Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa - Donautherme Wonnemar in Ingolstadt

Donaukurier 26.10.2003

"Neue Dimension des Badevergnügens" in Ingolstadt

Ottmar Engasser

Ingolstadt (oe) Ein Spatenstich nach dem anderen, eine Eröffnung nach der anderen, in Ingolstadt kann von wirtschaftlichem Stillstand keine Rede sein. Kein Wunder, dass OB Dr. Lehmann am Freitagabend bei der Eröffnung der Donautherme Wonnemar eine überregionale Zeitung zitierte, die Ingolstadt das Prädikat "Boomtown" verliehen hat. Wenn Auswärtige das feststellen, wird es ernster genommen als von Einheimischen. Aber auch darüberhinaus gab es bei der Eröffnungsveranstaltung viel Lob und gegenseitiges Schulterklopfen. Die Donautherme Wonnemar bringe "eine neue Dimension des Badevergnügens" nach Ingolstadt sagte OB Lehmann, von einer "neuen Badekultur" sprach Architekt Horst Haag, und Volker Kurz, Geschäftsführer der Betreiberfirma Interspa, bejubelte ein "Freizeitbad der Extraklasse."

Bis die zahlreichen geladenen Gäste den Weg in das große Zelt fanden, das für die Eröffnungsfeier aufgestellt worden war, mussten sie sich erst orientieren. Das begann schon bei der Anfahrt. Viele Gäste steuerten den Parkplatz der Saturn-Arena an, von dort aus gab es aber kein Durchkommen zum Bad. Also wieder zurück auf die Südliche Ringstraße, unter der Schillerbrücke hindurch zum Wonnemar, auf dessen Parkplatz aber noch etliche Baustellenfahrzeuge herumstanden und den Zugang zum Bad erschwerten.

Wer es dann geschafft hatte, konnte erst einmal in aller Ruhe das Bad besichtigen und auch in den Sauna- und Wellnessbereich vordringen. Viele Besucher liefen dabei mehrmals im Kreis herum, weil sie den Ausgang zum Zelt nicht mehr fanden. Die Reaktionen der Besucher, darunter Kommunalpolitiker und leitende Mitarbeiter der Stadtverwaltung, waren trotzdem rundweg positiv bis begeistert. Vor allem die phantasievolle und aufwendige Gestaltung der gesamten Anlage stieß auf großes Gefallen, das Wellenbad wurde aber als etwas zu klein empfunden.

Baden konnten die Gäste der Eröffnungsfeier allerdings nicht, dafür bekamen sie ein üppiges Büffet und ein abwechslungsreiches Programm von Akrobatik bis Zauberei geboten, moderiert von Hans-Jürgen Bäumler. Ein Höhepunkt war die "Jörg-Knör-Show" mit Parodien und Stimmenimitationen.

Fernwärme aus der MVA

Natürlich kann eine derartige Feier nicht ohne Ansprachen über die Bühne gehen. Als Beleg für "Boomtown" Ingolstadt nannte OB Lehmann das Museum mobile von Audi und die Saturn-Arena sowie zwei Vorhaben, mit deren Bau gerade begonnen worden ist: das Multiplexkino beim Westpark und das FOC. Lehmann hob außerdem hervor, dass das Wonnemar mit Fernwärme aus der Müllverbrennungsanlage beheizt wird und die meisten Becken des Bads mit Thermalwasser gefüllt sind, das bei Bohrungen auf dem Gelände gefunden worden ist. Die Erfolgsaussichten des Wonnemar beurteilte der OB positiv: "Ich bin sicher, das wir mit dem Bad nicht baden gehen werden."

Interspa-Geschäftsführer Volker Kurz, der zuvor von Architekt Horst den symbolischen Schlüssel für das Bad entgegengenommen hatte, hob das "ganzheitliche Konzept" des Freizeitbads hervor, in das 25 Millionen Euro investiert worden seien. In der Donautherme Wonnemar könnten die Bürger Ingolstadts und der Region künftig "Stadturlaub statt Urlaub" erleben.

Für das Finanzierungsunternehmen Süd-Leasing, einer Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, sprach Alwin Schmitt, für das Bauunternehmen Walter Bau AG Traugott Spiegelhalter. Beide kamen allerdings mit der miserablen Akustik in dem großen Zelt überhaupt nicht zurecht, so dass sie kaum zu verstehen waren.

Noch bevor das offizielle Programm gegen Mitternacht zu Ende ging und "Tanz für alle" angesagt war, verließen viele Gäste die Feier. Wer nicht das Glück hatte, an einem Warmluftgebläse zu sitzen, dem war es in dem Zelt im Lauf des Abends zu kalt geworden.