Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Erlebnisbad Calypso Saarbrücken

Presse Erlebnisbad Calypso in Saarbrücken


Saarbrücker Zeitung 05.10. 2000

Jenseits einer Architektur von der Stange

Bau des 44 Millionen Mark teuren Spaßbades im Deutschmühlental macht Fortschritte - Buntsandsteinfels ragt zum Teil in das Gebäude

1000 Besucher gleichzeitig sollen sich, wenn alles nach Plan läuft, bereits im Herbst nächsten Jahres im Saarbrücker Spaßbad tummeln können. Die "SZ" hat sich auf der Großbaustelle umgesehen.

- VON ALEXANDRA RAETZER -
Saarbrücken. Von außen gleicht das Gelände im Deutschmühlental einer Mondlandschaft. Hohe Sandwälle versperren die Sicht durch den Zaun, der die riesige Baustelle umgibt. Doch ein Blick hinter die Kulisse verrät: Der Bau des geplanten Spaßbades geht voran. Lange Zeit war das im Deutschmühlental geplante Erlebnisbad erheblicher Zündstoff für politische Debatten. Und auch die Bürger verfolgten das Geschehen mit zunehmender Skepsis.

Denn wo einst das beliebte Deutschmühlenbad stand, schien einfach nichts zu passieren. Doch das hat sich seit einigen Wochen geändert. Am 21. August war offizieller Baubeginn, und "seitdem wird rund um die Uhr gearbeitet", wie Friedhelm Raatz, Geschäftsführender Gesellschafter der Spaßbad Saarbrücken GmbH berichtet. Während des Rohbaus sind auf der rund 9000 Quadratmeter großen Baustelle zwischen 50 und 70 Arbeiter tätig, und die "buttern richtig los", so Raatz zufrieden. Wie weit die Arbeiten mittlerweile fortgeschritten sind, ist für Passanten nicht zu erkennen. Denn die Baustelle, die gegenüber dem Messegelände beginnt und sich bis zum Nordeingang des Deutsch-Französischen-Gartens erstreckt, ist von einem Zaun umgeben, hinter dem sich meterhohe Sandwälle türmen.

Da hilft nur ein Blick hinter die Kulissen. Mit Schutzhelm ausgestattet führte uns Friedhelm Raatz in Begleitung von Annette Waldenburger, Assistentin der Geschäftsführung der Spaßbad Saarbrücken GmbH, an den Ort des Geschehens, um das bisherige Ergebnis der Bauarbeiten zu präsentieren. Von der felsigen Anhöhe aus, die das Gelände auf der gegenüberliegenden Seite des Deutschmühlentales umgibt, ist die tiefe Baugrube am besten einzusehen. Eine riesige Betonfläche bedeckt den Boden. Es ist, wie Raatz erklärt, die Bodenplatte des Erlebnisbades, die in nur einem Monat komplett fertiggestellt wurde. Ebenso wie Friedhelm Raatz ist auch der Architekt des Saarbrücker Spaßbades, Gerd Krummlauf, mit dem bisherigen Verlauf der Arbeiten zufrieden. Doch ein bisschen skeptisch blickt er dennoch drein, wenn es um den Zeitplan geht, demzufolge das Bad bereits am 30. September kommenden Jahres seine Tore öffnen soll. Denn bis dahin ist noch jede Menge zu tun, und von den Arbeitern wird einiges verlangt.

Was im Deutschmühlental gebaut wird, ist alles andere als "Architektur von der Stange", sagt Friedhelm Raatz, und Architekt Gerd Krummlauf nickt. Wie das Erlebnisbad aussehen wird, verrät ein Modell aus Pappe und Holz im Maßstab 1:50, das seit einigen Tagen die Büroräume der Spaßbad-Gesellschaft schmückt. Am Ende der Gersweilerstraße, wo derzeit Lastwagen auf die Baustelle rollen, werden später die Zufahrt zum Spaßbad sowie die dazugehörigen Parkplätze zu finden sein. Der Eingangsbereich ist zur Rechten von einem kleineren Verwaltungsgebäude, zur Linken vom Sportbad und der darüber liegender Sauna eingerahmt. Das Sportbad soll neben einem normalen Schwimmbecken auch einen 3,50 Meter tiefen Schnorchelbereich mit maritimem Ambiente beherbergen.

Dahinter werden sich Gastronomie und Erlebnisbadbereich befinden. Hier hat die Spaßbad Saarbrücken GmbH zahlreiche Attraktionen geplant: Neben einem Multifunktionsbecken mit einer Wasserfläche von über 140 Quadratmetern sollen unter anderem ein Wildwasserkanal, eine Warmgrotte, mehrere in den Außenbereich führende Rutschen, Whirlpools sowie ein Kinderbecken mit begehbarem Piratenschiff für abwechslungsreiches Badevergnügen sorgen. Insgesamt sollen sich rund 1000 Besucher gleichzeitig in dem 44 Millionen teuren Gebäude tummeln können. Die Architektur des riesigen Komplexes zeichnet sich durch eine verschachtelte Anordnung kleinerer Einheiten aus.

Zum Teil soll direkt in den Buntsandsteinfels gebaut werden, der an manchen Stellen in das Gebäude hineinragen wird. Pueblo-Stil heißt diese Bauweise, die insbesondere in Lateinamerika zu finden ist. Für mediteranes Flair sollen zudem zahlreiche Holzelemente, handverputzte Wände und passende Beleuchtung sorgen. Besonders markant erscheint auch das von halbrunden Holzbalken getragene Tonnendach des Erlebnisbades, das zum Deutschmühlental hin verglast werden soll. Ein luxuriöses Bad wird es werden, soviel ist klar.

Die Eintrittspreise werden letztendlich darüber entscheiden, wer sich diesen Luxus wird leisten können. Doch über dieses Thema möchte der "Hausherr", die Spaßbad Saarbrücken GmbH, derzeit noch nicht diskutieren.


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