Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Olpe Freizeitbad

Presse Freizeitbad Olpe


Westfalenpost 11.05.2001

Freibad entwickelt sich zum Zankapfel

Von Herbert Kranz Olpe. (WP) "Ein Freizeitbad für alle" stand auf den Faltblättern auf den Stühlen. Auf dem Handzettel der Interessengemeinschaft Freibad Olpe wurde die "Erhaltung der bestehenden Freibadanlage in ihrer jetzigen Größe (große Liegewiese, 800 Quadratmeter Wasserfläche)" gefordert. Genau diese Forderung wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Diskussionsveranstaltung in der Olper Stadthalle (wir berichteten).

Die Überlegungen (Bürgermeister Horst Müller: "Bisher nur Ideenskizzen.") stellte Dietmar Altenburg von der gleichnamigen Unternehmensberatung vor.

1. Zahlen: Im Jahr 2000 hatten das Hallenbad 160 714, das Freibad 19 158 und die Sauna 28 633 Besucher. Altenburg: 8 Prozent der Gesamtnutzer besuchen das Freibad, das in schlechtem baulichen Zustand sei.

2. Die Ziele: 25-Meter-Becken und Lehrschwimmbecken im Hallenbad sollen erhalten, weitere Erlebnisbereiche angebaut werden - mit der Möglichkeit, ganzjährig draußen zu schwimmen. Der Mutter-Kind-Bereich soll atraktiver werden. Im Außenbereich soll das Beach-Volleyballfeld erhalten werden, andere Attraktionen hinzukommen.

3. Das Problem: Die "große Lösung" hat laut Altenburg ein Manko: Sie ist nur in Richtung Freibadgelände realisierbar. Würde man aber auf den Umbau verzichten, so Altenburgs betriebswirtschaftliche Prüfung, werde der Investitionsbedarf bis 2005 so hoch, dass die Schließung des Bades drohe.

- Man könne doch das 50-Meter-Becken überdachen - etwa mit einer Traglufthalle. (Altenburgs Antwort: Das mache angesichts des schlechten Zustands des Beckens keinen Sinn.) - Viel zu teuer fand Reinhold Harnischmacher die Sanierung des Bads und den Bau eines weiteren Parkhauses in unmittelbarer Nähe.

- Auch die Interessengemeinschaft wolle das Freizeitbad attraktiv halten. Die Frage sei, ob man dafür 15 Mio. Mark ausgeben müsse. Das Freibad müsse auf jeden Fall erhalten werden, weil Kinder dort soziale Kontakte besser als anderswo pflegen könnten.

- Isolde Schürholz schlug vor, um den Freibadbereich herum zu investieren. Werner Pulte erläuterte, dass das Freibad deutlich mehr Besucher habe als angegeben: Kinder unter 6 Jahren zahlen keinen Eintritt, zählen also nicht. Außerdem kann man auch mit Hallenbadkarte ins Freibad. (Altenburg: Man wolle ja die Kinder an 365 Tagen im Jahr zufriedenstellen, nicht nur an wenigen Sonnentagen.) Der Geschäftsführer der Olper Stadtwerke, Wilfried Holtkamp, deutlich: "Wenn wir das Bad nicht hätten, würden Strom, Gas und Wasser keine Mark billiger." Außerdem, so Holtkamp, koste allein die ohnehin notwendige Sanierung des Bads zwischen 4,5 und 7 Mio. Mark.

Im Konkurrenzkampf der Bäder werde manches Bad auf der Strecke bleiben, meinte Pulte. Da müsse man fragen, ob sich Olpe nicht besser andwerweitig zugunsten der Bürger profiliere.

Es gab auch andere Meinungen: Das neue Bad-Konzept sei "gelebte Strukturpolitik"; die Interessengemeinschaft habe einige Unterschriften nur bekommen wegen der Behauptung, das Freibad entfalle komplett.

Am Ende - kurz vor 22 Uhr - lobte Bürgermeister Müller die "engagierte, temperamentvolle und faire Diskussion." "Jetzt sind Sie gefragt" steht auf dem Handzettel der Interessengemeinschaft. Das klingt wie ein Blick in die nahe Zukunft. Im Hauptausschuss soll am Montag (17 Uhr, Sitzungszimmer, Rathaus) eine "Satzung zur Durchführung von Bürgerentscheiden" erlassen werden.


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