Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 07. August 2010

Befürworter der Therme schöpfen wieder Hoffnung

Gutachter: Schleswiger Projekt hat ein "Alleinstellungsmerkmal"

Schleswig

Das neue Gutachten über die überversorgte Bäderlandschaft in Schleswig-Holstein könnte den Befürwortern der Schleswiger Therme nun doch den Weg zu den Fördertöpfen des Landes eröffnen. Zwar raten die Experten dem Wirtschaftsminister grundsätzlich dazu, neue Bäder sehr restriktiv zu fördern, doch dies scheint nur bedingt für das Schleswiger Projekt zu gelten. Wie Politiker berichten, werde in dem Gutachten Folgendes festgestellt: Im Gegensatz zu den anderen vier Bädern, die im Norden neu errichtet werden sollen, stoße die Therme auf der Freiheit mit ihrer Ausrichtung auf Gesundheit in eine Marktlücke hinein.

Das mit Spannung erwartete Gutachten soll in diesen Tagen im Rathaus eingehen. "Für mich wäre es keine Überraschung, wenn festgestellt worden sein sollte, dass die Gesundheitstherme in Schleswig-Holstein konkurrenzlos ist", sagt der amtierende Bürgermeister Frank Neubauer (CDU). Sobald sich die Stadt mit dem Gutachten befasst hat, sind Gespräche mit dem Land über das weitere Vorgehen geplant.

Dabei dürfte es auch um die Frage gehen, wie konsequent sich die Schleswiger Therme auf den Gesundheitsaspekt konzentrieren müsste, um an bis zu 9,8 Millionen Euro Landesmittel zu kommen. Nach Recherchen unserer Zeitung hat man im Wirtschaftsministerium Zweifel an den Plänen der Stadt, ein modernes Hallenbad an die Therme anzudocken. Im Schwimmbad planschende Kinder und Jugendliche könnten die Besucher der Gesundheitstherme stören, heißt es. Eine mögliche Option: Die Therme wird gebaut, aber ohne Hallenbad. Das wiederum würde bedeuten, dass das bestehende Bad an der Friedrich-Ebert-Straße nicht geschlossen werden müsste.

Diese Lösung allerdings wäre für die Thermenbefürworter Segen und Fluch zugleich. Ein politisch heikler, aber vom Rat versprochener Bürgerentscheid über die Zukunft des städtischen Hallenbades und damit indirekt über das Projekt Therme wäre zwar überflüssig, allerdings müsste man die Finanzierung des Prestigeprojekts Therme überdenken. Bisher war vorgesehen, jährlich maximal eine halbe Million Euro an die Betreiber der Therme zu überweisen - quasi als Nutzungsentgelt für die neue Schwimmhalle, die auch den Schulen und Vereinen zur Verfügung stehen soll. Gäbe es jedoch kein neues Schwimmbad, gäbe es auch keinen jährlichen Zuschuss. Und ein Umlenken der jährlich zu zahlenden Gelder direkt in die von einem privaten Betreiber geführte Therme ist juristisch kaum möglich. Hinzu kommt, dass der Stadt finanziell die Hände gebunden wären, da ein Weiterbetrieb der bestehenden Schwimmhalle genau die städtischen Gelder binden würde, die eigentlich für das Hallenbad an der Therme vorgesehen sind.

Bürgermeister Neubauer allerdings können die Überlegungen aus Kiel nicht erschüttern. Er hält es für unproblematisch, an die Gesundheitstherme ein Schwimmbad anzudocken, "allerdings müssen es zwei voneinander getrennte Gebäudeteile sein". Man dürfe nicht aus den Augen verlieren, dass das derzeitige städtische Hallenbad marode sei und für mindestens vier Millionen Euro saniert werden müsste. "Auf der Freiheit würden wir stattdessen ein nagelneues Bad bekommen."

dj


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