Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Keitum Therme

Presse Keitum Therme, Sylt-Ost (Planung: Uwe Deyle)


Quelle: Sylter Rundschau 12.03.2010

Therme hat bisher 13,9 Mio. gekostet

6 Millionen Defizit landen beim ISTS, das Grundstück bei der Gemeinde Sylt

Langsam aber sicher kommt die Gemeinde Sylt dem Ziel näher, die wirtschaftliche Situation des Kurbetriebes der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost zu entwirren. Als ersten Schritt hat der Finanzausschuss der Gemeindevertretung die Feststellung der erst jetzt testierten Jahresabschlüsse 2006 und 2007 empfohlen. Für beide Jahre zusammen ergibt sich ein Überschuss von gut 250 000 Euro, der allerdings mit den Verlusten aus 2005 (456 000 Euro) verrechnet wird.

Zugleich wurde empfohlen, im Jahresabschluss für 2008 Korrekturen und Wertberichtigungen vorzunehmen, die die Keitum-Therme betreffen. Diese Korrekturen würden zu einem um 9,5 Millionen Euro höheren Fehlbetrag und daraus resultierend einem negativen Eigenkapital des Kurbetriebes von sechs Millionen Euro führen. Nach Abschluss seiner Sonderprüfung empfiehlt der beauftragte Wirtschaftsprüfer der Gemeinde, den Eigenbetrieb rückwirkend zum 1. Januar 2010 mit dem ISTS zu verschmelzen und ihm als Ausgleich für die finanziellen Lasten durch die Therme zwölf Jahre lang einen jährlichen Zuschuss von 500 000 Euro zu zahlen. Zugleich soll das Thermen-Grundstück aus dem Vermögen des Kurbetriebes herausgelöst und der Gemeinde übertragen werde. Nach Berechnungen des Wirtschaftsprüfers belaufen sich die Gesamtzahlungen von Gemeinde und Kurverwaltung für das Projekt Keitum-Therme bislang auf 13,864 Millionen Euro - davon 934 000 Euro für Beratungsleistungen.

Nach Ansicht des Finanzausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Jensen (CDU) und der meisten Politiker bietet dieses Vorgehen die Möglichkeit, endlich einen Schlussstrich unter das Thema Kurbetrieb Sylt-Ost zu ziehen und bei der Bewältigung der Thermen-Altlasten nach vorne zu blicken. Dass dennoch ein unbefriedigendes Gefühl bleibt, brachte Gerd Nielsen zum Ausdruck. "Die Abwicklung dieses ganzen Kapitels ist nicht optimal gelaufen, etwas mehr Transparenz wäre gut gewesen", bemängelte der SPD-Fraktionsvorsitzende.
Während Bürgermeisterin Petra Reiber die Kritik mit dem Hinweis auf die lange Zeit nicht vorliegenden Unterlagen zurückwies, sah Sönke Hansen (SWG) die Ursache noch in Sylt-Oster Zeiten. "Es gab in Sachen Therme offensichtlich ein Sammelsurium an Zuständigkeiten zwischen Gemeinde, Kurverwaltung und Betriebs KG, bei dem die Verantwortlichen irgendwann den Überblick verloren haben. Wir sollten froh sein, die Kiste jetzt endlich zumachen zu können."

Jörg Christiansen


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