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Keitum Therme

Presse Keitum Therme, Sylt-Ost (Planung: Uwe Deyle)


Quelle: Sylter Rundschau 04.08.2006

Gemeinde gibt grünes Licht für Therme

Mit großer Mehrheit hat die Sylt-Oster Gemeindevertretung am Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung den Weg für die Auftragsvergabe an den "bevorzugten Bieter" frei gemacht. Nur die Vertreter der Wählergemeinschaft stimmten gegen den Beschluss, der bei den drei WSO-Abgeordneten und Kritikern des Projekts helle Empörung ausgelöst hat.

Tinnum
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- Die Therme kann gebaut werden. Mit einer Mehrheit von 11:3 Stimmen (vier Abgeordnete waren abwesend, eine Enthaltung) wurde die Verwaltung der Gemeinde Sylt-Ost beauftragt, in dem Verfahren zur Vergabe der Planung, Bau, Finanzierung und Betriebs der Keitum-Therme den Zuschlag auf das Angebot der Bietergemeinschaft um den Stuttgarter Investor Uwe Deyle (DMA Sylt Ost) zu erteilen.

Bürgermeister Christoph Schmatloch legte Wert auf die Feststellung, dass es sich damit noch nicht um eine Auftragsvergabe handele. Zunächst müsse die 14-Tage-Frist abgewartet werden, innerhalb derer der zweite Bieter Widerspruch einlegen könne. Diesem wurde noch in der Nacht zum Donnerstag eine Absage erteilt. Am 15. August soll die Abschlussverhandlung mit der Deyle-Gruppe stattfinden. "Erst danach", so Schmatloch, " wird vorbehaltlich einer Einigung der Auftrag erteilt." Grund für die Nachverhandlungen sind aktuelle Anmerkungen der Investitionsbank Schleswig-Holstein.

Diese müssen offenbar sehr kritisch ausgefallen sein, was die Finanzierung des Projekts betrifft. "Es wird immer klarer, dass wir hier in eine riesige Schuldenfalle tappen", meinte der WSO-Vorsitzende Jörg Ipsen. Ihn regt insbesondere auf, dass die umfangreiche Stellungnahme der Investitionsbank den Abgeordneten erst kurz vor der Sitzung vorgelegen hätte. "Eine Vorbereitung war nicht möglich. Unter diesen Bedingungen muss man eine Entscheidung von dieser Tragweite doch verschieben können." Überdies sei es unverantwortlich, dass die Bürger nicht vor dem Beschluss hinreichend informiert worden seien.

Immerhin will die Gemeinde dies mit einer Stellwand "in den nächsten zwei bis drei Wochen" nachholen. Schmatloch: "Durch das europäische Ausschreibungsverfahren war dies vorher leider nicht möglich."

Der Bürgermeister hob hervor, dass man einem Wunsch der Kritiker Rechnung getragen habe, indem man die Keitum-Therme von einer Überplanung des Mülheim-Grundstücks abgekoppelt habe. Der von der Czech-Gruppe angebotene Baukostenzuschuss von einer Million Euro für die Therme, der nur über eine Änderung des B-Plans zu erzielen wäre, müsse unter Umständen über andere Kanäle, zum Beispiel über ein Darlehen, aufgebracht werden.

Dem Beschluss vorangegangen war wiederum eine turbulente (halbe) Einwohnerfragestunde. Dr. Thomas Blanck, einer der vehementesten Kritiker, stellte noch einmal klar, dass von abwegigen Besucherzahlen für die Therme ausgegangen werde. "Demnach müsste jeder Sechste, der seinen Fuß auf die Insel setzt, das Bad besuchen". Blanck: "Das ist völlig illusorisch!"


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