 300 000 zahlenden Besuchern pro Person zwei Euro Erbbauzins abführen muss.

Im Bericht für den Beirat werden exakt 336 017 Besucher aufgeführt. 37 013 von ihnen zahlten keinen Eintritt. Die größte Gruppe sind Schulkinder, die Gutscheine erhielten. Hinzu kamen Begleiter von Schwerbehinderten, Teilnehmer des Halbmarathons, Mitarbeiter und VIPs.

Unterm Strich wird also die Grenze von 300 000 zahlenden Besuchern im Jahr 2004 nicht ganz erreicht. "Nach Meinung der Betriebsleitung wird sich die Besucherzahl mit steigendem Bekanntheitsgrad und durch zusätzliche Angebote mittelfristig steigern lassen", lautet die Schlussbemerkung im Papier für den Beirat.

"Ein Betrieb muss sich erst entwickeln", glaubt Bürgermeister Wittmann, man sollte deshalb auch dem Wonnemar eine gewisse Zeit geben. "Entscheidend ist für uns, dass das Bad rentierlich läuft. Die schlechteste Lösung wäre, wenn wir selber einsteigen müssten." Falls in den nächsten Jahren die 400 000 Besucher erreicht werden, wäre dies nach Ansicht Wittmanns eine echte "Punktlandung".

Optimistisch stimmt den Kämmerer auch der Umsatzvergleich zwischen den Wonnemar-Bädern Ingolstadt, Wismar und Sonthofen. Nach Angaben von Interspa gibt der Gast in Ingolstadt durchschnittlich zwei Euro mehr aus - für Essen, Trinken, Badeartikel und ähnliches - als an den anderen Standorten. Die Besucher scheinen hier besonders zahlungskräftig zu sein.

Heinz Maier, Geschäftsführer der Freizeitanlagen GmbH, spricht nach einem Jahr von einem "guten Ergebnis, Tendenz steigend". Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass die knapp 300 000 zahlenden Besucher im Wonnemar mehr sind als in den kommunalen Bädern und im alten Eisstadion zusammen - und das bei deutlich höheren Eintrittspreisen. Die städtischen Bäder, für die Maier zuständig ist, werden aller Voraussicht nach am 1. März ihre Preise erhöhen. Auch darüber entscheidet am Dienstag der Beirat.