Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Planungen Spaßbad Saarbrücken

Presse Spaßbad in Saarbrücken


Saarbrücker Zeitung 16. Juni 1990

Saarbrücken prüft eine Bade-Sauna-Wunderwelt

Nachfolgeprojekt des gescheiterten Aquadroms in Sicht

Saarbrücken/Königsbrunn. Die Entscheidung, wer im Saarbrücker Deutschmühlental am Deutsch-Französischen Garten ein Freizeit- und Erlebnisbad baut, wird erst nach der Sommerpause des Stadtrats fallen. Nachdem in der letzten Ratssitzung die Erteilung einer Option an den Bewerber "Arbeitsgemeinschaft Saarparkbad" vertagt worden war, weil sich ein weiterer Interessent bei der Stadt gemeldet hatte, besuchten an Fronleichnam Bürgermeister Helmut Müller und Stadtverordnete die von dem neuen Bewerber betriebene Königstherme in Königsbrunn bei Augsburg.

Wilde Wasser und FKK

Die Königstherme, eine "Bade-Sauna Wunderwelt", wie das Prospekt die Einrichtung betitelt, wurde 1984 von dem Stuttgarter Planungsbüro Deyle konzipiert. Eigentümer Werner Deyle ist auch Gesellschafter der Bau- und Betriebsgesellschaft, die das Erlebnisbad seither erfolgreich betreibt Rund 400 000 Besucher zählt die Anlage durchschnittlich im Jahr.

Bau und Betrieb in einer Hand, das ist die Geschäftsphilosophie des Architekten und Maschinenbauingenieurs Deyle, der maßgeblich am Bau der Sportstätten für die Winterolympiaden in Innsbruck, Sarajewo und Calgary beteiligt war. Darüber hinaus ist der Schwabe beim Deutschen Sportbund engagiert, für den er das Bundesleistungszentrum für Eislauf in Inzell sowie weitere Eisstadien und -hallen geplant und gebaut hat.

Den Gästen aus Saarbrücken erläuterte Deyle in Königsbrunn, wie er sich eine erfolgversprechende Wasser-Erlebniswelt im Deutschmühlental vorstellt. Das Gelände sei für eine solche Einrichtung bestens geeignet Die Hanglage ermögliche die Integration naturgegebener Bestandteile in das Bauobjekt Sechs Bereiche schweben dem Planer vor, die sowohl unabhängig voneinander als auch insgesamt genutzt werden könnten. Da ist zunächst der Abschnitt "Stille Wasser" zur Entspannung und Regeneration, dann die Abteilung "Wilde Wasser" mit Strömungskanal, Wasserfällen, Geysiren und Rutsche für die aktive Betätigung. Ein unverzichtbarer Bestandteil der "Thermen im Deutsch-Französischen Garten", wie Deyle unter Vermeidung des belasteten Begriffs "Spaßbad" die Anlage nennen möchte, ist die Sauna-Welt. In Königsbrunn ist diese Einrichtung ein absoluter Renner.

Großzügig konzipiert, mit gegliedertem. Innenbereich und einer Außenanlage, zu der eine FKK-Fläche gehört, bietet die Saunawelt eine Reihe von unterschiedlichen Betätigungsmöglichkeiten. Mittelfristig gehört nach Deyles Auffassung in die Anlage ein Gesundheitsbereich, der Massage und Bäderabteilungen umfaßt und vor allem von älteren Menschen angenommen wird. Völlig losgelöst von der Betriebsgesellschaft sollen Restauration und Hotel geführt werden. Diese Einrichtungen müßten verpachtet werden, wobei die Verpächter allerdings sicherstellen müßten, daß das Preisgefüge sich in einem sozialverträglichen Rahmen bewege.

Soziale Staffelung

Die soziale Komponente ist ohnehin für Deyle ein wichtiger Faktor. Gestaffelte Preise und spürbare Preisnachlässe für Mehrfachbenutzer seien nötig, um den Eindruck der Unerschwinglichkeit zu vermeiden. In Königsbrunn hat Deyle diesen Anspruch durch "Clubkarten" realisiert, die den Eintritt zum halben Tarifpreis gestatten. In Königsbrunn liegen die normalen Preise zwischen 34 DM (Komplett-Tageskarte) und 4 DM (Zwei-Stunden-Kinderkarte).

BERND HEINRICH


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