Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa - Donautherme Wonnemar in Ingolstadt

Donaukurier 29.10.2004

Wonnemar im ersten Jahr mit 400 000 Besuchern

Betreiberfirma Interspa will weiter zulegen

Reimund Herbst

Ingolstadt (rh) "Die Frage ist nicht: Brauchen wir ein solches Bad oder nicht? Wir brauchen es." Als der frühere OB Peter Schnell das vor fünf Jahren sagte, erklärte er den Bau eines Freizeitbades zu einem der wichtigsten Ziele in der Schlussphase seiner Amtszeit. Es dauerte dann doch noch eine ganze Weile, bis der neue Bäder- und Wellnesstempel · als "Donautherme Wonnemar" · im Oktober 2003 an der Südlichen Ringstraße seine Tore öffnete. Ein Jahr später zieht Geschäftsführer Volker Kurz von der Betreiberfirma Interspa eine erste Zwischenbilanz.

"Für die ganze Familie"

Die Bädergruppe Interspa unterhält zurzeit neben der Ingolstädter Donautherme noch Freizeitbäder in Wismar, Sonthofen und Bad Liebenwerda. Ab dem Frühjahr 2005 soll ein weiteres Bad gebaut werden, und zwar zum ersten Mal im Ausland, im polnischen Breslau. Das Wonnemar in Ingolstadt ist, wie Kurz selbstbewusst sagt, in der Breite seines Angebots "einzigartig" in Deutschland: Es bietet Rutschenturm neben Wellenbecken, Solarien und Außenbecken, Sauna und Kneippbereich, soll sich also · im Unterschied etwa zur Erdinger Therme · "an die ganze Familie" richten.

Vor dem Start des Wonnemar hatte eine Standortanalyse ergeben, dass die Betreiber mit knapp 480 000 Besuchern im Jahr rechnen und ihr Bad wirtschaftlich betreiben könnten. Geschäftsführer Kurz nennt als Bilanz im ersten Jahr des Bestehens rund 400 000 Besucher. "Das Ergebnis ist in Ordnung. Es könnte allerdings auch besser sein, wir sind von 450 000 ausgegangen." Der Interspa-Chef sieht mehrere Gründe, warum er in Ingolstadt die Zielmarke noch nicht erreicht hat. "Das ist hier eine einzigartige Situation, dass eine ganzjährige städtische Schwimmeinrichtung zur Verfügung steht." Anders als in den übrigen Wonnemar-Standorten habe Ingolstadt ein "hochsubventioniertes Hallenbad", das natürlich einen wesentlich günstigeren Eintrittspreis anbieten könne. Die Sport- und Bahnenschwimmer · eine Größenordnung von 100 000 im Jahr · fehlten im Freizeitbad.

"Wir haben nach wie vor die Öffentlichkeit, die Schulen und Vereine drin", sagt "Hauptkonkurrent" Heinz Maier, Geschäftsführer der Freizeitanlagen GmbH bei den Stadtwerken. Er findet jedoch, dass das Erlebnisbad sich "an eine andere Zielgruppe" richtet. Die Besucherfrequenz in den Hallenbädern Südwest und Mitte habe sich jedenfalls nach der Eröffnung des Wonnemar kaum verändert. "Die Entscheidung für das Erlebnisbad war absolut richtig", glaubt Maier deshalb.

Die allgemeine Konsumzurückhaltung vieler Bürger spielt nach Auffassung von Interspa-Chef Kurz keine Rolle in der Wonnemar-Besucherstatistik. "Ingolstadt ist von der Kaufkraft her top", erklärt der Manager. Nach aller Erfahrung würden die Leute, wenn sie denn sparen müssten, lieber auf einen Urlaub verzichten und sich dafür einen Wellnesstag oder ein -wochenende leisten.

"Man braucht einfach eine gewisse Zeit, um den Markt komplett zu erschließen", meint Kurz, "so ein Bad ist eine Einrichtung, die sich entwickeln muss." Das erste Jahr sei "immer ein Lehrjahr". Das Wonnemar beschäftigt derzeit 55 Vollzeitmitarbeiter und etwa die gleiche Zahl von Aushilfen. Ärgerlich findet der Geschäftsführer bis heute, dass der Eröffnungstermin im Oktober 2003 etwas zu früh gewesen sei, weil es am Anfang noch einige bauliche Mängel gegeben habe. Dadurch habe das Bad bei den Besuchern etliche Sympathien eingebüßt. "Wir hätten", sagt Kurz aus heutiger Sicht, "14 Tage später in Betrieb gehen sollen."