Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa - Donautherme Wonnemar in Ingolstadt

Donaukurier 05.10.2004

Lange Heizperiode beschert noch einmal Gewinn: Stadtwerke rutschen aber mehr und mehr ins Minus

Reimund Herbst

Ingolstadt (rh) Wenn die Stadtwerke von "positiven Einmaleffekten" sprechen, die im laufenden Geschäftsjahr einen unerwarteten Gewinn bescherten, dann meinen sie damit vor allem den langen Winter: Eine längere Heizperiode im Frühjahr 2004 erhöhte den Gasverbrauch und damit die Erträge aus der Energieversorgung. Was den Kunden nicht gefallen hat, das freut den Finanzbürgermeister umso mehr, denn der kann einen Jahresgewinn von 3,3 Millionen Euro einplanen. In den nächsten Jahren sieht es aber weit weniger erfreulich aus: Die Stadtwerke rechnen mit Verlusten.

Um zu verstehen, wie es um das Versorgungsunternehmen bestellt ist, muss man sich den Gesamtkonzern anschauen. Seit Mannheim mit im Boot sitzt, hat für den Ingolstädter Teil der Eigenbetrieb Wasserversorgung die Rolle der Konzernmutter übernommen. Bei ihr laufen die Gewinne und Verluste aller Töchter zusammen · also einerseits die Strom-, Gas- und Wassergeschäfte, andererseits die Defizite von Bädern, Eisstadion, Saturn-Arena und INVG.

Der aktuelle Wirtschaftsplan, vor allem aber die Prognosen für die kommenden Jahre zeigen aber mit aller Deutlichkeit, dass es an der Ringlerstraße immer schwieriger wird, unterm Strich noch die berühmte "schwarze Null" zu erreichen. Die Freizeitanlagen machen derzeit ein Minus von fünf Millionen, die INVG von sieben Millionen, dieses Geld will auf einem schwierigen Energiemarkt erst einmal erwirtschaftet sein.

Wachsende Schuldenlast

In der Finanzplanung wird für das Wirtschaftsjahr 2004/05 noch ein schmaler Gewinn der Konzernmutter von 132 000 Euro einkalkuliert, danach sind wachsende Verluste ausgewiesen. CSU-Sprecher Paul Lindemann wertete dies kürzlich als Alarmsignal und beantragte, dass die Bäder-Tochter Freizeitanlagen ihr Defizit um eine Million Euro senken soll, was vermutlich bald Eintrittspreiserhöhungen zur Folge haben wird.

Die Schulden der Stadtwerke steigen laut Prognosen stark an. Da ihr Eigenkapital durch Ausschüttungen an die notleidende Stadt geschrumpft ist, müssen Investitionen mehr und mehr durch Kredite finanziert werden. "Die Kreditverbindlichkeiten", so steht es im Wirtschaftsplan, "wachsen bis zum Ende des Geschäftsjahres 2008/09 auf 14 Millionen Euro an", damit steige der "Fremdfinanzierungsanteil auf fast 50 Prozent".

Seit dem laufenden Geschäftsjahr taucht in der Bilanz der Stadtwerke auch der Zuschuss an den Betreiber des Freizeitbades auf. Zur Vorgeschichte: Aus dem MVV-Verkaufserlös wurden damals 16,6 Millionen Euro auf die hohe Kante gelegt. Diese Reserve wird nun innerhalb der nächsten 30 Jahre aufgebraucht und in einzelnen Raten ans Wonnemar als Zuschuss bezahlt.