Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Planungen Spaßbad Saarbrücken

Presse Spaßbad in Saarbrücken


Saarbrücker Zeitung 3. September 1990

Entscheidung über Spaßbad fällt in den Fraktionen

Tendenz geht in Richtung "Königstherme"

Saarbrücken (hei). Über die Erteilung einer Planungskonzeption für ein Erlebnisbad am Deutsch-Französischen Garten ist noch keine Entscheidung gefallen. Der Hauptausschuß des Stadtrats sah sich am Donnerstagabend außerstande, dem Stadtrat einen der beiden Bewerber zu empfehlen. Zuvor hatten zunächst Werner Deyle für die Königstherme und dann Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Saarparkbad ihre Vorstellungen dargelegt.

Während die Optionsbewerber ihre Positionen im öffentlichen Teil der Sitzung erläuterten, beriet der Ausschuß hinter verschlossener Tür über die unterschiedlichen Konzeptionen. Wenn auch kein Beschluß gefaßt wurde, so war dennoch nach Auskunft von Sitzungsteilnehmern eine Tendenz pro Königstherme erkennbar. Deyle ist in der Lage, der Stadt Planung, Bau und Betrieb der Anlage aus einer Hand anzubieten. Von Anfang an ist bei ihm somit die Frage des Betriebs definitiv geklärt, und mit dem Betreiber steht und fällt nun einmal eine solche Einrichtung. Deyle führte bei seiner Präsentation aus, Bau und Betrieb in einer Hand schließe die Gefahr aus, daß der Investor Kosten einspart, die später den Betreiber erheblich belasten können.

Alles auf eine Person zugeschnitten

Nach Informationen unserer Zeitung sind sich die Stadtverordneten allerdings auch über einen Nachteil der Königstherme-Bewerbung im Klaren. Hier sei alles auf eine Person zugeschnitten, auf Deyle eben. Selbst wenn der Stuttgarter Architekt finanziell nicht alleinstehe, so sei er doch außerordentlich stark engagiert. Beim einem Ausfall Deyles müsse man deshalb befürchten, daß sich das organisatorische Engagement eventuell reduziere.

Bei der Vorstellung beider Bewerber wurde deutlich, daß Königstherme und Arbeitsgemeinschaft gar nicht soweit auseinander sind. Beide legen Wert auf eine Anlage, die laute und leise Bereiche voneinander abgrenzt.

Das Erlebnisbad soll attraktiv für diejenigen sein, die den Rummel um Strömungskanäle, Wasserrutschen und Wasserfontainen haben wollen, aber auch für Besucher, die mehr die ruhige Entspannung in der Saunierwelt oder dem Whirlpool suchen. Der für Deyle unverzichtbare Bereich Regeneration mit Massage und Bewegungstherapie spielt auch im Konzept der Arbeitsgemeinschaft eine große Rolle.

Sitzung am 11. September

Unterschiede liegen mehr im Detail. Während die Arbeitsgemeinschaft für die große Erlebnishalle eine je nach Witterung verschiebbare Wand-Dachkonstruktion anstrebt, trennt Deyle die offenen und geschlossenen Badebereiche räumlich klar. Reizvoll erscheinen Deyles Vorstellungen von der Saunawelt, die die geographischen Chancen des Hangs zur Folsterhöhe nutzt. Ansprechend ist aber auch der Plan der Arbeitsgemeinschaft, die den Restaurationsbereich als Verbindungsstelle zwischen lautem und leisem Erlebnisbad vorsieht.

Die Mitglieder des Hauptausschusses werden ihre Fraktionen in der nächsten Woche ausführlich informieren und unmittelbar vor der Stadtratssitzung am 11. September noch einmal zusammenkommen, um eine Empfehlung an den gesamten Stadtrat auszusprechen. Nach derzeitigem Sachstand wird am 11. September in jedem Fall eine Entscheidung zugunsten des einen oder anderen Bewerbers fallen.

Bernd Heinrichs - Meine Meinung

Steinhart-Nachwehen

Nach dem unsäglichen Fall Steinhart versteht beim Spaßbad keiner mehr Spaß. Die Pleite mit dem Aquadrom des Stuttgarter Ex-Bankiers hat alle Beteiligten vorsichtig werden lassen. Die Verwaltung, sonst immer sehr schnell mit eindeutigen Empfehlungen an die gewählten Volksvertreter, hat dem Rat die alleinige Entscheidungskompetenz überlassen. Die Mitglieder des Hauptausschusses, in der Regel stets auf die Berücksichtigung ihrer Fachkompetenz bedacht, wollten am Donnerstag aber auch nicht recht Farbe bekennen. Es ist kein Geheimnis, daß die Fraktionen in ihrer Gesamtheit die Entscheidungsfreudigkeit der Ausschußmitglieder gebremst haben.

Den Worten einiger, der in ihrem Bewegungsdrang etwas gehemmten Ausschußmitglieder zufolge, soll ihnen dies aber ganz recht gewesen sein. Falls die zweite Spaßbadvariante zum Flop würde, wäre es sehr begrüßenswert, wenn die Verantwortung auf möglichst vielen Schultern ruhen würde. Insofern ist die Kritik des stellvertretenden CDU-Fraktionschefs, Dr. Gerd Bauer, an der Verwaltung auch nicht ganz redlich, da unverkennbar alle Beteiligten vor Alleingängen in die eine oder andere Richtung zurückschrecken.

Die Fraktionen jedenfalls müßten sich nach den detaillierten Vorträgen der beiden Bewerber inzwischen ein Bild machen können. Eine erneute Vertagung der Entscheidung im September wäre nicht zu vertreten.


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