Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Keitum Therme

Presse Keitum Therme, Sylt-Ost (Planung: Uwe Deyle)


Quelle: Sylter Rundschau 17.08.2006

Therme: Kritik trotz Nachbesserungen

Kritiker sehen zu großes finanzielles Risiko der Gemeinde / Bürgermeister will Vertrag in Kürze unterschreiben

Keitum
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- Als "positiv und wohlwollend" hat Sylt-Osts amtierender Bürgermeister Christoph Schmatloch gestern die Nachverhandlungen mit dem potenziellen Betreiber der in Keitum geplanten Therme samt Freibad bezeichnet. Wegen des offiziell nicht abgeschlossenen Ausschreibungsverfahrens (der zweite Bieter hat noch eine Einspruchsfrist) sah sich Schmatloch nicht in der Lage, Details der Verhandlungen zu nennen, erklärte aber, dass die Deyle-Gruppe bereit sei, ein höheres finanzielles Risiko zu übernehmen. Schmatloch: "Gerade für den Fall, dass die erwarteten Besucherzahlen nicht eintreten, wird dies vom Betreiber mit aufgefangen."

Dies war eine der Forderungen, die sich aus der Stellungnahme der Investitionsbank des Landes ergeben hatten. Wie berichtet wird das 14,5 Millionen Euro teure Projekt vom Land mit zinsgünstigen Krediten in Höhe von rund sechs Millionen sowie einem Zuschuss von fast 2,5 Millionen Euro gefördert.

Trotz der von Schmatloch angekündigten Nachbesserungen gibt es weiterhin vehemente Kritik. "Wir sehen die große Gefahr, dass die Gemeinde Millionen investiert, damit sich ein privater Betreiber ohne eigenes Risiko die Taschen füllt und irgendwann tschüss sagt", bringt es der WSO-Vorsitzende Jörg Ipsen auf den Punkt. Er hält das Vertragswerk für "löchrig und absolut nicht unterschriftsreif" und fordert die Gemeinde auf, "die Notbremse" zu ziehen. "Zumal unsere Recherchen immer mehr Zweifel am Leumund des Betreibers aufkommen lassen."

Ähnlich sieht es auch Dr. Thomas Blanck, einer der vehementesten Kritiker des Vertragswerkes. Für ihn ist es schlicht unerklärlich, wie die Gemeinde einen Vertrag unterschreiben kann, der ihr eine "unüberschaubare Schuldenlast" beschere und dem Betreiber nicht den geringsten Anreiz, wirtschaftlich zu arbeiten. "Und das alles auf Grundlage völlig utopischer Annahmen hinsichtlich der Besucherzahlen." Wie Ipsen verweist auch Blanck darauf, dass die Gemeinde durchaus noch die Möglichkeit hätte, aus dem Projekt auszusteigen. "Schadensersatz wird nur fällig, wenn ein Bieter die Ausschreibungsbedingungen zu hundert Prozent erfüllt, was nicht der Fall ist."

Dessen ungeachtet will Schmatloch die Verträge voraussichtlich noch in diesem Monat unterzeichnen. "Sobald sie überarbeitet sind, werden wir sie vom Wirtschaftsministerium und der Kommunalaufsicht prüfen lassen und dann gegebenenfalls unterschreiben." Wobei weiterhin unklar ist, ob die erforderliche Thermalsole in Keitum gefördert werden oder eingekauft werden soll. Die Rechte für eine Thermalbohrung liegen zwar seit fünf Tagen bei der Gemeinde, die Prüfung der Wirtschaftlichkeit von Sole- und Erdwärme-Nutzung wird jedoch noch einige Monate dauern.


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