Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

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Donaukurier 06.09.2000

Da waren's nur noch vier: Stadt prüft Bäderentwürfe

Ingolstadt (rh) Für die vielen Eishockeyfans des ERCI zählt wahrscheinlich nur eins: Wann endlich können ihre Cracks im neuen Stadion einlaufen? Doch mit einer exakten Antwort auf diese Frage kann IFG- Geschäftsführer Dr. Alfred Lehmann im Moment nicht dienen. Der städtische "Wirtschaftsminister" koordiniert die Planungen für das Freizeitbad und das Eisstadion, die nach einem Beschluss des Stadrates an der Südlichen Ringstraße gebaut werden sollen. Derzeitiger Stand der Dinge: Vier Investorengruppen sind in der engeren Wahl, ihre Entwürfe werden jetzt erst einmal genauer unter die Lupe genommen.

Der Tisch im Büro von Stadtbaurat Klaus Goebl reicht gerade aus, um die vier großen Modelle zu tragen, die von den Bewerbern eingereicht wurden. Zu sehen sind vier völlig verschiedene Varianten. Der eine Architekt baut fürs Erlebnisbad eine große Glaskuppel und stellt gleich daneben eine Eislauf- und Veranstaltungshalle, die leicht an ein Fabrikgebäude erinnert. Der andere wählt für den Eissporttempel eine offene, luftig-leichte Konstruktion. Einer weist 800 Parkplätze neben der Südlichen Ringstraße aus, ein anderer baut ein Parkhaus in der Nähe der Auffahrt zur Schillerbrücke.

Die Anbieter - Architekten und Investoren, die Erfahrung mit solchen Projekten haben - müssen sich an eine ganze Reihe von städtischen Vorgaben halten. So ist etwa ein Eisstadion gefordert, das rund 1500 Sitz- und 3500 Stehplätze hat, für die höchste Eishockeyliga wettkampftauglich und auch als Veranstaltungshalle nutzbar ist.

Für ihre Planungen dürfen die Bewerber das Grundstück an der Südlichen Ringstraße in Anspruch nehmen, auf dem bisher die Bundeswehrsoldaten Sport treiben. Das ist der Teil des Geländes nördlich der Einfahrt Manchinger Straße, ein Gebiet von immerhin sechs Hektar Größe, das der städtischen Tochtergesellschaft IFG gehört.

Die vier Investorengruppen stellen in ihren Unterlagen nicht nur dar, was für eine Gestaltung sie sich ausgedacht haben. Sie legen auch die Karten auf den Tisch, was die Wirtschaftlichkeit des späteren Betriebs betrifft. Wie berichtet, will sich die Stadt mit einem Zuschuss am Freizeitbad beteiligen. Letzte genannte Größenordnung: 1,7 Millionen Mark im Jahr.

Alles in allem, so Lehmann, sollen in die neuen Freizeitanlagen über 50 Millionen Mark investiert werden. Kein Wunder, dass die Anbieter vorher auf Herz und Nieren geprüft werden. "Das muss ja auch was Dauerhaftes sein", sagt Stadtplaner Siegfried Dengler, "es nützt uns nix, wenn sich nach fünf Jahren herausstellt, das ist ein Pleiteunternehmen."

Wie geht's nun weiter? Nach der Prüfung sollen die vier Angebote Ende September in der Bäderkommission des Stadtrates bewertet werden. "Es gibt noch keinen Favoriten", beteuert Lehmann. Ob die Kommission gleich eine Entscheidung trifft, sei völlig offen. "Es kann durchaus sein, dass ein Entwurf architektonisch die beste Lösung, aber wirtschaftlich nicht zu realisieren ist."

Aus diesem Grund hält der Wirtschaftsreferent auch nichts davon, sich auf einen genauen Termin für den Baubeginn festlegen zu lassen, auch wenn es die Eishockeyfans besonders eilig haben. "Hier geht's um viel Geld", gibt Lehmann zu bedenken, "das ist ein Grundstück in erstklassiger Lage, da muss man auch eine gewisse Ruhe bei der Entscheidung haben." Er könne nur eines versprechen, sagt der Referent: "Wir versuchen, das Projekt zügig durchzuziehen."

Manchem, der als warnendes Beispiel das Gießereigelände im Hinterkopf hat, mag das alles schon viel zu lange dauern. Aber auch ein Blick in die Landeshauptstadt zeigt, wie zäh so ein Entscheidungsprozess ablaufen kann. Verglichen mit dem jahrelangen Hickhack um das Münchener Olympiastadion kommen die Planungen für das Ingolstädter Freizeitbad geradezu im Eiltempo voran.