Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Erlebnisbad Calypso Saarbrücken

Presse Erlebnisbad Calypso in Saarbrücken


Saarbrücker Zeitung 25./26.3. 2000

Spaßbad GmbH wollte GIU-Geschäftsführer beteiligen

Die Verträge über das 42-Millionen-Mark-Projekt sind voller Fallstricke für die Parkhausgesellschaft und damit die Steuerzahler - Die städtische GIU machte die Projektkonzeption

Die Freude am Saarbrücker Spaßbad ist nicht mehr ungetrübt. Das Millionenprojekt birgt auch Risiken für die Allgemeinheit. Und die privaten Baderbauer haben angeblich versucht, einen städtischen Geschäftsführer in ihr Boot zu ziehen.

- Von WOLFGANG IHL -

Die Suche nach den Erbauern des 42 Millionen Mark teuren Saarbrücker Spaßbades ist mühsam. "Ich finde nichts, weder unter ,S&S Spaßbad Saarbrücken GmbH", noch unter ,S&S" oder unter ,Spaßbad". Haben Sie eine Adresse?" Die freundliche Dame der Telefonauskunft ist ratlos. Die Mitteilung der im Handelsregister genannten Firmenanschrift hilft ihr aber nicht weiter. Keine passende Telefonnummer. Dafür mehrere Nummern anderer Firmen im genannten Gebäude. Darunter als Hausherrin die großteils städtische "Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung", kurz GIU genannt. Auch beim Ausflug zum Firmensitz der S&S GmbH kommt nicht viel mehr heraus: Kein passendes Schild außen am Haus oder drinnen in Sicht. Aber ein Briefkasten der "S&S Spaßbad Saarbrücken" ist da. Natürlich auch einer der Hausherrin GIU.

Damit ist die Suche praktisch wieder am Anfang. Doch halt: Vielleicht hat die städtische GIU ja was mit dem Spaßbad zu tun. Die Antwort findet sich in früheren Zeitungsartikeln. Dort hieß es Anfang 1999 mehrfach, die städtische Parkhausgesellschaft PHG werde das Spaßbad bauen, und die städtische GIU werde es anschließend federführend betreiben. Das Konzept wurde auch vom Stadtrat abgesegnet. Schließlich ist GIU-Geschäftsführer Dr. Martin Koch Schwimmbadexperte und der geeignete Mann für diese Aufgabe. Außerdem behält die Stadt so alle Fäden in der Hand.

Im November 1999 - nach Abschluss der Spaßbad-Verträge - taucht plötzlich ein anderes Konzept in den Schlagzeilen auf, das so offenbar nicht ausdrücklich vom Stadtrat gebilligt wurde: Bezahlen muss weiterhin die städtische PHG. Gebaut wird das Bad aber von der privaten Spaßbad-GmbH, die es an die PHG für 42 Millionen Mark verkauft. Und es wieder von der PHG zurückpachtet, um das Erlebnisbad zu betreiben. Ohne die städtische GIU. Die ist trotzdem nicht raus aus dem Boot. Sie ist nunmehr für "Projektmanagement" sowie "Qualitäts- und Kostenkontrolle" zuständig. Der GIU-Geschäftsführer Koch stellt denn auch Einzelheiten das Bauvorhabens bei der Saarbrücker SPD-Ratsfraktion und gegenüber unserer Zeitung vor - und lobt das Millionen-Projekt jeweils in höchsten Tönen. In den Diskussionen, die sich in den Artikeln unserer Zeitung widerspiegeln, scheint der Verlauf der Grenzen klar: Die Stadt und deren PHG verzichten zwar auf ihre Federführung beim Spaßbad-Projekt, kontrollieren aber wenigstens noch alles über die städtische GIU. Und wahren auf diesem Weg die Interessen der Allgemeinheit.

Nach und nach tauchen jedoch Indizien auf, die an dieser Einschätzung zweifeln lassen. Da sind zunächst einmal die Spaßbad-Verträge, die den Großteil der Risiken des Projekts auf den Schultern der städtischen Parkhausgesellschaft PHG abladen (hierzu der untenstehende Text (K)ein Buch mit sieben Siegeln). Wobei an deren Entwurf die GIU federführend beteiligt war. Dazu kommen weitere Faktoren: Der Antrag der privaten Spaßbad GmbH auf Eintragung ins Handelsregister trägt den Faxstempel der GIU. Und als zu Beginn der Bodenarbeiten kürzlich eine Wasserleitung platze, erklärte GIU-Geschäftsführer Koch der Öffentlichkeit, was genau passiert war. Nicht etwa die Verantwortlichen der Spaßbad GmbH. GIU-Chef Koch scheint also so etwas zu sein, wie der hiesige Statthalter der Baderbauer. Eine eher beiläufgige Bemerkung im Gespräch mit einem hochrangigen Vertreter der Parkhausgesellschaft bestätigt diese Vermutung: "Dr. Koch? Er ist für die S&S GmbH aktiv, nicht für uns!" Koch mache das Projektmanagement nebst Qualitäts- und Kostenkontrolle für die Spaßbad GmbH. Fazit: Der städtische Geschäftsführer ist nicht etwa für die Wahrung der Interessen von Stadt und Allgemeinheit verantwortlich. Sondern allein für die Interessen der privaten GmbH auf der anderen Seite des Millionen-Geschäfts. Eine ziemlich gewagte Konstruktion.

Sie gewinnt zusätzlich an Brisanz durch eine im Handelsregister abgeheftete Vollmacht von Willi Reitz, dem Geschäftsführer der Spaßbad GmbH. Sie wurde am 17. August, also vor Abschluss der Spaßbad-Verträge geschrieben. Inhalt: Reitz ermächtigt seinen Sohn mit GIU-Geschäftsführer Dr. Martin Koch einen Optionsvertrag über einen Anteil an der Spaßbad-GmbH abzuschließen. Hoppla: Ist Dr. Koch etwa auch noch heimlich an der S&S GmbH beteiligt? Die eindeutige Antwort des GIU-Geschäftsführers lässt aufatmen: "Nein, natürlich nicht. Sie wollten mich aber mit ins Boot nehmen." Hintergrund: Er habe die Kosten- und Besucherkalkulation für die Spaßbad GmbH gemacht. Daraufhin habe es geheißen: "Wenn sie davon überzeugt sind, dann machen sie doch mit." Es habe dann sogar ein schriftliches Angebot zum Einsteigen gegeben, so Koch weiter. Seine Reaktion: "Ich habe das Angebot schriftlich zurückgewiesen."


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